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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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als dass ich sie schon bemerkt hätte, bevor ich es laufen ließ, aber jetzt konnte ich nicht mehr aufhören. Zu viel Kaffee in diesem Diner ein Stück die Straße runter. Ich wandte mich daher hastig ab und versuchte, schnell fertig zu werden. Schnell. Bevor sie das Plätschern hörte. Bevor sie sich umdrehte und mich bemerkte. Bevor sie etwas sagte.
    Was macht sie hier?, fragte ich mich ununterbrochen.
    Und noch dazu in einem Käfig.
    Scheiße!
    Ich muss von hier verschwinden!
    Ich war schockiert, verwirrt, peinlich berührt, erschrocken. Und beschämt darüber, dass mein Schwanz steif wurde. Weil er draußen war, nehme ich an, in Gegenwart einer Frau. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnte.
    Sie kann ihn sehen, wenn ich mich umdrehe, dachte ich. Wenn sie hinsieht.
    Natürlich drehte ich mich nicht um.
    Endlich war ich fertig und schüttelte die letzten Tropfen ab. Ich hatte wirklich Mühe, meinen Ständer wieder in meiner Jeans zu verstauen.
    Ich zog den Reißverschluss hoch und blickte über meine Schulter.
    Das Mädchen lag noch immer zusammengekauert auf dem Käfigboden und hatte mir den Rücken zugewandt.
    Ich rannte davon. Die vertrockneten, toten Blätter unter meinen Schuhen knisterten und knackten, ganz gleich, wie leichtfüßig ich zu laufen versuchte. Ich rechnete damit, dass das Mädchen jede Sekunde nach mir rief. Aber das tat sie nicht. Als ich zurückschaute, waren sie und ihr Käfig endlich außer Sichtweite. Ich konnte nur noch den dichten Wald und seine düsteren Schatten erkennen, einzig von ein paar vereinzelten morgendlichen Sonnenstrahlen durchbrochen, die durch die Baumkronen herabfielen.
    Ich kehrte zu meinem Jeep zurück. Er parkte am Rand der unbefestigten Straße. Die Beifahrertür stand offen und wartete auf mich. Ich stieg ein.
    »Das hat ja ganz schön gedauert«, beschwerte sich Mike. »Musstest du einen abseilen?«
    »Nein, nur pinkeln.«
    »Du bist eine Meile durch den Wald gelaufen, nur um zu pissen? Das hättest du doch auch hier erledigen können.«
    »Ich bin keine Meile gelaufen.«
    Er ließ den Motor an. »Bei dem Wahnsinnsverkehr hier hättest du das sogar mitten auf der Straße erledigen können.«
    »Ich hab gern ein bisschen Privatsphäre«, erwiderte ich.
    »Als ob ich dir dabei zuschauen wollte. Mach mal halblang. Seh ich vielleicht aus wie ’n Homo?«
    »Du siehst aus wie ’n Volltrottel.«
    Übrigens waren wir beide 16. Nur für den Fall, dass das angesichts des hohen Niveaus unserer Unterhaltung und unserer Schlagfertigkeit nicht ohnehin offensichtlich sein sollte.
    Mike und ich waren Kumpel und wir hatten gerade die zehnte Klasse an der Redwood High hinter uns gebracht. Falls ihr euch fragt, was wir ohne Aufsicht mitten in der Pampa zu suchen hatten: Wir hatten unsere Eltern so lange angefleht und gebettelt, bis sie schließlich klein beigaben.
    Dabei half uns der Umstand, dass unsere Eltern intelligente, vernunftbegabte Menschen sind. Und uns half, dass Mike und ich zu den höflichen, verantwortungsbewussten Superstrebern gehörten. Wir hatten aber nicht nur einen perfekten Notenschnitt, wir waren auch bei den Eagle Scouts: aufrechte Bürger, selbstsicher, mit Erfahrung in der Wildnis. Welche Eltern hätten es zwei Genies wie uns, trotz unserer Jugend, verwehrt, ein paar Wochen auf uns allein gestellt durch die Gegend zu fahren?
    Als wir ihnen unseren Plan unterbreiteten, die landschaftlichen Schönheiten von Kalifornien mit dem Jeep von Mikes Dad abzuklappern, nachts zu campen und alle paar Tage anzurufen, um ihnen zu versichern, dass es uns gut ging, hatten sie sich darauf eingelassen. Letzten Endes. Keiner von ihnen war sonderlich begeistert von der Idee gewesen, aber unsere Dads hatten sich schnell überzeugen lassen. Sie fanden, dass es eine gute Erfahrung für uns sein könnte, eine Chance, ein Stück von der Welt zu sehen und etwas reifer zu werden. Scheiße, wahrscheinlich hatten sie sich sogar gewünscht, es selbst zu tun. Nachdem wir unsere Väter auf unsere Seite gebracht hatten, war der Rest ein Kinderspiel gewesen.
    Und so sind wir ganz allein hier draußen gelandet.
    Falls ihr euch fragt, warum wir meine Pinkelpause nicht in der würdevollen Art und Weise diskutiert haben, die sich für zwei kluge, ehrfurchtsvolle Eagle Scouts gehört: Wir sind Kerle und wir waren ganz allein dort draußen – ohne irgendwelche Erwachsenen, die es zu beeindrucken galt.
    »Du musst es ja wissen, Blödmann«, entgegnete Mike – schließlich hatte ich ihm vor meinem

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