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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Bürgersteig gesessen hatte, lächelte dankbar zu mir herauf. Sein Lächeln war allerdings nicht besonders hübsch – nur die Hälfte seines Gesichts funktionierte richtig.
    Ich legte eine Hand an meinen Kopf, um mich zu vergewissern, dass mein neues Toupet noch richtig saß. An das Ding musste ich mich erst noch gewöhnen. »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«, fragte ich.
    »Nee, ich bin okay.«
    Wahrscheinlich war er das sogar. Bei diesen jungen Leuten heilt alles so schnell. Sie sind schon wieder so gut wie neu, bevor ihnen überhaupt bewusst wird, dass sie jemand verletzt hat.
    Ich steckte meine Magnum zurück ins Holster, beugte mich nach unten und half dem Hering auf die Beine. Während ich seine Hand festhielt, stellte ich mich vor. »Mein Name ist Clare«, sagte ich. Wie ich vermutet hatte, grinste mich der Hering schief an. Ein wirklich lustiger Name: Clare. Ich quetschte seine Hand. »Ist daran irgendwas amüsant?«
    »Nein«, keuchte er. »Gar nichts.« Seine Stimme besaß denselben gequälten, heiseren Klang, den man bekam, wenn man gleichzeitig sprach und stöhnte.
    »Und wie heißt du?«, erkundigte ich mich und ließ seine Hand immer noch nicht los.
    »Oscar.«
    »Willst du dich denn nicht bei mir bedanken, Oscar, weil ich dir den Arsch gerettet habe?«
    »Doch, sicher. Danke, Clare.«
    »Keine Ursache.«
    Er sah unglaublich dankbar aus, als ich seine Hand endlich losließ.
    Ich war nicht besonders glücklich darüber, in die Blue Light Bar zurückzukehren. Schrecklicher Fusel, zu viel Krach und Rauch und ein paar Oben-ohne-Tänzerinnen, die ständig an die Decke starrten. Ich vermute, sie hofften, sie würde einstürzen und sie von ihrer Langeweile erlösen. Aber zur Hölle damit – ich hatte etwas Geschäftliches zu erledigen und das Blue Light befand sich in idealer Lage.
    Ich wischte meine angelaufenen Brillengläser sauber, während ich mit Oscar auf einen Tisch in der Ecke zuhielt. Ein kompakter kleiner Tisch, extra so aufgestellt, dass Liebespaare ganz dicht nebeneinander sitzen und sich mit den Knien berühren können. Da ich nicht in Oscar, den Hering, verknallt war, streckte ich meine Beine zur Seite aus. Als die Bardame mit unserem Bier kam, zog ich sie weg. Nachdem sie verschwunden war, streckte ich sie wieder aus.
    »Wie lange bist du schon draußen?«, fragte ich.
    »Hä? Wie meinst du das?«
    »Aus dem Knast. Du hast gerade erst deine Entlassungspapiere gekriegt. Es steht dir förmlich ins Gesicht geschrieben.«
    Er kniff die Augen zusammen. Oder zumindest eins. Das andere war angeschwollen, glänzte und klebte ohnehin zusammen. »Bist du ’n Bulle?«, wollte er wissen.
    »Wohl kaum.«
    »Warum bist du dann bewaffnet?«
    »Gibt mir ein gutes Gefühl«, antwortete ich und trank einen Schluck von meinem Bier. Es schmeckte säuerlich. »Du solltest dich darüber freuen, Kumpel. Wenn ich unbewaffnet gewesen wäre, als ich beobachtet habe, wie diese drei Typen dir nach draußen gefolgt sind, hätte ich sie wahrscheinlich machen lassen.«
    »Warum hast du mir überhaupt geholfen?«
    »Weil ich ein Herz aus Gold habe. Außerdem hab ich ein gutes Auge und mein gutes Auge sagt mir, dass du genau der Typ bist, den ich suche. Also, wie lange bist du schon draußen?«
    »Seit zwei Tagen. Saß neun Jahre in Q.«
    »Ich hab Soledad zwölf Jahre lang mein Zuhause genannt. Aber das ist eine Ewigkeit her – das einzige Mal, dass sie mir was nachweisen konnten.«
    »Ja?« Sein gutes Auge wirkte sehr interessiert.
    »Wenn ich’s dir sage. Wofür haben sie dich drangekriegt?«
    »Sie meinen, ich hätte es einer Tussi ohne ihr Einverständnis besorgt.«
    »Was, Vergewaltigung?«
    »So haben sie es genannt.«
    »Und hast du es auch so genannt?«
    »Scheiße, nein. Was denkst du denn, dass ich irgend ’ne Tussi vergewaltigen muss, um zu kriegen, was ich will? Sie war willens und total scharf drauf.«
    »Scharf drauf, ja? Und dafür haben sie dich neun Jahre nach Q verfrachtet?«
    »Dann hatte ich eben ein Messer. Was soll’s?«
    »Hast du sie aufgeschlitzt?«
    »Niemals!« Er wirkte beleidigt.
    »Warum denn nicht? Hast du je gesehen, wie der Staatsanwalt eine Leiche in den Zeugenstand ruft?«
    »Hey, Mann, du sprichst hier von Mord. Das ist nicht meins. Nein, danke.«
    »Dann hast du noch nie einen kaltgemacht?«
    »Ich? Hey, auf keinen Fall.«
    Ich grinste ihn über meine Zigarre hinweg an und sagte: »Das ist gut, Oscar. Ich arbeite nicht gern mit Leuten zusammen, die aus einem einfachen bewaffneten

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