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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hockt drin.«
    »Nein. Ich meine, eine Falle für uns.«
    Er grinste spöttisch. »Komm mal klar.«
    »Kann doch sein, dass sie irgendwelche durchgeknallten Irren als Köder da reingesetzt haben.«
    Sein Grinsen erstarb. »Blödsinn«, erwiderte er.
    »Ich hab davon gelesen, dass Jäger so was machen. Sagen wir, sie sind hinter einem Löwen her. Dann binden sie ein Lamm oder was Ähnliches an einem Holzpfosten fest und verstecken sich. Schon kurze Zeit später taucht der Löwe auf. Wenn er sich auf das Lamm stürzt, erschießen sie ihn.«
    »Wenn uns irgendjemand erschießen wollte, wären wir längst von Kugeln durchlöchert.«
    »Vielleicht wollen sie uns ja lebend. Neben dem Käfig könnte sich eine Grube befinden. Zugedeckt, du weißt schon, und wenn wir drauftreten …«
    »Hör auf damit, klar? Du meine Güte.«
    Ich hörte damit auf. Wir standen eine Weile schweigend da und ließen unseren Blick über die Büsche und Bäume am Rand der Lichtung streifen. Wir schauten sogar zu den höheren Ästen hinauf.
    »Hier ist niemand«, flüsterte Mike schließlich.
    »Nur, weil wir sie nicht sehen können … Ich meine, irgendjemand hat sie hergebracht.«
    Mike runzelte die Stirn, wie er es immer tat, wenn er sich konzentrierte. »Das ist wahr. Oder zumindest hat jemand den Käfig hergebracht. Sie hat dieses Teil ganz sicher nicht durch den Wald geschleppt.« Er knabberte auf seiner Unterlippe herum. »Könnte sein, dass irgendein Typ ein wildes Tier darin nach hier draußen transportiert hat, oder?«
    »Das wäre möglich.« Mir gefiel der Gedanke. Eine nette, vernünftige Erklärung, welche die Bedrohlichkeit der Situation deutlich abschwächte.
    »Ein Umweltschützer«, überlegte Mike, »der einen Luchs oder einen Bären in seinen natürlichen Lebensraum zurückbringen wollte. Er hat ihn freigelassen, den Käfig aber nicht mitgenommen. Und dann ist dieses Mädchen angelaufen gekommen. Sie ist in den Käfig gestiegen, um ihn sich näher anzuschauen, und hat aus Spaß die Tür zugemacht. Aber das Schloss ist eingeschnappt. Und Zack!, saß sie fest.«
    »Nette Theorie, Einstein«, erwiderte ich.
    »Was denn?«
    »Ich schätze, du bist zu sehr damit beschäftigt gewesen, auf ihren Hintern zu starren, um das Vorhängeschloss zu bemerken. Sie hat ja wohl kaum aus Versehen ein Vorhängeschloss zugemacht, oder?«
    Er blickte finster zum Käfig zurück. »Scheiße.«
    »Sehr richtig.«
    Mit einem Schulterzucken sagte er: »Dann hat sie eben jemand da drin eingesperrt. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie ein Köder ist.«
    »Und was heißt es dann?«
    »Ich schätze, das werden wir sie fragen müssen. Komm.«
    Diesmal versuchte ich nicht, ihn aufzuhalten. So nervös mich die ganze Angelegenheit auch machte, wir konnten nicht einfach abhauen und sie zurücklassen. Trotzdem ließ ich Mike vorgehen. Ich blieb ein paar Schritte hinter ihm und hielt aufmerksam Ausschau.
    Mike schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Er bewegte sich langsam vorwärts, ein wenig vornübergebeugt, und setzte sehr vorsichtig einen Schritt vor den anderen – er schlich förmlich auf den Käfig zu. Ich folgte seinem Beispiel. Obwohl wir versuchten, leise zu sein, konnten wir ein gelegentliches Rascheln nicht vermeiden. Jeder unserer Schritte klang, als knülle jemand ein Blatt Papier zusammen.
    Aber das Mädchen bewegte sich nicht.
    Wir erreichten die Vorderseite des Käfigs, ohne von einer Sprengfalle zerfetzt worden zu sein. Mike blieb stehen und ich schlich an seine Seite. Wir blickten durch die Gitterstäbe auf das Mädchen.
    Sie rührte sich immer noch nicht.
    Von unserer Position aus konnten wir eine Seite ihres Gesichts wahrnehmen. Zumindest einen Teil davon. Ihr Kopf ruhte auf dem Arm und ihr Gesicht war nach unten gerichtet. Außerdem verschwand ein Großteil davon unter einem Vorhang aus glänzendem blondem Haar. Wir konnten nicht wirklich erkennen, wie sie aussah.
    »Hallo!«, platzte Mike heraus. Es war so laut, dass ich zusammenzuckte. Das Mädchen nicht. Sie lag nur reglos da. »Entschuldigung? Ma’am? Lady? Hallo?«
    Keine Antwort.
    Ich drehte meinen Kopf hektisch hin und her, aus Angst, irgendein Irrer – oder eine ganze Armee von Irren – könnte sich unvermittelt aus dem Wald auf uns stürzen. Aber es rührte sich nichts.
    »Gott«, flüsterte Mike. »Du denkst doch nicht, dass sie tot ist, oder?«
    Ich hörte auf, mich umzuschauen, und konzentrierte mich auf das Mädchen. »Sie sieht nicht tot aus. «
    »Wie vielen

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