Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
alles gelogen ist?«
»Ich sag die Wahrheit!«, platzte Shanna heraus. »Sei nicht so ein Arschloch.«
»Oh, jetzt bin ich also das Arschloch.«
»Würdet ihr zwei mich bitte einfach rausholen, bevor sie zurückkommen?«
»Oh, jetzt heißt es plötzlich bitte.«
»Bevor wer zurückkommt?«, fragte ich.
»Wer auch immer mich an diesen Ort gebracht hat. Bist du irgendwie zurückgeblieben? Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie mich einfach in einen Käfig sperren, und das war’s dann. Sie halten mich hier fest. Das sollte doch selbst für einen Volltrottel offensichtlich sein.«
»Sie hat dich gerade als zurückgeblieben und als Volltrottel bezeichnet«, stellte Mike fest.
Das war mir nicht entgangen. Und es gefiel mir nicht besonders.
»Für ein Mädchen, das auf einen Gefallen angewiesen ist, benimmst du dich auf jeden Fall nicht besonders gut.«
»Okay, okay. Es tut mir leid, okay? Ich hab’s nicht so gemeint. Aber sie werden zurückkommen. Ist das nicht offensichtlich? Sie werden mir ganz bestimmt irgendwas antun wollen.«
»Ich weiß, was ich dir gern antun würde«, raunte Mike.
»Hör auf damit«, sagte ich.
»Wenn mich diese Irren nur belästigen wollten, hätten sie es direkt am Strand getan. Das hier ist … ich weiß nicht. Vielleicht sind da noch andere. Ein Kult oder so, und sie wollen mich opfern. Dafür treffen sie sich dann alle heute Nacht hier.«
Ich wandte mich an Mike. »Das könnte sein.«
»Ein Kult? Mach mal halblang.«
»Ergibt Sinn«, widersprach ich. »Ein Mann fürs Grobe, von irgendeiner bizarren Gruppierung, dessen Aufgabe es ist, ein Mädchen für die nächtlichen Feierlichkeiten zu besorgen. Es muss ja nicht unbedingt um Teufelsanbetung gehen. Aber sie brauchen ein Mädchen dafür.«
»Ja, für eine Gruppenvergewaltigung wär sie auf jeden Fall praktisch.«
»Und sie brauchen jemanden, den keiner vermisst. Wie zum Beispiel eine Ausreißerin, die am Strand übernachtet.«
»So was in der Art wär schon denkbar«, gab Mike zu. Er grinste. »Wir sollten dableiben und zuschauen.«
»Verdammt!«, platzte Shanna heraus. »Holt mich raus!«
»Wir könnten auf einen Baum klettern und alles aus der Vögelperspektive beobachten.«
»Du Scheißkerl!«
»Er macht nur Spaß«, versicherte ich. »Aber du solltest aufhören, uns zu beschimpfen.«
»Du denkst, ich mach Spaß?«, fragte Mike. »Das könnte doch total abgefahren sein. Würdest du nicht gern zuschauen und sehen, wie sie’s mit ihr treiben?«
Ich begann tatsächlich, es mir auszumalen. Nacht. Mike und ich auf einem Baum, wie wir ein paar Hinterwäldler mit Taschenlampen und Laternen beobachteten, die sich um den Käfig versammelten. Shanna in Todesangst, weinend und flehend.
»Cool?«, fragte Mike.
Ich war schon ziemlich erregt, obwohl sich die imaginären Hinterwäldler noch nicht mal an ihr zu schaffen gemacht hatten. »Das können wir nicht machen«, widersprach ich.
»Warum denn nicht? Es geht uns nichts an, was sie mit ihr anstellen. Wir wären nur unschuldige Beobachter.«
»Es wäre unsere Schuld.«
»Nein, verflucht. Wenn wir nicht vorbeigekommen wären, hätte es sich genauso abgespielt, richtig? Das ist dann lediglich der natürliche Gang der Dinge.«
»Ich weiß nicht.«
»Wahrscheinlich passiert gar nichts. Wir wissen schließlich nicht, was los ist. Shanna könnte genauso gut das Blaue vom Himmel runterlügen. Woher wollen wir wissen, dass sie sich nicht selbst eingesperrt hat?«
»Du spinnst doch«, meldete sich Shanna. »Und wenn ihr Jungs glaubt, ihr könntet euch einfach verstecken und beobachten, was passiert … bitte, versucht’s ruhig. Sobald jemand auftaucht, werde ich denen sofort sagen, wo ihr steckt. Dann können wir uns wahrscheinlich alle drei gemeinsam massakrieren lassen.«
»Hör sie dir an«, sagte Mike. »Die Schlampe droht uns.«
»Ja. Wieso gehen wir nicht einfach zum Wagen zurück und überlassen sie ihrem Schicksal? Wer will sich so was anhören?« Ich meinte es nicht wirklich ernst, wurde aber langsam sauer auf sie.
»Ich will lieber bleiben und mir den ganzen Spaß anschauen«, erwiderte Mike.
»Du hast sie doch gehört. Sie will uns verraten. Los, hauen wir einfach ab. Sie führt sich auf wie eine Idiotin.«
Ich hob meine Axt auf, Mike sein Montiereisen, und wir wandten uns vom Käfig ab.
»Willst du deine Feldflasche zurück?«, fragte Shanna.
Ich drehte mich um. Sie entfernte sich von den Gitterstäben und hob die Flasche auf.
»Wirf sie
Weitere Kostenlose Bücher