Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
wenig fester, und ihr ganzer Körper schaukelte hin und her. Ich ertappte mich dabei, wie ich auf ihre Brust starrte, die in ihrer Bluse hin und her wackelte.
Sie stöhnte.
Mein Herz tat einen schrecklichen Satz. Mikes Arm zuckte zurück und er zog ihn erschrocken zwischen den Gitterstäben hindurch.
Das Mädchen stöhnte erneut und legte ganz langsam die linke Hand auf ihr Gesicht. Während sie sich die Augen rieb – wie jemand, der gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht –, rollte sie sich auf den Rücken und streckte die Beine aus.
Abrupt erstarrte sie. Sie blieb einige Augenblicke reglos liegen, setzte sich dann blitzschnell auf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und sie blickte hektisch in alle Richtungen: auf den Käfig, in den Wald, auf uns. Sie starrte uns mit offenem Mund an und keuchte heftig.
»Es ist okay«, versicherte ich ihr.
Sie sprang auf, wirbelte herum und warf sich gegen die Tür. Diese schepperte, blieb jedoch verschlossen. Der Käfig geriet ein wenig ins Wanken. Sie rüttelte und zerrte an den Gitterstäben, legte ihr ganzes Körpergewicht hinein und versuchte wie eine Wahnsinnige, die Tür zu öffnen. Als es ihr trotz aller Anstrengung nicht gelang, drehte sie sich zu uns um. Ihr Gesicht war gerötet. Sie schnappte nach Luft und schnaufte schwer.
Mike und ich hatten uns inzwischen aufgerichtet, jedoch keinen Schritt vom Käfig wegbewegt.
»Du musst dich beruhigen«, forderte Mike das Mädchen auf. »Wir tun dir nicht weh.«
Sie schleuderte ihren Kopf hin und her und ihre Mähne wirbelte durch die Luft.
»Wir versuchen, dich da rauszuholen«, fügte ich hinzu.
Sie hörte auf, ihren Kopf hin und her zu schleudern, keuchte jedoch noch immer. Sie hielt sich unterhalb ihrer Hüfte an zwei Stäben fest, als befinde sich dort eine Strömung oder etwas Ähnliches und sie habe Angst, von ihr in unsere Richtung gespült zu werden.
Obwohl ihr noch immer ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen, konnte ich nun erkennen, wie sie aussah. Sie war keine besondere Schönheit, schätze ich. Aber zumindest über dem Durchschnitt. Irgendwie hübsch, aber nicht atemberaubend.
In gewisser Weise war ich froh, dass sie sich nicht als Schönheitskönigin entpuppt hatte. Atemberaubend attraktive Mädchen machten mich furchtbar nervös. Ich fühlte mich schon zittrig genug, ohne auch noch damit zurechtkommen zu müssen.
So, wie sie uns anstarrte, hätte man meinen können, wir seien zwei von Frankensteins Monstern oder so.
Ich wandte mich an Mike: »Warum gehst du nicht zum Auto zurück und suchst nach etwas, womit wir das Schloss aufbrechen können?«
»Ich?«
»Tu’s einfach, okay?«
»Hey, Kumpel, du bist derjenige, der gesagt hat, sie könnte ’ne ansteckende Krankheit haben. Vielleicht sollten wir lieber rausfinden, was hier los ist, bevor wir versuchen, sie zu befreien.«
»Komm schon. Sie hat Todesangst. Wir gehen beide. Dann kann sie sich erst mal wieder beruhigen.« Ich packte Mike am Arm und zog ihn weg. Als wir uns an der Seite des Käfigs entlangbewegten, wich das Mädchen in die gegenüberliegende Ecke zurück. »Wir gehen nur kurz zu unserem Auto«, erklärte ich. »Wir sind gleich zurück. Wir brauchen Werkzeug für das Schloss, okay? Wir wollen dich nur da rausholen.«
»Ja«, fügte Mike hinzu. »Wir sind die guten Jungs.«
Sie sah nicht aus, als ob sie uns glaubte. Sie schob sich weiter seitwärts, mit dem Rücken zu den Gitterstäben, und beobachtete uns mit einem Ausdruck von Panik in den Augen zwischen ihren baumelnden Haarsträhnen hindurch.
Als wir die Vorderseite des Käfigs erreichten, stand sie mit dem Rücken gegen die hintere Wand gepresst, dort, wo wir bei ihrem Aufwachen gehockt hatten.
Wir rannten davon.
»Gott«, sagte Mike, »die ist total irre.«
»Sie hat nur Angst.«
»Woher wissen wir, dass sie nicht doch irre ist? Sie könnte total durchgeknallt sein und deshalb hergebracht worden sein.«
»Wir können sie trotzdem nicht einfach hierlassen. So viel steht fest.«
»Das hab ich ja auch gar nicht gesagt.«
»Und was willst du dann sagen?«, fragte ich.
»Wir sollten einfach ein bisschen aufpassen.«
»Richtig. Schließlich könnte sie ein Werwolf sein.«
»Ich weiß nicht, was sie ist, aber wir sollten es besser herausfinden, bevor wir sie befreien. Erinnerst du dich noch an Twilight Zone? «
Mike musste mir gar nicht erklären, welche Folge er meinte. Ich wusste sofort, worauf er anspielte.
Weitere Kostenlose Bücher