Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
gesehen hatte, musste der Schatten ihres Körpers gewesen sein, hervorgerufen durch das Licht der darüberwandernden Taschenlampe.
Sonst nichts.
Dennoch starrte er auf ihre Brust und erwartete beinahe, dass sie sich unter ihrer Atmung hob und senkte.
Wenn sie sich aufsetzt, dachte er, krieg ich ’nen Herzinfarkt.
Aber ihre Brust blieb reglos.
Sie hatte eine kleine Sommersprosse über der linken Brustwarze.
Genau wie Merideth.
Sie erinnerte ihn unglaublich an Merideth .
Mike wurde mit einem Mal ganz heiß und richtig übel, als ihm bewusst wurde, dass die Frau Anfang 20 zu sein schien. Ihr Haar ergoss sich über den Boden, lang und blond. Sie teilte sich mit Merideth die schlanke Figur, ihre kleinen Brüste … und diese Sommersprosse.
Aufgrund des zerstörten Gesichts konnte er unmöglich …
Das ist sie nicht, versicherte sich Mike. Niemals. Sie ist in Sacramento gewesen, als die Schwarze Witwe zugeschlagen hat.
Und sie ist genauso tot wie diese Frau. Wahrscheinlich liegt sie ebenfalls ausgestreckt in ihrer Wohnung, erschossen …
Er wusste das. Sie hatte auch keine besseren Chancen gehabt als alle anderen, die während des Anschlags keine Schutzkleidung getragen hatten. Er hatte mit diesem Wissen gelebt und versucht, seinen Job zu erledigen. Versucht, ihren Tod in eine der hintersten Ecken seines Verstandes abzudrängen.
Er wünschte sich, er hätte dieses Zimmer niemals betreten.
Er wünschte sich, er hätte diese Leiche niemals näher betrachtet.
Seine Kehle schnürte sich zusammen. Die Leiche verschwamm allmählich, als sich seine Augen mit Tränen füllten. Er schaltete die Taschenlampe aus und wich zurück. Seine Schulter prallte gegen den Türrahmen. Er taumelte in den Korridor, drehte sich um und zuckte zusammen, als eine dunkle Gestalt durch die Schatten des Flurs huschte.
Er hob seinen Flammenwerfer.
Plötzlich erkannte er, dass es sich bei der Gestalt um einen Mann in einem Waschlappen-Anzug handelte.
»Doug!«
Eine behandschuhte Hand winkte ihm zu.
»Gott, Mann, was treibst du denn hier oben? Wir haben schon gedacht, sie hätten dich erwischt.«
Doug antwortete nicht. Das Visier seines Kopfschutzes schimmerte einen Moment lang golden, als er an der Tür des nächsten Zimmers vorbeiging. Der Glanz des Feuers in der Ferne flackerte über das Tarnmuster seines Anzugs.
Er hatte keinen Flammenwerfer. Sein Pistolengurt war verschwunden.
»Wo sind deine Waffen?«, wollte Mike wissen. »Was ist hier los?«
Gedämpftes Gelächter drang unter dem Anzug hervor.
Mike spürte, wie ein Schauder seinen Rücken hinaufkroch.
»Nimm das blöde Mistding ab und sprich mit mir.«
Erneutes Gelächter.
»Doug, jetzt sei kein Arschloch und …«
Mit einer Stimme, die klang, als dringe sie aus einer engen Kiste, erwiderte Doug: »Okay, okay.« Einen Schritt von Mike entfernt blieb er stehen. Er streckte beide behandschuhte Hände nach oben und zog am Verschluss seiner Maske.
Er nahm sie vom Kopf.
Er grinste und lachte, und Sabber triefte von seinem Kinn.
Hör auf mit dem Quatsch, dachte Mike.
Dann: Er hat sich in einen Sabberer verwandelt.
Und dann wusste er es. Das ist nicht Doug.
Nur ein Lebendiger, der seinem Kameraden ein bisschen ähnlich sah.
Scheiße!
Mike versuchte, die Mündung seines Flammenwerfers nach oben zu reißen, während der lachende Sabberer ihm bereits den Kopfschutz ins Gesicht rammte und ihn wegstieß. Mike taumelte rückwärts und knallte auf den Boden. Der Tank donnerte gegen seine Wirbelsäule. Der Sabberer kickte ihm die Waffe aus den Händen. Sie polterte den Flur entlang, bis sich der Benzinschlauch spannte, sie abrupt ausgebremst wurde und auf dem Boden liegen blieb. Mike versuchte sich aufzusetzen. Ein Fußtritt näherte sich seinem Gesicht. Er wandte den Kopf zur Seite, wodurch der Kick nur seine Wange streifte. Aber es genügte, um ihn erneut umzuschmeißen.
Der Sabberer trat ihm auf den Bauch. Sämtliche Luft wich aus Mikes Lunge.
Der infizierte Mann ließ sich auf ihn fallen, spreizte die Beine über Mikes Hüften und riss sein Armeehemd auf. Mike wollte nach seiner Pistole greifen, aber ein Knie versperrte ihm den Weg. Er konnte jedoch einen Treffer anbringen, der den Kopf des Sabberers zur Seite schleuderte. Der Typ schien sich nicht daran zu stören. Er gluckste leise, rieb sich an Mikes Brust und schlabberte darauf. Dann packte er Mikes Schultern und beugte sich über sein Gesicht. Der verseuchte Speichel hinterließ eine spritzende Spur auf seiner
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