Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Schulter. In den Schatten hinter ihnen rührte sich nichts.
Alles in Ordnung!, beruhigte er sich selbst.
Aber hier müssen irgendwo Sabberer lauern. Du darfst nicht unachtsam werden.
An der Einmündung der Gasse schaute er sich nach allen Seiten um. Ein brennendes Wohnhaus an der Ecke auf der anderen Straßenseite spendete ausreichend Licht. Er sah Schutt, Leichen, verlassene Autos. Nichts bewegte sich.
Er schob Karen nach rechts weiter, ging ein paar Schritte, blieb stehen und drehte sich dann zu ihr um.
Sie blickte zu ihm hoch.
»Ich will dich nicht verlieren.«
Sie nickte kaum merklich.
»Wenn wir uns der Haupttruppe anschließen … dann stecke ich wieder mittendrin. Und dich werden sie wahrscheinlich irgendwohin verschiffen.«
»Das würde mir ganz und gar nicht gefallen«, nuschelte sie. Sie biss sich auf die Unterlippe. In ihrem Mundwinkel klebte ein Kekskrümel.
»Wenn wir den Land Rover erreichen … Wie würde es dir dann gefallen, nach Westen zu fahren? Ich hab keine Ahnung, was wir dort vorfinden. Wahrscheinlich nur tote Menschen und Ruinen. Aber wenigstens keine Truppen. Wir wären ganz allein.«
»Klingt gut.«
»Ich kann vom Rover aus das Bataillonshauptquartier anfunken und ihnen mitteilen, dass es Überlebende gibt. Und dann hauen wir einfach in die andere Richtung ab.«
»Dann wärst du ein Deserteur, Mike.«
»Sie werden denken, ich bin ums Leben gekommen. Verdammt, unsere ganze Einheit hat ins Gras gebissen. Ich werde nur ein weiteres Opfer sein, das die Sabberer erwischt haben.«
»Bist du sicher, dass du das willst?«
»Willst du?«
»Darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Holen wir uns diesen Land Rover zurück und dann ab an die Küste.« Sie löste sich von ihm und rannte den Bürgersteig entlang. Sie lief mit leichten, federnden Schritten. Ihr kurzes Haar schimmerte golden im Feuerglanz. Der hintere Saum ihres T-Shirts, der ihren kleinen Po umschmiegte, schwang mit jedem Schritt hin und her. Sie schaute zu Mike zurück und lächelte ihn an.
Er hatte das Gefühl, dass seine Eingeweide schockgefrostet wurden.
Der nackte Sabberer, der gut fünf Meter vor Karen um die Hausecke taumelte, war ein fetter, kahlköpfiger Mann mit einem Steifen und einer Automatik.
»NEIN!«, brüllte Mike.
Der Sabberer feuerte.
Schusswechsel
Karens Kopf wurde nach hinten geschleudert, als die Kugel einschlug. Sie drehte sich wie eine ungelenke Ballerina und flatterte mit den Armen. Die Kekse schossen aus der Packung, als sie durch die Nacht segelte, und Karens Beine führten einen seltsamen Tanz auf, bis sie schließlich von der Bordsteinkante kippte, über ihre eigenen Knöchel stolperte und auf das Straßenpflaster knallte.
Mike beobachtete alles wie betäubt.
Eine Kugel zischte an seinem Ohr vorbei und es gelang ihm, seinen Verstand lange genug zu fokussieren, um das Magazin seiner Beretta in den Sabberer zu entladen.
Er taumelte auf Karen zu. Sie lag ausgestreckt auf dem Asphalt, ihr Gesicht von ihm abgewandt. Sie hatte einen ihrer Turnschuhe verloren. Die Sohle ihres nackten Fußes sah sauber und blass aus. Ihr Fuß wirkte winzig klein, fast wie der eines Kindes.
Mike sank neben ihr auf die Knie.
Der hintere Saum ihres T-Shirts war nach oben gerutscht, völlig zerknittert über dem Bund ihres Jeansrocks. Mike steckte seine Pistole ins Holster, beugte sich nach vorn und berührte es mit einer Hand. Es war noch immer feucht von vorhin, als sie damit im Lagerraum die Pepsi von seinem Körper abgewischt hatte.
Ein Schluchzen schnürte Mikes Brustkorb zusammen. Er vergrub sein Gesicht in beiden Händen und begann zu weinen.
»Ich bin noch nicht tot«, meinte Karen. »Was ich allerdings nicht dir zu verdanken habe, du Revolverheld.«
»Oh, Gott!« Er wischte sich die Tränen aus den Augen und versuchte, mit dem Weinen aufzuhören, während sie sich langsam auf den Rücken drehte.
Die rechte Seite ihres Gesichts war aufgerissen und blutig. Sie hielt ihr linkes Auge geschlossen, aber es schien unversehrt geblieben zu sein. Direkt vor ihrem Ohr klaffte eine breiige Wunde und ihr Wangenknochen lag bloß. Außerdem fehlte ein Stück ihrer Nasenspitze.
»Ich gewinne wohl keinen Schönheitswettbewerb mehr, was?«
Mike schniefte und wischte sich die Nase ab. »Das wirst du, wenn ich in der Jury sitze«, versicherte er. »Tut’s sehr weh?«
»Ich hatte schon schlimmere Schmerzen.«
Er löste einen Beutel von seinem Gürtel und holte ein Erste-Hilfe-Set heraus. Während er es öffnete,
Weitere Kostenlose Bücher