Kill Order
wert. Tritec wurde abgewickelt und war Geschichte.“
„Und Nicolá Martin?“
„Nahm das Geld und ging zurück in den Libanon, um sich dort seinen Traum zu erfüllen.“
„Kann man Ex-Mitarbeiter von Tritec ausfindig machen, die Martin persönlich kannten?“
„Wir sind schon auf der Suche. Aber das kann dauern.“
„Abgesehen davon, wenn die ihren ehemaligen Boss nicht wiedererkennen, sagt das erst mal wenig aus. Dann wissen wir nur, dass er nicht Nicolá Martin ist. Aber damit muss er nicht automatisch Fabio sein.“
„Das ist genau das Problem.“ Katzenbaum drückte die Zigarette aus und griff nach seinem Wasserglas. „Wir durchsuchen sein Haus in Hawqa. Ich bezweifle aber, dass wir dort belastendes Material finden werden. So dumm ist er nicht.“
„Schnappen wir ihn einfach und suchen in Ruhe nach unseren Beweisen“, schlug Rafiq vor. Er registrierte, dass er das nur zur Hälfte ironisch meinte. „Und sagen wir Cohen nichts davon.“
Katzenbaum lachte. Es war ein kurzes, trockenes Geräusch. „Diese Zeiten sind seit den Siebzigern vorbei. Es geht um Politik, und immer wenn politische Interessen ins Spiel kommen, wird es heikel. Solange wir Cohens Genehmigung nicht haben, können wir nur beobachten, sonst nichts.“
*
Nikolaj erreichte Tripoli am frühen Nachmittag und checkte im Al Naour Hotel ein. Das Haus lag an einer belebten Straße, zwei Blocks von der Corniche entfernt. Sein Zimmer im vierten Stock besaß einen schmalen Balkon mit hübschen schmiedeeisernen Gittern. Nikolaj stellte die Klimaanlage ab, zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenstertüren. Rasch durchsuchte er Schlafzimmer und Bad nach Abhörelektronik. Er rechnete nicht damit, etwas zu finden. Jetzt noch nicht. Heute Abend würde er die Prozedur wiederholen.
Danach duschte er und zog frische Kleidung an. Er packte den Reiseführer, einen Notizblock und ein paar Stifte in seine Ledertasche und ging hinunter in die Hotellobby. Er suchte sich einen Platz in einer der holzvertäfelten Sitznischen, von der er den Eingang und die Aufzüge gleichermaßen im Blick hatte. Dort begann er den Plan der Altstadt zu studieren.
*
„Aber wir drehen uns im Kreis.“ Gereizt starrte Rafiq auf die Fußgänger, die die Treppe vom Universitätsplatz herunterkamen. „Wie sollen wir Fabio identifizieren, wenn es niemanden gibt, der ihn kennt oder ihn überhaupt nur gesehen hat?“
Katzenbaum antwortete nicht.
„Was ist mit Nico Delani, dem Maler? Den hat doch diese Studentin aus Mailand erkannt. Damit fing ja alles an. Reicht das nicht als Beweis?“
„Leider nein.“
„Früher habt ihr das potentielle Opfer angerufen und wenn es sich mit seinem Namen gemeldet hat – bumm.“ Rafiq warf die Hände nach oben. „Damals hat euch das gereicht als Beweis.“
„Wie ich schon sagte, die Siebziger sind vorbei. Eine Möglichkeit gäbe es allerdings.“ Katzenbaum lehnte sich zurück. „Wir setzen Carmen auf ihn an.“
„Was?“ Rafiq verstand nicht sofort. Dann, während Katzenbaum ihn ansah, verstand er doch. Seine erste Reaktion war Ungläubigkeit. Nach ein paar weiteren Herzschlägen stieg Zorn in ihm auf und wischte die Erstarrung beiseite. „Das ist nicht dein Ernst!“
Katzenbaum lächelte verkniffen. „Wie du weißt, ist sie sehr gut in dieser Art Job.“
„Aber es ist gefährlich. Du hast selbst gesagt, der Kerl wäre ein unkalkulierbares Risiko.“
„Ich habe auch nicht behauptet, dass es leicht wird.“ Der Katsa lehnte sich vor. Schärfe schlich sich in seinen Ton und strafte die Erschöpfung Lügen. „Aber wir sind schließlich nicht hier, um Urlaub zu machen, oder? Ich denke, es ist eine ernsthafte Option.“
Rafiq legte seine Hände in den Nacken und schloss kurz die Augen. Die Heftigkeit seiner Reaktion überraschte ihn selbst. Er wusste, dass Carmen in der Lage war, auf sich aufzupassen. Auch früher hatte er sich Sorgen um sie gemacht, aber das war anders gewesen. Nicht so emotional aufgeladen.
„Was ist los mit dir? Verlierst du die Nerven?“
„Nein. Es ist nur ... ein Tribut an die Vergangenheit.“ Er zwang sich zu lachen, es klang selbst in seinen eigenen Ohren nicht echt. „Trotzdem sollten wir sie nicht grundlos in Gefahr bringen.“
„Das ist auch nicht meine Absicht“, brummte der Katsa. „Wir sind keine Anfänger. Also spielen wir das mal durch. Fedorow begegnet zufällig Carmen. Idealerweise fällt sie ihm auf und er spricht sie von sich aus an.“
„Womit wir schon
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