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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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schließlich könnte es in Erfüllung gehen.
    Und so begab es sich ...

7
    Darryl und Jesse waren bei mir. Das bedauere ich. Von allen Dingen, die ich an diesem verfluchten Schlamassel bedauere, gehört das zu den größten Brocken. Wären sie nicht bei mir gewesen, wäre die Scheiße vielleicht nie passiert. Sie wären nicht mit hineingezogen worden. Womöglich wäre ich dann in jener Nacht gar nicht im Odessa gewesen.
    Ach, wem will ich etwas vormachen? Natürlich wäre ich hingefahren. Sondra arbeitete, wie jede zweite Nacht. Also war ich dort, wie jede zweite Nacht.
    Und die Dinge liefen aus dem Ruder.
    Jesse war bereits im Lokal. Er hatte einen Tisch in der Nähe der Bühne ergattert und Plätze für Darryl und mich reserviert. Als wir eintraten, bekam er gerade einen Lapdance von einer dürren Stripperin namens Natalia, die mir wenig zusagte. In Wahrheit empfand ich sie sogar als abstoßend. Sie hatte kurz gestutztes schwarzes Haar und viel zu viel Tinte am Körper. Sogar ihre Tätowierungen waren übertätowiert. Dämonen, Blumen und Stammessymbole. Ich hasse diesen Mist. Natalia hatte immer dunkle Ringe unter den Augen, und für gewöhnlich übersäten schwarze und gelbe Flecken ihre Arme und Beine. Gerüchten zufolge war sie auf Heroin. Angeblich spritzte sie sich zwischen den Zehen, damit die Gäste die Einstiche nicht sahen. Um ihre Sucht zu finanzieren, bot sie harte Behandlungen in den Separees oben an – SM-Kram. War nicht mein Ding. Ich habe nie verstanden, wie man sich durch Schmerzen gut fühlen sollte. Ob man mit jemandem Liebe machte oder bloß fickte, das Letzte, was man wollte, war, den Partner zu verletzen. Irgendwie erschien es mir falsch, widersinnig. Vor Jahren hatte ich in der Gießerei in Hanover gearbeitet. Dort gab es einen Kerl namens Sherm, der auf so etwas stand. Er polierte Mädchen während des Sex die Fresse und würgte sie, wenn sie kamen. Er behauptete, es helfe ihm abzuspritzen. Er behauptete auch, die Mädchen fuhren ebenfalls darauf ab. Die Bullen haben ihn bei einem schiefgelaufenen Banküberfall erschossen. Das wiederum hatte ich immer irgendwie als richtig empfunden.
    Vielleicht hätten Sherm und Natalia gut zusammengepasst, vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich hätte ihr Schlampenhintern sogar ihm Muffensausen beschert.
    Trotz allem schien Jesse auf sie zu stehen. Über Geschmack lässt sich eben nicht streiten. Vielleicht war er betrunken. Jedenfalls nahm er Darryl und mich kaum zur Kenntnis, als wir uns an den Tisch setzten. Stattdessen starrte er mit halb geschlossenen Lidern weiter in ihre Augen. Sein Körper wirkte angespannt, seine Arme waren steif. Natalia rieb sich an ihm. Jesses Atem ging schneller, dann begann er zu stöhnen. Mit einem Abschiedslächeln, das einen eher aufgesetzten als innigen Eindruck vermittelte, schnappte sich Natalia einen zusammengerollten Zwanziger aus seiner Hand und zog von dannen. Jesse drehte uns den Kopf zu. Er wirkte erschöpft, was er vermutlich auch war. Auf seiner Jeans prangte ein feuchter Fleck.
    »Kumpel«, meinte Darryl, »du bist ein echt krankes Weißbrot.«
    »Was? Warum?«
    »Deshalb, Jesse.« Darryl nickte in Natalias Richtung. »Die Schnalle ist verseucht.«
    Jesse zuckte mit den Schultern. »Muschi ist Muschi.«
    Ich lachte. »Du würdest einen Gartenschlauch pimpern, wenn genug Druck drauf ist.«
    »Genau«, pflichtete Darryl mir bei. »Er würde ‘nen Busch knattern, wenn er wüsste, dass ‘ne Schlange drin ist.«
    »Ach, leckt mich doch beide.«
    »Nein, danke.«
    Wir hatten einen Sechserpack Miller Lite mitgebracht. Darryl bot Jesse ein Bier an. Anscheinend hatte es ihn müde gemacht, seine Ladung abzuschießen. Seine Lider hingen ebenso schwer herab wie seine Schultern. Wir öffneten die noch kalten Biere und tranken einen Schluck, was Jesse ein wenig zu erfrischen schien.
    »Geht es dir gut?«, fragte ihn Darryl.
    Jesse lächelte. »Und ob.«
    Er hatte die Nacht bei GPS frei und war in Partystimmung. Darryl und ich mussten später zur Arbeit. Unserem Ladebereich stand eine anstrengende Nacht bevor. Jesse wollte uns überreden, im Odessa zu bleiben. Er meinte, wir sollten uns krank melden. Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken.
    Einige Male hatte ich das schon gemacht, um Sondra tanzen zu sehen. Darryl jedoch wollte davon nichts wissen. Er brauchte seinen Lohnscheck – seine Alimente gingen direkt davon ab, und wenn er auf zu wenige Stunden kam, blieb kaum etwas übrig. Und da ich uns zum Odessa gefahren

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