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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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versuchte ich, nicht in die Pfütze unter dem Pinkelbecken zu treten. Erneut fragte ich mich, wo Sondra stecken mochte und weshalb sie ihren Auftritt versäumt hatte.
    Graffiti übersäten die Wand. Die Leuten hatten sie mit Schlüsseln oder Messern in die Farbe geritzt oder mit allem Möglichem an die Wand gekritzelt, von schwarzen Stiften bis hin zu Scheiße. Ein Teil davon schien sehr alt – antike Hieroglyphen aus den 1990ern. Andere wirkten noch frisch. Nichts davon war je übermalt worden, soweit ich es beurteilen konnte. Vielleicht wollte man sie für die Nachwelt erhalten.
    Der alte Bursche spülte und verließ die Toilette, ohne sich die Hände zu waschen. Woraus ich ihm keinen Vorwurf machen konnte. Die Pissoirs waren wahrscheinlich sauberer als die Waschbecken.
    Während ich pinkelte, betrachtete ich die Wand. Einige der Graffiti sahen wie Russisch aus. Manche Buchstaben waren rückwärts geschrieben. › Chobo Meptbbin .‹ Ich fragte mich, was das bedeuten mochte. › Ctopoha cnhrk aeno 555-0673 .‹ Kauderwelsch. Ich las stattdessen jene Graffiti, die ich verstand. › Das ist Scheiße.‹ ›Ich habe Aids.‹ ›Legalisiert es.‹ ›Wer hat gefurzt?‹ ›Was starrst du so?‹ ›Tony war hier.‹ ›Willst du gut geblasen werden, ruf 555-9081 an.‹ Und allzeit beliebt: ›Hier sitz ich nun, bin neben der Spur, wollt’ scheißen, konnt’ aber furzen nur.‹ Auch einen Dialog zwischen Leuten gab es: ›Ich liebe diese Nutten.‹ ›Deine Mama ist ‘ne Nutte.‹ ›Deine auch, Wichser.‹ ›Hast du seine Mutter auch gefickt?‹ ›Ich bin seine Mama.‹ Einige waren entweder kryptisch oder derb – oder beides. ›Hast du Teddy und Frankie gesehen ... ruf 555-6667 an ... frag nach Kaine ... Belohnung.‹ ›Meine Muschi hat meinen Tanga gefressen.‹ ›Jesus rettet, aber Ob herrscht.‹ Und natürlich gab es Bilder – einen Kilroy mit großer Nase, der über eine Mauer lugte, den Präsidenten mit einem zahnlückigen Grinsen und riesigen Ohren, einen lächelnden Hund, sonderbare okkulte Symbole wie von einem Slayer-Album, eine rauchende Wasserpfeife und massenhaft männliche und weibliche Geschlechtsteile, alle überlebensgroß. Einige brachten mich zum Lachen, andere ließen mich zusammenzucken; manche bewirkten beides.
    Als ich fertig war, schüttelte ich ab, zog den Reißverschluss zu und drehte mit dem Ellbogen den Wasserhahn des Waschbeckens auf. Ich scheute mich davor, den Griff mit der Hand anzufassen. Eine dicke Schicht aus schwarzem Dreck und rosa Seife klebte daran. Ich spülte mir die Hände ab, dann benutzte ich erneut den Ellbogen, um den Hebel des Papierhandtuchspenders zu bedienen. Er war leer, also wischte ich mir die Hände an meiner Jeans ab.
    Als ich zur Tür hinausging, drängte sich ein Rausschmeißer an mir vorbei in die Toilette. Ich musste mich an die Wand pressen, um nicht plattgewalzt zu werden. Er hielt inne, drehte sich um und sah mich an.
    »Du hier Mädchen gesehen?«
    Sein Akzent war teigig, und zunächst hatte ich Mühe, ihn zu verstehen. Er beugte sich näher. Ich konnte sein Duftwasser riechen.
    »Mädchen«, wiederholte er. »Du gesehen?«
    »Hier drin?« Ich schüttelte den Kopf. »Hier waren nur ich und ein alter Kerl. Vielleicht ist sie in einer der Kabinen.«
    » Da. « Er wandte sich ab.
    »Nach wem suchst du denn?«, fragte ich.
    »Niemand. Du geh zurück zu Tisch. Genieß Show. Schau Muschis an. Keine Sorge.«
    Damit stapfte er auf die Kabinen zu. Ich ließ schulterzuckend die Tür hinter mir zufallen und bahnte mir einen Weg durch die Menge. Es herrschte Tumult. Die meisten Rausschmeißer waren verschwunden; ich fragte mich, wohin. Whitey stand vor seinem Büro und redete mit Otar. Die beiden beugten sich dicht zueinander. Whitey stieß dem größeren Mann unablässig den Finger in die Brust und brüllte etwas auf Russisch. Obwohl Otar beinah doppelt so groß wirkte, schien er Whitey zu fürchten. Der Rausschmeißer steuerte auf die Eingangstür zu. Er schien besorgt zu sein – der erste Gesichtsausdruck, den ich in seinen steinernen Zügen je gesehen hatte. Whitey ließ den Blick durch den Raum wandern und kurz auf mir verweilen. Mir gefiel nicht, was für ein Gefühl er mir vermittelte. Ich eilte zurück zum Tisch und setzte mich. Lakita war mittlerweile zu ihrem zweiten Tanz übergegangen und rekelte sich zum neuesten Song von Fergie.
    »Was ist denn los?«, fragte ich Darryl und Jesse.
    »Keine Ahnung«, gab Jesse zurück. »Aber es muss etwas

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