Kill Whitey
als Nutte. Whitey sagt, ich bin darin gut und wäre gute Tänzerin. Also ich komme ins Odessa und mache dort beides. Ich einfach tue, was Whitey mir sagt.«
»Bis vor Kurzem«, warf ich ein. »Stimmt doch, oder? Heute Nacht hat er dich geschlagen. Dich verprügelt. Und du hast deshalb versucht zu fliehen. Deshalb hast du dich versteckt. Was hat sich verändert? Wieso ist es das Risiko plötzlich wert?«
Sondra hob den Kopf und sah uns an. Ihre Augen waren feucht.
»Weil ich bin schwanger.«
»O Scheiße ...«, entfuhr es Darryl und mir gleichzeitig.
» Da «, schluchzte sie. Tränen rollten ihr über die Wangen und platschten auf den Tisch. »Ich nicht weiß, wer Vater ist. Vielleicht Kunde. Vielleicht Otar, Evesi, Semion oder anderer von Männern von Whitey. Vielleicht Polizei. Whitey mich zwingt, mit Polizei zu schlafen, damit sie nicht machen Razzia in Lokal.«
Meine Wut schwoll an. Ein Teil von mir wollte zum Odessa fahren und Whitey, Otar, den Bullen und allen anderen die Scheiße aus dem Leib prügeln, die Sondra je angegafft oder benutzt hatten. Dann jedoch fiel mir ein, dass ich selbst nicht besser war. Auch ich hatte sie angestarrt. Nacht für Nacht. Mit einem Schlag wurde mir speiübel.
»Wenn du mir die Bemerkung gestattest«, sagte Darryl, »du siehst nicht schwanger aus. Kannst noch nicht besonders weit sein.«
»Noch nicht sehr weit, aber weit genug, oder?« Sondra wischte sich die Augen ab. »Schwanger ist schwanger, egal wie groß ist Baby.«
Darryl nickte. »Stimmt.«
»Ich es habe Whitey heute Nacht gesagt. Dass ich bin schwanger. Er wurde sehr wütend, fragt, wie. Ich sage, ich bin gewesen vorsichtig, aber er mir nicht glaubt. Whitey sagt, wir werden lassen abtreiben. Ich sage nein. Zum ersten Mal ich zu ihm sage nein. Es sich hat gut angefühlt. Dann er mich schlägt. Immer wieder. Und er mich tritt. Sagt, er wird machen Fehlgeburt. Sagt, er mich wird lassen essen Fehlgeburt, um mir Lektion zu erteilen.«
Ich schnappte nach Luft. »Grundgütiger.«
»Ihr seht? Er ist Monster. Also laufe ich weg, und ihr mich findet. Ich habe Angst, dass er jetzt ist noch wütender. Er wird wollen mich töten – und euch auch. Euch beide. Und das wird er. Außer, ihr ihn tötet zuerst.«
Darryl lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf.
»Tja«, meinte er seufzend und drehte sich mir zu. »Ich schätze, die Arbeit können wir für heute doch abblasen.«
9
Um den Anruf bei GPS kümmerte sich Darryl. Die Leitungen im Distributionslager waren besetzt, und er brauchte eine Weile, um durchzukommen. Als es ihm schließlich gelang, teilte Darryl unserem Vorgesetzten, Scott, mit, dass die Zylinderkopfdichtung in meinem Jeep geplatzt sei und wir an der Interstate 83 auf einen Abschleppwagen warteten. Scott zeigte sich alles andere als glücklich über die Neuigkeit. Anscheinend wurde unser Ladebereich regelrecht mit Kisten bombardiert.
Zwölf Anhängerladungen von Total Gyms waren eingetroffen und mussten allesamt sofort raus. Lagerarbeiter hassen Total Gyms . Die Pakete sind schwer, unhandlich und allgemein eine riesige Plage. Die Verpackungsbänder aus Kunststoff können reißen, wenn man sie benutzt, um die Kartons zu heben, die außerdem scharfe Kanten haben, an denen man sich höllisch die Finger aufschneiden kann, wenn man keine Handschuhe trägt. Das Einzige, was schlimmer ist, als einen endlosen Schwung von Total Gyms -Paketen über das Förderband die Rutsche herabkommen zu sehen, sind Weihnachten und der Sommerbeginn, wenn Buchgroßhändler wie Ingram und Baker & Taylor ihre Lieferungen an Buchläden verstärken. Dann setzt die wahre Hölle ein – all die schweren Kartons mit Büchern über Diäten, Anleitungen zum Reichwerden und sonstige Themen, die Oprah im Fernsehen gerade zum Niederknien fand. Das sind anstrengende Tage. Wahrscheinlich lese ich deshalb nicht mehr viel.
Jedenfalls war Scott stinksauer, wenngleich nicht auf uns, sondern allgemein. Unserer Abteilung würde tüchtig in den Arsch getreten werden. Aber er schluckte die Ausrede und glaubte, dass wir mit einer zerfetzten Zylinderkopfdichtung neben der Straße standen – womit wir aus dem Schneider waren.
Relativ gesprochen.
Wir hatten immer noch die Geschichte mit der russischen Mafia, über die wir uns den Kopf zerbrechen mussten.
Sondra begann wieder zu weinen. Es geschah unverhofft, ohne Vorwarnung. Im einen Augenblick saß sie am Tisch, knuddelte Webster und trank Kaffee, im nächsten vergrub sie das
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