Kill Whitey
noch.«
»Alles klar.«
Sondra kehrte mit Webster im Arm in die Küche zurück. Sie hatte sich den Dreck und das Blut aus dem Gesicht gewaschen. Auch einen Großteil des Make-ups hatte sie weggewischt. Ihre Lippe war nach wie vor geschwollen, und ihre blauen Flecken waren dunkler geworden, dennoch fand ich sie wunderschön. Den Morgenrock hatte sie wieder zugezogen. Die blaue Seide betonte ihre Rundungen. Webster schnurrte und lag da wie eine schlaffe Lumpenpuppe. Er wirkte rundum zufrieden. Ich fragte mich, ob während meiner Abwesenheit jemand meinen Kater gegen einen Doppelgänger ausgetauscht hatte.
»Kaffee?« Ich bot ihr eine Tasse an. »Ich habe gerade welchen gemacht, er ist frisch.«
»Ja, bitte.«
»Zucker? Ich glaube, ich habe auch Milch da.«
» Da . Milch.«
Ich holte die Milch aus dem Kühlschrank hervor, roch daran und verzog das Gesicht.
»Nicht mehr gut?«
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
»Macht nichts. Ich trinke schwarz.«
Sie setzte sich neben Darryl. Webster hüpfte von ihrem Schoß und schlängelte sich zwischen meinen Beinen, als wollte er sich für sein rüdes Benehmen bei unserer Ankunft entschuldigen.
»Genauso mag ich meine Frauen«, sagte Darryl. »Stark, schwarz und ein klein wenig bitter.«
Sowohl er als auch ich lachten, Sondra jedoch starrte uns nur verwirrt an.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich Witz nicht verstehe.«
»Schon gut«, erwiderte ich. »Er war ohnehin nicht besonders komisch.«
Ich schenkte sowohl in die Tassen meiner Gäste als auch in meine eigene ein. Nachdem ich Websters Wasserschale wieder gefüllt hatte, nahm ich Platz.
»Also«, ergriff Darryl das Wort. »Sondra. Du hast Larry und mich kennengelernt, sogar den Kater. Du konntest dich waschen und beruhigen. Larry hat dir sogar eine gute Tasse Kaffe eingeschenkt. Fühlst du dich besser?«
» Da , viel besser. Ist schön.«
Darryl ließ alle Zähne in einem Lächeln aufblitzen. Sondra lächelte zurück.
Dann verblasste Darryls Lächeln.
»Jetzt erzähl uns, was, zum Teufel, los ist. Kein Rausschieben und keine Entschuldigungen mehr. Das hier ist keine Folge von Lost , wo nie Antworten gebraucht werden. Raus mit der Sprache. Wir wollen die Wahrheit. Das haben wir uns verdient.«
» Da «, pflichtete sie ihm bei. »Das habt ihr. Ich euch alles erzähle. Es ist nur ... nicht leicht, zu reden davon.«
»Versuch’s.«
»Ich versuche. Mein Englisch ist nicht ganz gut. Ihr mir sagt, wenn ihr nicht versteht?«
Wir nickten.
Sie trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse ab. Ihre Hände zitterten. Sie faltete sie vor sich und starrte auf die Tischplatte. Als sie zu sprechen begann, ertönte ihre Stimme leise.
»Ich wurde nach Glasnost in Russland geboren. Ihr wisst von Glasnost?«
Darryl zuckte mit den Schultern. Ich nickte.
»Das war, als der Kommunismus fiel«, sagte ich. »Es gehörte zu Gorbatschows Reformen. Ich erinnere mich daran, obwohl ich noch ein kleines Kind war. Meine Eltern haben es sich im Fernsehen angeschaut.«
»Ich war damals Baby. Mein ganzes Leben habe ich nicht gekannt kommunistisches Russland, nur ›neues‹ Russland. Kapitalismus. Das soll sein große Sache, wie amerikanische Demokratie. Aber ist es nicht. Es gibt keine Arbeit für Leute, keine Möglichkeit, zu ernähren Familie. Ich nie gute Zeiten gekannt habe, nur schlechte. Immer arm. Meine Familie oft ist hungrig gewesen. Kein Geld, keine Arbeit.
Aber die Verbrecher – wir sie nennen die Bratwa – ihnen es geht gut. Sie sind wie eure Mafia. Die Bratwa machen Geld. Ihre Familien essen am Abend und haben mehr zum Trinken als Wodka. Als Sowjetunion fiel, die Organisazija schon war da. Früher sie hat verkauft westliche Produkte auf Schwarzmarkt. Musik, Filme, Jeans.
Aber bei all die politische ... wie sagt man? ... Unsicherheit ... in meine Land, sie rasch Kontrolle hat übernommen. Zuerst sie übernimmt Banken, dann Gerichte. Bald ihre Leute betreiben Firmen, Fabriken, alles. Sie sind Anwälte, Banker, sogar Richter. Sie sich nennen Vory v Zakone – Diebe im Gesetz.«
»Verdammt«, brummte Darryl. »Tony Sorpano macht solchen Mist nicht. Dem gehört nur ein Reinigungsunternehmen.«
»In meinem Land, die Bratwa sind die wahre Macht«, fuhr Sondra fort. »Sie sind viele. Einhunderttausend. Sie kontrollieren achtzig Prozent von Privatwirtschaft und Hälfte des Geldes im Land.«
Darryl stieß einen Pfiff aus. »Bist du sicher? Das erscheint mir verteufelt viel.«
»Mein Englisch ist nicht ganz
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