Kill Whitey
der Wand in der Mitte des winzigen Zimmers. Am gegenüberliegenden Ende des Raums war die Tür zum Badezimmer. Jemand, der eintrat, würde das Bett, die Badezimmertür, die Kommode und das Nachtkästchen sehen, aber für den Schrank würde sich derjenige umdrehen müssen. Sondra kauerte sich zwischen die Kommode und das Bett. Ich huschte in den Schrank. Ich ließ die Tür offen, hob den Schläger und hielt den Atem an. Mein Herz pochte bis in die Schläfen. Und ich musste dringend pinkeln.
Der Türknauf ratterte. Dann trat jemand dagegen. Sondra wimmerte. Die Eindringlinge hämmerten gegen die Tür. Jeder Schlag ließ sie im Rahmen erzittern. Das billige Holz splitterte und brach. Krachend flog die Tür auf, und zwei Männer stürzten herein. Ich erkannte sie beide – Rausschmeißer aus dem Odessa , Vacheslav und Alexander. Beide hatten Pistolen. Mehr Zeit blieb mir nicht für Beobachtungen, denn sie begannen zu schießen.
Sie feuerten mehrmals auf das Bett, die Kommode und den Spiegel, anscheinend in dem Bestreben, uns aufzuscheuchen. Der Plan funktionierte. Sondra kreischte, und Vacheslav setzte sich in ihre Richtung in Bewegung.
Ich sprang aus dem Schrank hervor, schwang den Schläger und traf Alexander seitlich ins Gesicht. Ein übelkeiterregendes Knirschen ertönte. Es war, als schlüge man einen Stein. Die Erschütterung raste durch den Schläger und in meine Arme. Meine Hände ertaubten. Stöhnend sank Alexander zu Boden. Vacheslav richtete die Waffe auf mich, aber Sondra warf eine Bierflasche nach ihm. Er schwenkte zurück zu ihr, und ich nützte die Ablenkung, um zuzuschlagen.
Ich traf ihn mit dem Griff in die Nase, dann trat ich ihm in die Eier. Blut strömte aus seiner Nase. Mit einer Hand hielt er sich den Schritt, mit der anderen versuchte er, die Pistole anzuheben. Sondra packte eine Handvoll von Vacheslavs Haar und riss seinen Kopf zurück. Ich drosch ihm mit dem Schläger erst in die Seite und den Magen, dann verpasste ich seinen beiden Knien einen kräftigen Hieb. Aus der Drehung bedachte ich Alexanders Schädel mit einem Nachschlag, nur zur Sicherheit. Zähne flogen aus seinem Mund.
Ich ließ den Schläger fallen und hob seine Waffe auf. Es handelte sich um einen Rexio-Revolver, Kaliber .38. Laut meinen Kollegen, die sich mit Schusswaffen auskannten, ein billiges Stück Dreck. Ich persönlich hatte wenig Ahnung von Waffen, aber ich erkannte trotz meiner mangelnden Kenntnisse, dass ich tatsächlich Schrott in der Hand hielt, was mich ein wenig enttäuschte. Eigentlich hatte ich gedacht, russische Mafiosi wären besser ausgestattet.
Sondra und ich starrten einander an – halb nackt, blutig und keuchend. Um ehrlich zu sein, war ich wie benommen. Da ich seit der siebenten Klasse keinen Kampf mehr absolviert hatte, fand ich meine Leistung recht beeindruckend. Vielleicht lag es am Adrenalin, am Überlebensinstinkt oder an meinen Gefühlen für Sondra. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich in jenem Moment unbesiegbar fühlte.
»Ich muss nach Darryl sehen«, sagte ich. »Du bleibst hier.«
» Njet . Wir müssen weg, Larry. Die Polizei kommt. Deine Nachbarn hören Schüsse.«
Draußen im Wohnzimmer heulte Webster auf. Ich wirbelte herum, rannte zur Tür und brüllte seinen Namen.
»Lass die Waffe fallen, oder ich töte deine Katze.«
Whitey. Sein Akzent war erkennbar, sein Englisch jedoch perfekt.
Er saß auf meinem Sofa und wirkte dabei ruhig und bedächtig. Seine Kleider waren unzerknittert, sein weißes Haar glänzte. Er hielt Webster auf Armeslänge am Kragen. Webster trat um sich, fauchte und wand sich in dem Griff. In der anderen Hand hatte Whitey eine Pistole – der Art, die ich mir bei russischen Mafiosi vorgestellt hatte. Von Darryl war weit und breit nichts zu sehen. Ich hörte Schreie aus der Wohnung neben der meinen. Ein Kind weinte.
»Lass meine Katze runter, du Scheißkerl.«
Statt zu antworten, drückte Whitey ab. Das Einzige, was mir den Hintern rettete, war Webster. Er zappelte immer noch, krallte nach Whiteys Gesicht und kratzte ihm über die Wange. Der Schuss ging daneben. Die Kugel grub sich in die Trockenbauwand neben meinem Plasmafernseher.
Ich hatte Alexanders Revolver nicht überprüft und wusste daher nicht, wie viele Patronen sich noch im Magazin befanden. Ich hoffte auf das Beste, spannte den Hahn und erwiderte das Feuer. Die Rexio zuckte in meinen Händen. Sofafüllung stob in die Luft. Whitey ließ den Kater fallen, warf sich zu Boden und robbte
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