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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Helden der Arbeiterklasse. Manchmal beschlich mich der Eindruck, man brauchte im Bezirk York nur einen Stein zu werfen, und er würde mit Sicherheit einen aufgegebenen Industriepark treffen. Einige hatte man verpachtet oder in Wohnungen umgebaut, aber die meisten wurden nur noch von Spinnen und Ratten bewohnt oder von Plünderern heimgesucht – Obdachlosen und Pechvögeln, die in den Gebäuden nach Kupfer, Aluminium und sonstigem Abfall suchten, den sie auf dem Schrottplatz verkaufen konnten.
    Einen Tag Arbeit für den Lohn eines Tages – gerade genug für eine Flasche billigen Fusel oder etwas Methamphetamin. Diese Stätten waren mit Blut und Schweiß errichtet worden, aber es war Verzweiflung, die sie nun aufrecht hielt. Vielleicht ist es in ganz Amerika so. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich es als verdammt deprimierend empfinde.
    Ein Stacheldrahtzaun umgab das Gelände, aber das verzogene Tor stand offen, war augenscheinlich von Eindringlingen beschädigt worden. Wir rasten durch die Lücke. Unsere Stoßstange fegte das rostige Tor zur Seite und schleuderte es gegen den Zaun. Der Lexus fiel weiter zurück und schaffte die Kurve wegen des platten Reifens kaum. Funken stoben unter dem Wagen auf. Whitey fuhr auf der Felge. Trotzdem folgte er uns beharrlich, trieb das kaputte Auto gnadenlos weiter. Sondra kannte ihn – er gab einfach nicht auf. Ein Stehaufmännchen des Todes.
    »Larry«, sagte Yul und hustete. »Bitte, halt an.«
    »Reiß dich einfach zusammen. Jetzt nicht.«
    Wir gerieten ins Schleudern und wirbelten eine Staubwolke hinter uns auf. Ich hoffe, sie würde dicht genug sein, um Whitey die Sicht zu rauben. Mit jähen Bewegungen lenkte ich uns an Stapeln alter Paletten, defekten Maschinenteilen, rostiger Ausrüstung und vergessenen Mülltonnen vorbei. Wir rasten zwischen zwei Reihen von Metallfässern hindurch. Die Beschriftung darauf war abgewetztund ausgebleicht. Unmöglich zu sagen, was sich darin befand. Motoröl. Tomatenmark. Giftmüll. Oder vielleicht waren sie leer wie die Gebäude rings um uns.
    Leer ... so wie ich mich fühlte, seit ich den Abzug gedrückt hatte.
    Ich steuerte durch den Unrat, raste unter aufspritzendem Wasser durch Pfützen und fuhr zwischen Lagerhäusern und Schuppen hindurch, ohne zu bremsen, bemühte mich nach Kräften, unseren Verfolger abzuschütteln. Das Labyrinth der stummen Gebäude verschluckte uns regelrecht.
    »Sondra, ist er noch hinter uns?« Ich konnte wegen all des Staubs nichts erkennen.
    »Schwer zu sagen. Ist große Wolke in Weg. Wenn nicht jetzt, dann bald wieder, denke ich. Er wird uns finden.«
    »Wenn uns nicht zuerst die Bullen finden«, brummte ich. »Herrgott ...«
    »Du hast diese Kerle umgebracht«, stammelte Yul. »Hast sie abgeknallt, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Nur für den Fall, dass du geschlafen hast, Kumpel – sie haben zuerst auf uns geschossen.«
    Er starrte mich an, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen. »Wovon redest du? Ich war doch auf dem Parkplatz dabei.«
    »Sie haben schon in meiner Wohnung auf mich geschossen. Diesmal wollte ich kein Risiko eingehen.«
    »Was? In deiner Wohnung?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Erzähle ich dir später.«
    »Aber wer sind die?«
    »Die Russenmafia.«
    »Leck mich, Larry. Ich mein’s ernst.«
    »Ich auch. Erinnerst du dich noch an unseren Besuch im Odessa ?«
    »Ja.«
    »Und an all die hartgesottenen russischen Typen? Und den mit dem weißen Haar? Der das Sagen hatte?«
    »Ja. Jesse meinte, der sei ...« Yuls Augen weiteten sich. »Jesse hatte recht?«
    Ich nickte.
    »Weiß er es?«
    »Wer?« Der Hyundai holperte über ein zerfurchtes Feld.
    »Jesse. Weiß er, dass er richtig lag?«
    »Yul.« Ich sprach mit leiser Stimme. »Ich hab’s dir doch gesagt, Mann: Jesse und Darryl sind tot.«
    Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Seine Lippen und Hände zitterten. Nach einem tiefen Luftzug atmete er den Gestank von Erbrochenem aus. Ich wandte mich von ihm ab. Sondra hielt auf dem Rücksitz Ausschau nach Whitey.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich. »Es ging alles so schnell, es ...«
    »Sie sind tot.« Yuls Stimme erklang tonlos. Die Augen hatte er immer noch geschlossen. »Ich dachte, ihr wolltet mir vielleicht wieder mal einen Streich spielen. Den alten Yul verarschen. Aber das tust du nicht. Das alles passiert wirklich. Ich bin heute Morgen zur Arbeit gegangen und jetzt ... sind sie wirklich tot.«
    »Ja.«
    »Und diese Russen haben sie umgebracht?«
    »Sie ...

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