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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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setzten uns wieder in Bewegung und passierten weitere Gitter. Ich vermutete, dass wir uns mittlerweile außerhalb des Industrieparks befanden – vielleicht entlang einer Straße. Die Gitter traten in regelmäßigem Abstand auf und dienten vermutlich als Regenwasserabfluss.
    Bald wurde unsere Umgebung klarer. In diesem Abschnitt des Rohrs floss das Wasser nicht. Es stand still; Laub, Lebensmittelverpackungen, leere Flaschen, zerdrückte Bierdosen, Zigarettenstummel und sonstiger Müll verstopften die Strömung. Auf der Oberfläche trieb ein dünner, rostfarbener Schmutzfilm. Moskitolarven wanden sich um unsere Füße, und Schaben krabbelten über die gekrümmten Wände. Ich schaute zurück. Von unserem Verfolger fehlte jede Spur.
    »Wir haben ihn abgeschüttelt«, sagte ich. »Der Getränkeautomat muss Whitey schlimmer zugerichtet haben, als wir dachten. Er wird langsamer. Wenn wir unseren Vorsprung halten können, gelingt es uns vielleicht doch noch, mit dem Leben davonzukommen.«
    »Er wird weiter verfolgen.« Sondra stöhnte. »Selbst in diesem Zustand ist er ... wie heißt das Wort? Entschlossen? Aber er ist jetzt schwach. Vielleicht wir ihn können doch töten.«
    »Vielleicht«, pflichtete ich ihr bei und dachte daran, wie Rasputin letztlich zu Tode kam, als er unter dem Eis gefangen war. »Aber ich habe nicht vor, hier zu bleiben und es herauszufinden. Gehen wir weiter.«
    Die Rohrwände erzitterten und jagten Wellen durch das schlammige Wasser. Die Schaben wuselten davon. Ein großer Lastwagen donnerte über uns hinweg. Die Reifen knirschten über den Asphalt, der Motor grollte.
    »Wir müssen uns unter einer Hauptstraße befinden«, vermutete ich. »Vielleicht sind wir weit genug entfernt, dass uns die Bullen nicht finden. Vielleicht durchsuchen sie noch die Maschinenwerkstatt oder eines der anderen verlassenen Gebäude. Wenn ja, dann könnten wir Glück haben.«
    In Sondras verzweifelter Miene keimte ein wenig Hoffnung auf. Als sie sprach, war die Resignation aus ihrem Tonfall verschwunden.
    »Was machen wir, Larry?«
    »Zuerst«, erwiderte ich, »müssen wir einen Weg aus diesem verfluchten Abwasserkanal finden. Ich bin sicher, die Polizei weiß längst, wer wir sind, also werden sie die Flughäfen überwachen. Aber ich habe etwas Geld dabei. Wir können uns per Anhalter nach Harrisburg oder York durchschlagen und es zu einem Busbahnhof schaffen.«
    »Werden die Busleute nicht auch nach uns suchen?«
    »Wir brauchen keinen Ausweis und keine Kreditkarte, um Fahrkarten zu kaufen. Wenn wir bar zahlen, stellt niemand Fragen. Denen ist scheißegal, wer wir sind.«
    »Polizei überprüft nicht auf Terroristen?«
    »Nein. Die ist zu beschäftigt damit, am Flughafen harmlose alte Damen zu überprüfen.«
    Sondra wirkte zweifelnd, sagte jedoch nichts mehr.
    »Wir steigen also in einen Bus und verlassen die Stadt«, fuhr ich fort. »Wir fahren irgendwohin, wo Whitey uns niemals finden wird. Du hast es selbst gesagt – er wird schwächer. Wenn wir weiter auf der Flucht bleiben und er das Baby nicht bekommt, kippt er vielleicht einfach um und krepiert. Ich meine, sogar Rasputin hat nicht so viel Schaden erlitten wie dieser Mistkerl heute. Vielleicht ist Whitey dem Tod bereits nah.«
    »Das wäre schön.«
    »Ja, das wäre es«, stimmte ich ihr zu.
    Einige andere Rohre kreuzten den Tunnel. Alle wiesen eine unterschiedliche Größe auf. Nach kurzer Beratschlagung entschieden wir, weiter dem Hauptgang zu folgen. Der Verkehr über uns wurde stärker. Minütlich wurden die Geräusche lauter und das Licht heller.
    »Wenn wir Bus nehmen«, meldete sich Sondra schließlich zu Wort, »werden nicht auffallen unsere Kleider?«
    Daran hatte ich nicht gedacht. So, wie wir aussahen, würde man uns niemals in einen Bus lassen, abgesehen davon, dass uns niemand als Anhalter mitnehmen würde. Es würde uns höchstens jemand für Unfallopfer halten und die Polizei verständigen. Wir waren von Kopf bis Fuß mit Blut und Dreck verschmiert – teilweise frisch, teilweise getrocknet. Sondra trug keine Schuhe. Ich hatte keine Haare mehr, dafür Blasen auf dem Kopf, außerdem war ich den ganzen Tag lang verprügelt worden. Wir sahen beschissen aus.
    »Wir stehlen uns Kleider«, sagte ich und führte sie weiter. »Genau wie heute Morgen. Dann suchen wir einen Bach oder Teich und waschen uns. Keine Sorge. Das ist das kleinste unserer Probleme.«
    »Soooooooondraaaaaa ...«
    Whiteys Stimme klang matt, aber eindringlich. Er war immer noch

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