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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Wasser. Es klingt, als es ist hinter uns.«
    »Mein Gehör ist wohl übler zugerichtet, als ich dachte. Kannst du die Quelle des Geräuschs finden?«
    Ich spürte, wie sie sich in der Dunkelheit neben mir hinkniete, und hörte, wie ihre Handflächen auf den Betonboden klatschten, als sie diesen abtastete. Ich roch immer noch ihr Parfum, zart, aber angenehm wahrnehmbar. Sie entfernte sich von mir, und obwohl ich sie nach wie vor hören konnte, fühlte ich mich plötzlich sehr allein.
    »Hier«, rief Sondra. »Ich finde ein ... wie sagt man? Gatter?«
    »Ein Gatter ist ein Tor. Meinst du Gitter?«
    » Da. Gitter. Ist Wasser darunter.«
    »Lass mal sehen.«
    Ich sank auf den Boden und ertastete mir den Weg zu ihr. Bald fanden meine durch die Dunkelheit fuchtelnden Hände ihre Schultern. Ich folgte Sondras Armen nach unten und streifte ihre Brüste, bis ich das Gitter spürte. Es bestand aus Metall und fühlte sich kalt an – wahrscheinlich Eisen oder Stahl. Darunter strömte eindeutig Wasser vorbei – und ziemlich schnell, so wie es sich anhörte. Ich schob die Finger zwischen die Stäbe und zog. Quietschend bewegte sich das Gitter ein wenig.
    »Es ist lose«, flüsterte ich. »Wenn das Rohr da unten groß genug ist, dass wir hindurchkriechen können, haben wir vielleicht eine Chance.«
    »Was ist das?«
    »Die Abwasserleitung. Sie muss unter dem gesamten Industriepark verlaufen. Ich hoffe, es sind große Rohre. Sollten es eigentlich sein, wenn man bedenkt, welche Mengen hier durchgeflossen sein müssen, als die Fabriken noch in Betrieb waren.«
    »Abwasserleitung? Wo Kot ist?«
    »Kein Kot«, flüsterte ich. »Jedenfalls nicht mehr. Der gesamte Komplex ist verlassen, genau wie die Gebäude, in denen wir waren. Hier spült niemand mehr Toiletten.«
    »Dann was ist das Wasser?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich stammt es von den Feuerwehrautos draußen. All das Wasser aus ihren Schläuchen ist vermutlich in die Abwasserleitungen geflossen. Wenn das Wasser irgendwo rauskommt, dann können wir das auch. Und jetzt hilf mir, das verfluchte Ding hochzuheben.«
    Sie ergriff das Gitter, und gemeinsam hoben wir es beiseite. Das Geräusch des Wassers wurde lauter – genau wie Whiteys Schritte. Ich tastete die Ränder des Lochs ab. Es war groß genug, dass wir beide uns durchzwängen konnten. Ich spuckte in die Dunkelheit und wartete, bis ich den Speichel in die Strömung platschen hörte.
    »Ist nicht allzu tief. Ladies first.«
    »Larry, ich habe Angst. Du gehst zuerst, ja?«
    »Hallo«, rief Whitey. »Ich komme zu euch, kleine Mäuschen.«
    Diesmal war ich sicher. Whiteys Stimme hatte sich eindeutig verändert. Die Worte erklangen lallend, fast unverständlich. Trotzdem hörte er sich bedrohlich an, und seine Absicht war klar.
    Ein donnergleiches Krachen von oben hallte durch das Gebäude. Sekunden später rannten Stiefel über den Boden. Die Decke vibrierte. Gebrüll setzte ein.
    »Die Polizei ist drinnen«, sagte ich. »Wir müssen sofort los.«
    Ich rutschte zu dem Loch und ließ die Beine durch die Öffnung baumeln. Dann drehte ich mich herum und senkte mich langsam in die Abwasserleitung hinab. Als meine Füße den Boden berührten, befanden sich mein Kopf und meine Schultern noch auf Bodenhöhe. Ich sog scharf die Luft ein, als das kalte Wasser in meine Schuhe strömte. Der plötzliche Schock lichtete die Benommenheit in meinem Schädel.
    »Es ist nicht tief«, rief ich. »Komm.«
    Ich ging aus dem Weg, und Sondra folgte mir durch das Loch. Im Tunnel herrschte ein wenig Licht – nicht genug, um wirklich sehen zu können, aber ausreichend, dass sich meine Augen an die Düsternis anpassen konnten. Woher es stammte, ließ sich nicht erkennen. Bald konnte ich Sondras Gestalt ausmachen – einen wunderschönen, zierlichen Schatten.
    Als sie sich mir zudrehte, sah ich das Weiß ihrer Augen aufblitzen. Ich versuchte, leise und zugleich schnell zu sein, als ich das Gitter wieder über das Loch zog. Whitey würde sich davon nicht aufhalten lassen, aber vielleicht würde es verhindern, dass sich die Polizei zusammenreimte, wohin wir verschwunden waren.
    Sondras Hand suchte in der Dunkelheit die meine. Unsere Finger verschränkten sich ineinander.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte ich.
    » Njet . Nicht so viel.«
    »Dann halt einfach meine Hand fest und lass nicht los.«
    Die Luftqualität war in dem Abwasserrohr besser. Der Rauch und das Tränengas hatten sich noch nicht so weit ausgebreitet, und wir konnten endlich wieder

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