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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Ohrläppchen gedübelt. Drei dicke Kabel aus purem Gold hängen um seinen Hals. An jedem einzelnen Finger seiner Hände trägt er mindestens einen, oft aber zwei enorme goldene Ringe, allesamt übersät mit Edelsteinen: Diamanten, Rubine, Smaragde. Sein rechtes Handgelenk ziert eine maßgefertigte Rolex, derart mit Klunkern überladen, dass allein der Versuch, die Zeit von ihr abzulesen, Hirnblutungen verursachen dürfte. Von seinem linken Handgelenk baumelt ein hundert Pfund schweres Armband aus Gold und Platin. Bloß einen einzigen Schritt zu gehen, dürfte einer halben Stunde Workout gleichkommen. Er sieht aus, als hätte er sich mit Klebstoff eingeschmiert und wäre mit dem Kopf voran durch einen Outletstore namens »Reicher schwarzer Bastard« gekrochen.
    »Alles frisch, Jungs?«, sagt er, klopft mir auf die Schulter und knetet parallel Schneiders Hand. Aggressiv zerrt er einen Stuhl unter dem Tisch hervor und lässt einen herrischen Blick durch den Laden schweifen. Die Kundschaft beginnt augenblicklich einige überaus interessante Dinge unter den verstümmelten Meereswesen auf ihren Tellern zu entdecken. Sein Erfolg ist noch frisch. Rage hat sich noch nicht daran gewöhnt, sich an Orten wie diesem aufzuhalten. Deshalb befindet er sich auf Defcon 3 und hat roten Alarm ausgelöst. Will sagen: Er hält grimmig Ausschau nach dem geringsten Anzeichen von Bevormundung, dem leisesten Aufflackern von herablassendem Verhalten. Er wirft nicht einmal einen Blick in die Karte, die ihm von einem schluckenden Kellner angeboten wird, »’nen Burger und Pommes, Alter, alles klar?«, sagt er.
    Hamburger und Pommes, Steak und Pommes. Immer »gut durch«. Das ist der Kettenrestaurantfraß, den jeder dreckige Unterschichtrotzlöffel bestellen wird, den du jemals unter Vertrag nimmst. Bis sie mit ihrer Schickimickitussi zusammenziehen – irgendeine Millie oder Sophie –, die sie in die Zivilisation einführt, sie in die Geheimnisse guten Weines einweiht und erklärt, was ein Fisch ist. Dann musst du allerdings damit klarkommen, dass diese Bastarde Rioja mit Seezunge bestellen und sich über beschissene Restaurants unterhalten wollen. Der Kellner zieht sich verunsichert und angewidert zurück. Nach dem kürzesten »Was geht?«, das möglich ist, kommt Fisher geradewegs zur Sache. Die Sache ist eigentlich in jedem Meeting dieselbe: Warum wir ihnen mehr Geld zahlen sollten.
    »Wir müssen diese verfickte Tour machen, richtig?«, sagt er.
    »Damit das klar ist, ich hab da keinen Bock drauf«, sagt Rage.
    »Locker, Alter«, sagt Fisher und legt einen seiner massiven Wichsgriffel beruhigend auf den Arm seines Schützlings, ohne Schneider aus den Augen zu lassen. »Wir werden diese verfickte Tour machen«, sagt er gönnerhaft. Ich frage mich, wie gründlich sie das wohl einstudiert haben.
    »Großartig«, sagt Schneider.
    »Aber wir werden keinesfalls das Studio abbauen, um es mitzunehmen …«
    »Keine Chance, Alter«, sagt Rage und schüttelt so feierlich mit dem Kopf, als hätten wir ihn gebeten, eines seiner – sicherlich zahlreichen und unehelichen – Kinder in die Sexsklaverei zu verkaufen.
    »Also müssen wir sie rep…, repli…«, Fisher unternimmt einen kurzen Versuch »replizieren« zu sagen, überlegt es sich dann aber anders, »… sämtliche Geräte noch mal kaufen, verstehst du? Damit wir Equipment für die Tour haben.«
    »Über wie viel reden wir?«, fragt Schneider.
    »Sechzig«, sagt Fisher, ohne eine Miene zu verziehen, aber seine rechte Hand erhebt sich automatisch zum Ohrläppchen, um an einem großen goldenen Stecker herumzuzupfen. Diese Tour kostet uns, mit Backgroundsängern, Licht, Transport, Hotels, Crew, Catering, Sound etc., ohnehin bereits fünf Riesen pro Show an Toursupport.
    »Mmmm«, sagt Schneider.
    »Entschuldigen sie, Sir?« Hinter dem massigen Manager hält sich unser Kellner versteckt. Rage wirbelt herum, mittlerweile, wie eigentlich immer, ziemlich sauer.
    »Was denn?«
    »Isch befürschte, ihre Bestellung … wir sind ein Fischrestaurant und …«
    »Gottverfickte Scheiße«, sagt Rage.
    »Vielleischt möschte der ’err süsch für ein onderes Gerüscht entscheiden?« Der Kellner bietet ihm noch mal die Karte an. Rage lehnt erneut ab.
    »Komm, Alter, du kannst doch wohl ein paar verfickte Pommes machen. Du hast doch sicher Kartoffeln dahinten, oder nicht? Scheiße, ihr müsst sie doch nur frittieren, in …«, Rage überlegt, »… irgend ’nem Zeug.«
    »Wir ’aben Kartoffeln auf der

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