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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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im Club gespielt?«
    »Letzten Freitag zum ersten Mal. Schteeven, es ist unbeschreiblich. Du warst doch schon im Technotron, oder? Du weißt, wie die Leute dort ticken, sie wissen genau, welche Musik sie wollen. Scheiße, Mann, sie sind auf der Stelle VÖLLIG DURCHGEKNALLT!« Das sagt er immer.
    »Wow«, wiederhole ich.
    »Wer ist diese Sängerin?«, fragt Darren überflüssigerweise, bloß um irgendetwas zu sagen.
    »Michelle. Sie ist, wie sagt ihr, Schteven, eine hässliche Schabracke!?« Abschätzig wedelt er mit der Hand. »Aber das soll kein Problem sein. Wir werden eine andere finden, die ihr Gesicht dafür hinhält.«
    »Es ist großartig, Rudi. Es ist nur …« Ich breite die Arme aus.
    »Der Text?«
    »Exakt, Rudi.«
    »Ach, ihr Limies! So spießig! Ist aber kein Problem, wir haben bereits einen Radio Edit vorbereitet.«
    »Echt? Wow. Habt ihr wirklich? Wie … äh … was habt ihr damit gemacht?«
    »Wir haben den Refrain in ›Why Don’t You Slap Me On The Ass‹ geändert.«
    Heilige Scheiße. Wenn das nicht die abgeschmackteste, blödeste und unbrauchbarste Idee ist, von der ich je gehört habe, ist sie zumindest unter den ersten fünf.
    »Klasse«, sage ich. »Das könnte funktionieren.«
    »Also, was hältst du davon, mein Freund? Dir ist doch klar, dass ich es dir für den britischen Markt anbieten möchte.«
    Was ich davon halte? Die Platte ist kranker, billiger, verblödeter, geschmackloser, absolut obszöner Dreck. Aber, und vergesst das nie, ganz genau das ist es, was 99 Prozent der gottverdammten Öffentlichkeit – diesen Tieren – gefällt. Außerdem ist der Song ein Ohrwurm – und es sind schon weitaus seltsamere Dinge zu Hits geworden. Trotzdem will die Sache sorgsam überlegt sein, denn auch wenn Rudis Erfolgsbilanz für den Müll, den er rausbringt, exzellent ist, hat er einigen Labels schon Hunderttausende von Pfund für Platten abgeluchst, die dann auf Platz 41 in die Charts einstiegen und anschließend in der Versenkung verschwanden. Zuletzt hat Virgin ein Vermögen für einen von Rudis Tracks mit dem Titel »Happy Song!« bezahlt. Ich weiß noch, wie ich bei Trellick im Büro stand, als die Midweek Charts reinkamen. Die Nummer stand auf Platz 46, versehen mit einem verfickten, monströsen Pfeil nach unten. Schadenfreude? Wir hätten beinahe Sauerstoffmasken gebraucht.
    »Wie viel, Rudi?«
    »Ach, Schteeven, was weiß ich. Was habt ihr uns beim letzten Mal gezahlt: 25, irgendwas in dieser Richtung?«
    »Zwanzig.«
    »Was auch immer. Unter dreißig plus achtzehn Punkte kann ich es dir nicht überlassen.« Die Ratte meint seine Prozentpunkte, die er über den Vorschuss hinaus an der Nummer kassieren will.
    Ich nicke. »Klingt nicht unzumutbar.« Verfickte Scheiße, natürlich tut es das. Wenn wir diesem Volltrottel dreißig Riesen zahlen, diverse Remixe ordern, uns um die Club- und Radiopromotion kümmern, eine ausreichend hohe Auflage pressen, Printwerbung schalten, Bauzaunplakatierung in Auftrag geben und ein Video drehen, wird uns der Versuch, mit diesem Stück Scheiße einen Hit zu landen, annähernd 200000 Pfund kosten. Das alles muss man einkalkulieren, jedes Mal, wenn man Ja sagt.
    »Schteeven, das ist ein echtes Schnäppchen. Wo hast du deine Ohren? Die Nummer ist ein Überkracher.«
    »Ich sag dir was, lass mich mit den Business-Affairs-Jungs sprechen, ein paar Zahlen wälzen, morgen gebe ich dir Bescheid.«
    »Okay«, er zuckt mit den Achseln, »aber lass dir nicht zu viel Zeit, mein Freund. Ich will, dass du das Ding kriegst, deshalb habe ich es dir als Allererstem vorgespielt. Aber du weißt ja, wie das hier läuft.« Er zeigt aus dem offenen Fenster Richtung Cannes. Einige Etagen unter uns stürzt sich die Musikindustrie gerade kollektiv in die Nacht; ihr Gelächter und Geplapper dringen bis zu uns nach oben.
    »Ich ruf dich an«, sage ich im Aufstehen.
    »Schön, also gut. Sehen wir uns heute Abend? Wo geht ihr essen?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher. Was habt ihr vor?«
    »Ich gehe ins Barracuda, mir meinen VERFICKTEN SCHWANZ DURCHKNETEN LASSEN!«, brüllt er und haut mir neckisch auf den Oberarm.
    Kaum dass die Lifttüren geschlossen sind, bricht Darren in brüllendes Gelächter aus. »Heiliger Strohsack, der dreht ja total am Rad.«
    »Ohne Scheiß. Aber was hältst du von der Nummer?«
    »Keine Frage, es ist ein verfickter Hit, aber, Alter, dieser Text.« Er schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung, ob dieser Mix funktioniert. Was meinst du?«
    Was ich meine? Ich weiß es

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