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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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einspielt.
    Weder Rage noch Fisher haben irgendeine konventionelle Ausbildung genossen, aber ihre Vergangenheit hat sie auf wundersame Weise gründlich auf eine erfolgreiche Karriere im Musikgeschäft vorbereitet. Letztes Jahr gab es bei einem Trip in die Vereinigten Staaten ein Visaproblem, das die Rechtsabteilung klären sollte. Dabei hatte Trellick Gelegenheit, die Strafregister der beiden einzusehen.
    Ja, richtig vermutet. Sowohl Rage als auch Fisher sind ehemalige Straßenräuber.
    »Also«, sagt Schneider freundlich, »wie geht’s mit dem Album voran?«
    »Alter«, sagt Rage feierlich, zieht dabei zum ersten Mal seine Oakley von der Nase und schaut Schneider in die Augen. Seine Iris ist so braun, dass sie schon fast schwarz ist. Die Augen eines Haies. »Es wird dir die verfickten Ohren wegpusten.«
    »Wann können wir es hören?«
    »Bald, Alter, bald.«
    Der Kellner tippelt in unser Blickfeld. Mit einem triumphalen »Voilà!«, setzt er einen Teller fruits de mer vor Rage ab. Rage wirft einen Blick darauf, auf die Stacheln, Panzer, Tentakel, Klauen und Mandibeln, die wackelnden Fühler und die kohlschwarz glänzenden Augen Dutzender toter Krustentiere. Er schaut in das strahlende Gesicht des Kellners und sagt: »Machst du dich über mich lustig, du Arschgesicht?«
    Mitternacht in der Lobbybar des Martinez. Es müssen mindestens 300 Leute sein. Ein brodelnder Tumult aus Schnaps, Radau und Networking. Ununterbrochen werden Visitenkarten ausgetauscht und Telefonnummern auf Servietten gekritzelt oder in Mobiltelefone getippt. Leute halten imaginäre Telefonhörer an ihre Ohren und signalisieren »Ruf mich an« quer durch den Raum. Andere werfen ihre Köpfe in den Nacken, um Sturzbäche affektierten Gelächters über den Rest des Mobs auszuschütten. Das Getöse der Zwangsjovialität ist ohrenbetäubend. Eine verschwindend kleine Schar von hoffnungslos überforderten Kellnern in weißen Dinnerjackets zwängt sich mit silbernen Tabletts voller Krug-, Cristal-, San-Miguel-, Budweiser-, Heineken-, Stoli- und Johnny-Walker-Flaschen durch das Gedränge. Ein Bier kostet um die acht Pfund. Dir eine Flasche Scotch oder Wodka an den Tisch bringen zu lassen, würde dich etwa 300 Pfund kosten. Hier gibt es genügend Menschen, die das liebend gern bezahlen, damit sie nicht alle fünfzehn Minuten einen der kurz vorm Kreislaufkollaps stehenden Kellner herbeiwinken müssen. Verglichen mit unserem Abendessen in dem Fischrestaurant an der Croisette ist dies hier ein Gelage: vierzehn von uns an einem Tisch, Chardonnay, Champagner, Cognac, Kokain und unangetastetes Essen. Flüche, Geschrei und brüllendes Gelächter. Ältere Gäste, die um neue Plätze betteln, sowie ein steif lächelnder Maître und ein Trio abgespannter Kellner, die entnervt über der meterlangen Rechnung brüten, sowie einem Packen Kreditkarten und Francs, die wir ihnen auf das ruinierte Tischtuch geworfen haben.
    Als Trellick und ich uns auf den Weg zur Bar machen, treffen wir Parker-Hall und Marty Kersh, einen Senior Vice President von Capitol aus L. A. Parker-Hall nickt höflich, macht aber – ganz wie ich es mir schon dachte – keinerlei Anstalten, mich vorzustellen oder irgendwie in die Konversation mit einzubinden. Tatsächlich sehe ich, dass er sich eine möglichst detaillierte Frage zurechtlegt, um sie Kersh zu stellen, an den er sich jetzt eng heranschiebt, um sie ihm zuzubrüllen. Das ist Gesetz: Wenn du, für jeden sichtbar, in der Mitte des Raums, eine aufmerksam beobachtete Unterhaltung, ein High-Profile-Gespräch also, mit jemand Mächtigem führst, dann musst du diese Konversation eifersüchtig gegen jeden Störenfried deines oder eines geringeren Standes verteidigen. Hätte Parker-Hall sich dagegen mit irgendeiner Handlampe unterhalten, einem Marketingfutzi eines winzigen französischen Dance-Labels, mit dem er zufällig ins Gespräch geraten ist, er hätte mich wie einen verloren geglaubten Bruder begrüßt, in die Unterhaltung einbezogen, sich dann verpisst und mich mit dem Blödmann im Regen stehen lassen. Und dasselbe würde ich ohne zu zögern mit ihm machen.
    »Wie lief es denn eigentlich mit Rage?«, fragt mich Trellick.
    »Wie üblich.«
    »Und das Album?«
    »Er meint, es wird uns vom Hocker blasen.«
    »Mmm, was du nicht sagst.«
    »Ich weiß. Ein aufgeblasener Spacko. Rein interessehalber«, sage ich und senke meine Stimme, »bloß als Gedankenspiel …«
    »Und weiter …«
    »Nehmen wir mal an, das Rage-Album ist ein Haufen

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