Kill your friends
über einen Teppich lärmenden Brausens hinwegbrüllt.
»Ach so, die.« Ich tue, als würde ich nachdenken. Möglicherweise denke ich ja tatsächlich nach. Der Unterschied ist mir nicht mehr ganz klar. »Nicht übel. Kantig.« Er nickt, als könnte er damit etwas anfangen. »Was verschlägt Sie hierher?«, frage ich.
»Oh, ich habe viel Gutes über die Band gehört. Dachte, ich checke sie mal aus.«
Jesus Christus, was für ein verfickter Loser. Was zum Teufel hat er hier zu suchen? Was verspricht er sich davon, sich eine minderbemittelte Nachwuchsband anzusehen? Sollte er nicht da draußen sein und Verbrechen aufklären?
»Und«, sagt er grinsend, »was halten Sie von unserem Demo? Seien Sie ruhig ganz offen, ich kann das ab.«
»Wissen Sie was«, sage ich und stelle meinen Drink auf der Bar ab, um der folgenden Aussage den entsprechenden Nachdruck zu verleihen, »ich wollte Sie deshalb bereits anrufen, aber ich habe Ihre Karte nicht gefunden. Ich muss sagen …« In seinem Gesicht spiegelt sich die Annahme wider, nun mit meinem professionellen Desinteresse konfrontiert zu werden. Seine nervös zuckenden Pupillen, die Art, wie sich seine Lippen kräuseln und beben, verraten das nervöse Flackern von Angst. So sehen alle aus, wenn sie auf dein Urteil warten. Dabei habe ich überhaupt keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. Von seinem Demo – ein belangloser Oasis-Abklatsch – habe ich mir höchstens einen halben Song angehört, bevor ich es in den Müll geworfen habe. Also sage ich: »Ich war ziemlich beeindruckt.«
»Wirklich?«
»Aber ja. Großartige Songs. Ehrlich.«
»Irgendein Song, der Ihnen besonders gefallen hat?«
Scheiße. »Stück Nummer drei.«
»›Time Keeps Moving‹?«
»Richtig, genau das.«
»Ja, ist auch einer meiner Lieblingssongs. Als ich ihn schrieb, ging es mir vor allem darum …«
Er beginnt davon zu quatschen, welche Empfindungen er in den Song einfließen lassen wollte. Was mir durchaus entgegenkommt, denn ab hier muss ich ihm nicht mehr zuhören. Jetzt kommt nur noch das übliche selbstgerechte Gesülze, das keinerlei Antwort oder spezifische Resonanz mehr erfordert. Ich nicke ab und an zustimmend, begaffe den Arsch irgendeines Mädchens und stelle mir vor, wie einer asiatischen Schlampe immer wieder mit einem erigierten Schwanz ins Gesicht geschlagen wird. Mein Blick kreuzt den von Rebecca, die rasch in eine andere Richtung sieht. Schließlich bringt Woodham seinen Monolog zu Ende, und ich bin wieder gefordert.
»Hören Sie«, sage ich, »alles, was Ihnen fehlt, ist eine vernünftige Produktion.« Er nickt zustimmend. »Wie wäre es, wenn ich einen kleinen Demozuschuss springen ließe und ihre Band für ein paar Tage mit einem ordentlichen Toningenieur ins Studio stecke?«
»Wirklich, das würden Sie tun? Scheiße, das wäre ja fantastisch.«
»Klingeln Sie einfach bei mir im Büro durch, und fragen Sie nach Darren, okay? Ich sorge dafür, dass er Bescheid weiß. Haben Sie irgendwas Neues herausgefunden, was Roger zugestoßen sein könnte?«
»Nicht wirklich. Keiner der Nachbarn hat etwas gesehen, und wir haben nicht einen einzigen Zeugen. Wahrscheinlich hat er tatsächlich einen Einbrecher gestört.«
»Diese verfluchten Dreckschweine«, sage ich, leere mein Glas und knalle es auf die Theke. »Na gut, Sie halten mich auf dem Laufenden, okay?«
»Selbstverständlich. Und danke vielmals, Steven. Danke, für die Chance, die Sie mir geben. Mal ehrlich: Dass ich mit meinem Job, den Kindern und mit, also, mit beinahe dreißig nicht mehr allzu viele Illusionen hege, als Rockstar noch Karriere zu machen, liegt wohl auf der Hand …«
Ach nein, wirklich? Du siehst aus wie ein beschissener Bulle. Nein – du bist ein beschissener Bulle.
»… aber ich hab mir gedacht«, fährt er fort, »mit meinem Songwriting … vielleicht könnte ich mir damit einen Verlagsdeal angeln und Songs für andere Leute schreiben.«
Scheiß die gottverdammte Wand an. »Aber klar doch, definitiv«, erwidere ich auf der Stelle. »Ich meine, lassen Sie sich bloß nicht unterkriegen, Alan. Noel Gallagher war achtundzwanzig oder so, als er seinen ersten Plattenvertrag unterschrieb. Und Mark Knopfler. Und Sting, der war nicht nur alt, sondern auch noch ein beschissener Pauker!«
Wir lachen, und ich sehe ihm deutlich an, dass ihm die gleichen bescheuerten Gedanken durch den Kopf gehen, die alle haben. Etwas in dieser Art: »Ja, genau. Sie haben es geschafft, also könnte ich es auch schaffen. Warum auch
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