Kill your friends
sollten wir den Deal machen, oder?«
»Was meinst du?«
Er lacht. »Ich frage dich, Alter. Du bist am Zug«, sagt er und winkt nach der Rechnung.
Will ich sie signen?
Ich weiß es wirklich nicht. Es ist deutlich einfacher, Bands nicht zu signen. Bands zu signen kann dich deinen Job kosten. Darüber hinaus muss ich mir erst einmal klar darüber werden, welche Absichten Parker-Hall eigentlich verfolgt. Einerseits könnte er der Überzeugung sein, dass die Songbirds erstklassige Blindgänger sind. Mit Hund, Brille, Stock und allem, was dazugehört. Es wäre durchaus möglich, dass er gerade dabei ist, mir kalt lächelnd genau so viel Seil zu geben, damit ich mich aufhängen kann. Was kümmert ihn der Vorschuss? Es ist doch nicht sein beschissenes Geld? Immerhin macht es sowohl aus praktischen wie auch aus politischen Gründen für ihn durchaus Sinn, mich einen Pop-Act signen zu lassen.
In praktischer Hinsicht, weil er gerade einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, man einen Pop-Act aber locker in einem Zeitraum von sechs Monaten bis zu einem Jahr etablieren kann. Im Gegensatz zu einer »echten« Band. Die Manie Street Preachers wurden 1991 unter Vertrag genommen und haben erst letztes Jahr angefangen, richtig Platten zu verkaufen. Im Falle von Radiohead ist der Zeitrahmen vergleichbar. Wer möchte schon fünf verfickte Jahre damit vertun, so einen Mist durchzudrücken! Es besteht die Chance, dass sie schon eine Milliarde Miese gemacht haben und du deinen Schreibtisch räumen musst, bevor sie auch nur eine einzige Platte verkaufen.
In politischer Hinsicht, weil er als derjenige, der den Deal autorisiert hat, der King of Rock wäre. Zumindest, wenn sich die Songbirds als erfolgreich herausstellen. Sollten sie dagegen absaufen wie eine mit Gewichten beschwerte Titanic, bräuchte er bloß erzählen, dass er mir das Recht zugestehen musste, meine eigenen Fehler zu machen. Obwohl er natürlich von Anfang an seine Vorbehalte hatte.
Andererseits sollte ich momentan auf sämtliche Eventualitäten scheißen. Denn wenn ich die Songbirds nicht signe, irgendein anderes Arschloch es aber tut, und sie zur großen Nummer werden, bin ich ohnehin tot. Stell dir vor, du bist der Typ, dem die Beatles durch die Lappen gegangen sind. Es ist ein beschissener Albtraum. Giftkelche und gezinkte Würfel, wohin man auch sieht.
Ich bin am Zug. Was soll ich machen?
»Alles klar«, höre ich mich sagen, »ich denke, wir sollten sie signen.«
»Also gut. Lass Trellick ein Angebot einreichen.«
Die Rechnung kommt, und Parker-Hall legt flink seine Plutonium-Kreditkarte auf den Silberteller. Seine Karte ist von Coutts, und der Neid bläst mir den Kopf weg.
***
Das letzte der Mädchen setzt seine kindliche, unsichere Unterschrift unter den Vertrag (das »i« in »Debbie« ist ein kleiner Luftballon). »Das wär’s dann mit eurer Karriere«, reißt Trellick seinen obligatorischen Witz, und der Korken der nächsten Flasche fliegt mit einem Knall quer durch den Konferenzraum, als die anderen Mädchen – Annette, Kelly und Jo – zum zigsten Mal schrill quiekend aufschreien.
Ich hasse Vertragsabschlussfeiern. Du säufst, kokst und musst dir von irgendeinem Manager, irgendeinem Sänger, möglicherweise sogar irgendeinem Schlagzeuger ein Ohr darüber abkauen lassen, wie großartig ihr beide seid, und wie ihr die Welt beherrschen werdet. Ich denke oft an diese Momente zurück, als wir die Schwachköpfe nur ein Jahr später feuerten.
Mit mir, den Mädchen und Danny Rent in den Konferenzraum gepfercht sind diesmal: Trellick, Derek (der gnädigerweise seine lächerliche »Wir werden die Welt regieren«-Rede angenehm kurz hält. Möglicherweise, weil er glaubt, dass diese Bande von Straßenflittchen ohnehin zum Scheitern verurteilt ist), Ross, Darren, Rebecca, ein paar Nachwuchs-Handlampen von Radio und Presse und Parker-Hall. Dunn ist nicht hier, sollte es aber sein. Wo steckt der Newcastle-Pisser?
Alle lächeln, lachen und sind gut drauf. Aber das geübte Auge, das geschulte Ohr stellen einen markanten Unterschied in der Qualität der Ausgelassenheit fest: Die Ausgelassenheit der Band und des Managers ist von aufrichtiger, Ganz-oben-angekommen-dies-ist-die-beste-Zeit-unseres-Lebens-Qualität. Sie glauben, sie hätten das ganz große Los gezogen. Das Lächeln und Lachen der Angestellten ist spröde und künstlich. Wir alle hier haben das schon zu oft abgezogen. Nicht selten auch für Bands und Sänger, die sich kurz darauf als ähnlich gut
Weitere Kostenlose Bücher