Kill your friends
verkäuflich erwiesen wie ein zahnfreundlicher, trinkbarer Virus für Kinder. Unsere Ausgelassenheit ist die erzwungene Fröhlichkeit einer Hure, die ein Witzchen macht, während sie sich müde dem fünften oder sechsten Schwanz des Tages zuwendet. Jeder von uns denkt gerade in etwa: ›Wie stehen die Chancen, dass dieses Stück Scheiße von einer Band tatsächlich ankommt? Wie kann ich mich selbst so positionieren, damit es mich, sollten – nein, wenn – sie mit Pauken und Trompeten untergehen, nicht im Strudel mit hinabreißt. Und wie kann ich es hinbekommen, sollten sie durch eine unvorhersehbare geschmackliche Verirrung und ein paar Radioeinsätze wider Erwarten doch ein paar beschissene Platten verkaufen, dass auch ein wenig Ruhm auf mich herabkleckert.‹
Parker-Hall zwinkert mir zu und hebt sein Glas. Gratuliert er mir? Oder gratuliert er sich selbst dazu, mich so weit gebracht zu haben, ein paar weitere Steine auf mein DIY-Mausoleum zu mauern. Ich lächele das Arschloch an und setze mich neben eines der Mädels. Jo, glaube ich. »Meinen Glückwunsch«, sage ich und stoße mit ihr an.
»Oh, ey, danke, Steven«, haucht sie mit klimpernden Wimpern, und ihre harten kleinen Dienstboten-Augen funkeln, »wir tun dich nicht enttäuschen, Alter.« Sie lächelt mich unter ihrem Pony an, während sie mit ihrem Finger über den Rand der Champagnerflöte streicht. Ich vermute, sie gibt sich gerade so subtil und »stilvoll« kokett wie nur irgend möglich. Denn ihr sexuelles »Erwachen« als Teenager bestand wahrscheinlich darin, in der Tiefgarage unter irgendeinem Sozialwohnungsblock die Hosen herunterzulassen und sich zu bücken, während ein Gangstertrio hinter ihr Aufstellung bezog.
Die Tür wird aufgerissen, und ein unglaublich selbstzufrieden dreinblickender Dunn stolziert in den Raum. »Hallo zusammen!«, quiekt er und schüttelt ein paar Hände. »Entschuldigt meine Verspätung, ich bin gerade erst zurück von Radio 1.« Erwartungsvolle Stille kehrt ein.
»Die Lazies-Single?«, fährt Dunn, sich im Raum umblickend und den Augenblick auskostend, fort. »Geradewegs auf die gottverdammte B-Rotation, sechs Wochen im Voraus!«, ruft er jubilierend und boxt in die Luft. Der Raum explodiert förmlich – Nicky kreischt vor Entzücken –, und Derek ist sofort an Parker-Halls Seite, klopft ihm wie wild auf den Rücken, während alles jauchzt und jubelt. Verfickte. Scheiße.
***
»Ach nö«, sagt Parker-Hall und streckt sich in seinem Sessel, »das ist Mist. Mach’s aus, Darren.« Darren, der die Stereoanlage bedient, nimmt das Demo heraus, das er gerade vorgespielt hat, und legt etwas anderes ein. Ich sitze auf einem der Sofas in Parker-Halls Büro (Schneiders ehemaligem Büro), Hastings auf dem anderen Sofa. Parker-Hall sitzt an seinem Schreibtisch und liest E-Mails. Darren und Stan hocken zwischen einem Stapel Demos und Platten auf dem Boden.
»Das sind Coco & The Bean«, sagt Stan im Aufstehen, »kommen aus Edinburgh und sind ganz gut im Gespräch.«
A&R-Meetings finden unter Parker-Hall jetzt wöchentlich statt und nicht mehr dann, wenn uns danach ist, wie unter Schneider. Außerdem zeichnen sie sich durch eine neue Stringenz und Klarheit aus: Er ist auf Du und Du mit jedem Anwalt, Agenten und Manager der Stadt. Er erfährt von jedem heißen Tipp als Erster. Und er hat sehr konkrete Vorstellungen davon, was ihm gefällt und was nicht. Was sich seiner Meinung nach auf dem Markt durchsetzen wird und was nicht. Nach anderthalb Songs des Demos sagt er: »Das Nächste, bitte.« Und wir hören uns Polar Bear, Earl Brutus, Catch, die Low Fidelity All-Stars und viele mehr an. Parker-Hall erklärt uns, warum keiner dieser Acts Platten verkaufen wird.
Über die letzten Wochen habe ich Woodhams Demo an einige große Musikverlage verschickt: Island Music, Sony, BMG, Warner-Chappell. Ich bekam überall eine Abfuhr. Ich rief Woodham an, um ihm mitzuteilen, dass ich einige ausgesprochen vielversprechende Reaktionen bekommen hätte. Ich sagte ihm, den Leuten würden die Songs gefallen, aber ich brauchte noch etwas Zeit. Ich würde mich bald wieder bei ihm melden. Er reagierte überaus liebenswürdig.
Vielleicht bin ich einfach paranoid gewesen. Vielleicht wollte er gar nicht …
Eine weitere Demütigung. Die Lazies unterschrieben ihren Vertrag, und wir gaben eine Party im Halcyon in Holland Park. Am Abend vor der Feier schlurfte Parker-Hall in mein Büro, um mir mitzuteilen, dass er es für besser hielte, wenn ich
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