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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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    ***
     
    Ich fahre durch Stratford und Leytonstone über runtergekommene Hauptstraßen, gespickt mit Schnäppchenläden und Alabama-Fried-Chicken-Filialen und nehme die M25 nach Süden.
    Ich überquere eine Unterführung, und für einen Moment hängt der Saab so hoch in der Luft, dass es sich anfühlt, als wäre ich in einem Videospiel. Zu meiner Rechten, bis zu den Docklands und in die Innenstadt, und meiner Linken, bis hinein nach Kent, herrscht der nukleare Winter Ost-Londons. Hunderte von Quadratmeilen voller Kraftwerke, Containerbahnhöfe, Hochspannungsmasten, Baustellen, Autobahnen und Überführungen, Ringstraßen und Tunnel, endlose Meilen roter Rücklichter, gelber Scheinwerfer und das Natriumlicht der Straßenlaternen. Die Luft außerhalb der blau getönten Fenster des Wagens ist nichts als Qualm, Staub und Dreck. Dort draußen in den Siedlungen und Blocks geht das Licht in den Häusern an.
    Häuser.
    Du realisierst, dass es wirklich Menschen gibt, die unter diesen Umständen leben, und dass Ost-London die Quittung ist, die diese armen Schweine dafür bekommen, dass du in West-London leben kannst.
    Ich biege links auf die M20 ab und fahre Richtung Dover in die Dunkelheit. Der Typ – »Charlie« – trifft sich mit mir in der Lounge eines unfassbar tristen Pubs an der Dover Road. Er ist in den Vierzigern und unrasiert, mit Flecken (Ei? Curry?) auf seinem billigen, ausgeleierten Pullover. Es hat mich einige Wochen gekostet, Charlie zu treffen. Wochen konspirativer E-Mails, die ich von meinem anonymen Hotmail-Account versendet habe, in den ich mich nur in einer Reihe von zufällig ausgewählten Internetcafés einlogge, um diesen Punkt zu erreichen. Nach einem hastig hinuntergekippten Drink und einer Minute möglichst unverfänglicher Konversation (wörtlich: »Wie hat eigentlich Arsenal gespielt?«) tauschen wir die Umschläge aus. Derjenige, welchen ich Charlie aushändige, enthält eine entsetzliche Menge Fünfzig-Pfund-Noten. Der deutlich dünnere Umschlag, den er mir gibt, enthält bloß eine Computer-Diskette.
    Ich werde erst später nachsehen, was auf der Diskette ist – wieder in einer willkürlich ausgewählten Ecke eines willkürlich ausgewählten Internetcafés –, und dann auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Danach werde ich sie mir nie wieder ansehen.
    Die Inhalte der Diskette spotten, so wurde mir versichert, jeglicher Beschreibung.
    ***
     

 

    Roni Size gewinnt den Mercury Music Prize +++ David Gilmour verlässt Island Records, um Head of A&R bei Independiente zu werden +++ Es herrscht reges Interesse an einer schottischen Band namens Idlewild +++ Phil Howells nimmt Asian Dub Foundation für London Records unter Vertrag. Sein Kommentar: »Ich wäre komplett verrückt, wenn ich sie nicht signen würde.« +++ Mercury setzt auf einen Popsänger namens Thomas Jules Stock +++ Und »Candle in the Wind«, »Candle in the Wind«, »Candle in the fucking Wind« …
    ***
    »Ich bin in allererster Linie im David-Geffen-Geschäft.«
    David Geffen
    ***
     
    Letztes Jahr war es Bournemouth, also muss es dieses Jahr wieder Brighton sein.
    Auf dem Fernseher in meinem Zimmer steht, dass das Grand Hotel »Mr. S. Stalefox« begrüßt. Ich ziehe die Gardinen zur Seite, um noch einmal die Aussicht zu checken und mich zu vergewissern, dass es tatsächlich passiert ist.
    Das ist es: Ziegelwände, Lüftungsrohre, Leitungen. Das ist mein »Seeblick«. Mich überkommt erneut eine seismische Welle der Wut. Wie konnte Rebecca zulassen, dass das geschieht? Ich versuche es erneut auf ihrem Handy und werde zum zigsten Mal direkt zur Mailbox weitergeleitet. Hasserfüllt stelle ich sie mir vor: im Zug auf dem Weg hierher oder in der Bar in der Victoria Station, wie sie Wein trinkt und mit den anderen Kühen tratscht, während ich mit dieser Scheiße hier allein klarkommen muss.
    Sie sind sicher schon ganz aufgeregt, schließlich lieben alle Sekretärinnen und Marketing-Assistentinnen die Firmenkonferenz. Sie ist eine willkommene Ausrede dafür, ein paar Tage in einem Fünf-Sterne-Hotel herumzulümmeln, sich tagsüber Maniküre, kosmetische Gesichtsbehandlungen und Gott weiß was noch so alles angedeihen zu lassen, um anschließend darüber zu verzweifeln, was man abends anziehen soll, und sich schließlich in den frühen Morgenstunden schwitzend am weich gekoksten Schwanz irgendeines Typen abzurackern.
    Mein Zorn wird nur noch größer, als Trellick – im Morgenrock, mit nassem Haar, sein Handy unter die

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