Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Bekannter von mir, der Marketing-Fritze eines anderen Labels unseres Konzerns, schließt im Gedränge vor der Bar zu uns auf. »Hi, Steven, wie läuft’s denn so mit diesen Mädchen, die du gesignt hast?«
    »Okay«, sage ich. »Es läuft okay.«
    Das Dinner ist die Hölle. Man hat mich neben einen Vertreter gesetzt, der mir ohne Ende von dem neuen GPS-System in seinem Auto vorschwärmt. Ich kann es nicht fassen. Er erzählt wirklich von nichts anderem. Derek steht auf und hält eine lächerliche Rede, in der er erneut Parker-Hall herausstellt und ihn dafür lobt, »neue Energie und eine klare Linie« in die A&R-Abteilung der Firma gebracht zu haben. Herr im Himmel. Parker-Hall tut verlegen und zieht sich den Pulli übers Gesicht. Es ist nicht zu übersehen, wie sehr der kleine Pisser es genießt.
    So schnell es der Anstand zulässt – will sagen: sobald der erste Kellner mit einer Dessertplatte die Küche Richtung Festsaal verlässt –, springe ich von meinem Platz auf und haste zur Toilette.
    ***
     
    Derek gibt eine Party in seiner Suite – einem großkotzigen Domizil im obersten Stock –, und irgendwann gegen Morgen, finde ich mich mit Ross im Badezimmer wieder. Ich sitze auf dem Rand des großen Whirlpools und süffle Jim Beam aus der Flasche, während er auf dem Waschtisch die Lines auslegt. Aus irgendeinem seltsamen Grund schwelgen wir in Erinnerungen an Waters.
    »Weißt du noch, die Konferenz letztes Jahr? In Bournemouth?«, fragt er mich. »Als allen das Koks ausging, und er diesen Typen aus London bestellte, ihm die halbe Strecke entgegenfuhr und sich in einem Litte Chef, oder so was, mit ihm traf?«
    »Heilige Scheiße«, lache ich in Erinnerung an Waters’ Rückkehr einige Stunden später, als er von einem koksgeilen Mob sprichwörtlich angefallen wurde. »Oh ja«, sage ich, »Mann, Waters war echt ein unverbesserlicher Koksjunkie.« (Ein unverbesserlicher Koksjunkie: jemand, der sich genauso viel Koks reinpfeift wie du, den du aber nicht ausstehen kannst.) Ross zieht eine Line weg, setzt sich auf die Toilette und reicht mir den Schein. Ich rolle ihn vorsichtig neu auf.
    »Oh Mann«, sagt Ross beinahe wehmütig, »das war schon ein beschissener Abgang, oder? Von einem verfickten Einbrecher den Schädel eingeschlagen zu bekommen.«
    »Allerdings«, sage ich über das Puder gebeugt, während ich mich an Waters’ Gesicht erinnere, als ich ihm zum ersten Mal eine übergezogen hatte, an die kleine blutige Träne, die an seinem Haaransatz auftauchte. Wie er einfach nur geschockt aussah, die Augen aufgerissen, sein Mund ein klitzekleines »o«, als hätte der Hieb ihm gar nicht wehgetan. Als hätte es ihn einfach unglaublich … überrascht. »Vielleicht lag es ja, ich weiß nicht … an den Drogen?«
    »Den Drogen?«, sagt Ross.
    »Ja, klar. Kann man ja nicht wissen. Drogenschulden, irgendein durchgeknallter Dealer …« Nichts als böswillige Lügengeschichten, aber mir gefällt ihr Klang. Vielleicht sollte ich sie streuen, das könnte mir ein Quäntchen Glaubwürdigkeit einbringen.
    »Ach, du Scheiße«, sagt Ross.
    Ich setze mich auf den Waschtisch, lege schniefend den Kopf in den Nacken, spüre, wie sich meine Kehle verengt und taub wird. Ich schmecke das Rinnsal aus kaltem, bitterem Schaum. Ich starre in einen der in die Badezimmerdecke eingelassen Spots, bis mir die Augen schmerzen. Blinzelnd sehe ich Ross an. »Hey«, sage ich, »ich weiß, man sollte nie schlecht über die Toten reden, aber, Waters war ein beschissener Idiot. Wir haben nie was anderes getan, als über die fette Drecksau herzuziehen.«
    »Heilige Scheiße, Steven«, sagt Ross lachend, »du bist echt hardcore.«
    Es klopft an der Tür. Ross schließt sie auf, und Rebecca steckt ihren Kopf herein. »Noch Platz für zwei Kleine?«, macht sie auf kindisch. »Schnell, mach die Tür zu«, sagt Ross, als Rebecca hereinschlüpft, im Schlepptau eine gemeinsame Bekannte namens Grace. Sie ist Pressepromoterin oder etwas in der Art. Als Grace zu mir auf den Waschtisch hüpft, will Rebecca gerade ein Briefchen aus ihrer Handtasche fischen, aber ich zeige ihr unseren Kokshaufen. Sie trägt einen kurzen Rock, und ich frage mich, ob sie Strapse oder eine Strumpfhose anhat. Ich muss zugeben, dass Rebecca manchmal ganz akzeptabel aussieht. »Also«, sagt Grace, »über was unterhaltet ihr Freaks euch gerade?«
    »Waters«, sagt Ross und klettert komplett angezogen in die Wanne.
    »Oh, bitte, lasst das«, sagt Rebecca, während sie mit ihrem

Weitere Kostenlose Bücher