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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Gelegenheit auszubrechen, sobald sich der Puls der drängelnden Massen verändert, als sich das Gewühl plötzlich lockert und sich zu meiner Rechten eine Passage öffnet. Ich ergreife Darrens Arm und ziehe uns beide auf die Talbot Road, wo es ruhiger und die Menge nicht mehr lebensbedrohend, sondern nur noch irrsinnig groß ist. Ein paar berittene Polizisten traben wohlwollend lächelnd vorbei. Die Pferde wiehern, ihre Hufe klappern auf dem Zement. Der Carnival ist längst ein PR-Job für diese Arschlöcher: Du trägst ein kurzärmeliges Hemd und lässt dich mit einer dicken, fetten Mama fotografieren, die deinen Helm aufsetzt. Ich habe sogar einen jungen Wachtmeister gesehen, der an einem Red Stripe nippte, das ihm jemand anbot.
    Aber hin und wieder sieht man auf den Gesichtern und in den Augen der alten Bullen den Geist von früher aufblitzen. Irgendein junger Ragga stolziert vorbei und produziert nonchalant wogende Wolken von Ganja-Qualm. Seine Goldzähne funkeln, und seine Turnschuhe leuchten in der Sonne. Plötzlich ist da eine Anspannung des Kiefers, eine Kontraktion der Pupillen, und man erkennt, wie diese alten Jungs denken: »Komm doch her, komm bloß her, du kleiner Ficker …« Hoch oben im Sattel leuchten ihre Augen, wenn sie in Erinnerungen schwelgen: an die Plexiglasschilder, die Macht des Schlagstocks, das wohlige Krachen eines schwarzen Schädels unter einem mit Blei ausgegossenen Knüppel und schließlich die großzügig ausgelegten Stunden in der Zelle, mit dem zusammengerollten Telefonbuch und dem Gummischlauch. Die gute alte Zeit.
    »Heilige Scheiße«, sagt Darren, während wir uns vorwärtsdrängeln, uns unseren Weg die Portobello Road entlang in Richtung des Earl Percy bahnen.
    »Oi! Oi!«-Rufe zerreißen die Luft, als wir es schließlich ins Pub geschafft haben. Trellick steht auf einem Stuhl, die Arme von sich gestreckt. In beiden Fäusten hält er jeweils eine Flasche Champagner. Hinter ihm hockt Ross und schnieft verstohlen eine Nase Koks vom Handrücken eines Mädchens. Tench liegt ausgestreckt auf einer Bank, das Gesicht zwischen den miniberockten Oberschenkeln einer quiekenden Tussi vergraben. An einem Ecktisch hält Parker-Hall Hof mit ein paar Tussen, diesem Wie-heißt-er-noch-mal von Chrysalis und einem der Typen, die Songs für Ellie Crush schreiben. Rebecca, Katie, Sophie, Pam und ein Rudel anderer Mädels, die wir kennen, tanzen in der Ecke. Jemand wirft eine Ecstasy nach mir. Richard Böiger, dieser Typ von London Records, begießt sich selbst mit einem Drink. Derek Dah Large redet mit der Wand.
    »Gott sei Dank«, denke ich, »zurück in der Zivilisation.«
    Wir wechseln zu Ross’ Party in seiner Wohnung an der Colville Terrace, die noch bis Dienstagmorgen dauert. Irgendwann in den Morgenstunden realisiere ich auf einmal, dass ich gerade Parker-Hall vollschwalle. Ich habe keine Ahnung, worüber wir sprechen oder wie lange wir bereits reden. Wir sind beide völlig dicht, aber er ist eindeutig in besserer Verfassung. In einem Moment schnapsseliger, zugekokster, dichtgedröhnter, von Ecstasy und Schlafmangel beflügelter, benebelter, aufgesetzter Jovialität lege ich meinen Arm um ihn und sage: »Ich finde es wirklich klasse, dass wir jetzt zusammenarbeiten.«
    »Ich auch, Alter«, erwidert er, tätschelt mir lächelnd die Knie, befreit sich aus meiner Umarmung, schreitet von dannen und taucht im Qualm und der Musik unter.
    Ich versichere euch – und mag ich noch so durchgeknallt und paranoid sein –, in Parker-Halls Stimme einen geradezu furchteinflößenden Mangel an Aufrichtigkeit ausgemacht zu haben. Ich beobachte, wie er mit Ross spricht und scherzt. Für einen A&R ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zum Marketing zu haben.
    Ich bin mir nicht sicher, ob mir behagt, wie sich alles entwickelt.
    ***
     
    Am folgenden Montag schlendere ich schwer verkatert und in ausgesprochen schlechter Laune mit Verspätung ins Büro, nachdem ich den kompletten Sonntag kein Auge zugemacht habe. Rebecca, Pam und ein paar andere Tussen glucken zusammen und heulen. So weit nichts Ungewöhnliches – ich vermute, dass Derek mal wieder auf einem seiner Verbrannte-Erde-Amokläufen wegen eines fehlerhaften Barcodes auf einer Single oder einem falschen Veröffentlichungsdatum auf einem Plakat durch die Abteilungen gerauscht ist. Ungewöhnlich ist, dass alle heulen. Dann kommt Rob Hastings auf mich zu. Der Affe macht einen ernsthaft aufgewühlten Eindruck.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Hast

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