Kill your friends
überflüssige Band nach der anderen an.
Wir kehren ins Hilton zurück, entern die Bar und koksen, bis ich schließlich, kurz vor Morgengrauen, mit einem Mädchen im Schlepptau – einer Verlegerin – nach oben verschwinde.
Hand in Hand durchqueren wir die Lobby, nehmen den Lift, stolpern durch endlose Korridore aus Halogenlampen und beiger Farbe. Um diese Zeit trifft man dort ausschließlich alte Menschen: Rentner, die um sechs Uhr morgens von der Angst vor dem Tod aus ihren Betten getrieben werden. Der Schlaf erinnert sie zu sehr an den Ernstfall, jetzt, wo dieser bereits vor ihrer Tür herumschnüffelt.
Zurück in meinem Zimmer quatscht sie eine Zeit lang von Girlpower, dann reiße ich ihr den Wonderbra herunter und ficke sie von hinten. Ich spucke ihr auf die Rosette und versuche meinen Schwanz reinzuschieben, aber sie hat’s einfach nicht drauf. Ich meine mich zu erinnern, sie ein paarmal auf den Hinterkopf geschlagen zu haben (spielerisch, nicht wirklich), und als ich aufwache, ist sie weg. Draußen regnet es immer noch.
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Ray Cooper und Ashley Newton von Virgin Records ziehen nach L. A., um die Leitung von Virgin America zu übernehmen +++ Das Verve-Album ist auf Nummer eins +++ Daniel Miller von Mute Records hat einen Act namens Peach gesignt, über deren neues Album er sagt: »Es ist absolut zeitlos, eine Platte voller Hits. Ich bin sehr zuversichtlich.« +++ Gary Glitter wird von der MCPS mit einem Lunch im Savoy geehrt.
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»Künstler und Angestellte kommen und gehen. Plattenfirmen sind für die Ewigkeit.«
Ein anonymer Anwalt
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Es ist Freitagnacht auf der Regent Street. Ich zünde mir bereits die vierte Zigarette in diesem Stau an und schalte zum ersten Mal seit 45 Minuten in den zweiten Gang. Das muss aufhören. So kann es nicht weitergehen. Man kann nirgendwo mehr parken. In der Innenstadt kann man sogar nirgendwo mehr laufen. Im Umkreis von einer Meile um den Oxford Circus herum herrscht ein Gedränge wie in Glastonbury vor der Hauptbühne. Sämtliche Läden sind mit shoppenden Vorstadtspacken verstopft, allesamt begierig darauf, ihren Walfischspeck endlich in ein neues geschmackloses Outfit zu zwängen. So bestürmen sie die Kasse mit einer Handvoll schäbiger Kreditkarten (die Goldkarte der Bank von Entenhausen, die DSS-Mastercard). Ich klinge wirklich nicht gern wie ein Spielverderber, ein Partypupser, aber – um Gottes willen – es ist mitten in der Woche. Was machen all diese Loser hier? Wo kommt die ganze beschissene Knete her?
Offensichtlich glaubt heutzutage jeder, er wäre etwas Besonderes. Jeder hält sich für eine große Nummer.
Du lebst in einem Sechs-Quadratmeter-Loch in Dagenham mit deiner Sechs-Quadratmeter-Freundin. Du arbeitest als Kistenpacker in einem Lager, und sie jobbt Teilzeit hinterm Fließband in der Fischfabrik. Gemeinsam verdient ihr zwei 2000000 Pence im Jahr. Euer Eigenkapital ist gleich null. Nichtsdestotrotz haltet ihr es für angebracht, ja, völlig angemessen, aufgedonnert wie eine schlechte Acid-Version von Tom Cruise und Nicole Kidman (inklusive der Rolex ums Handgelenk) und frisch gebräunt von eurem einwöchigen Vier-Sterne-Urlaub in Ayia Napa zum George & Dragons zu flanieren.
Die Klamotten zahlt ihr mit der Karte.
Den Urlaub zahlt ihr mit der Karte.
Die Karte zahlt ihr mit der Karte.
Ich bin mit Paul Dex und Terry Del Mar, einem DJ- und Produzentenduo, das die Songbirds-Single remixen soll, im Momo auf einen Drink verabredet. Wir sitzen in einem Separee, über unseren Köpfen baumelt eine verschnörkelte chinesische Lampe. An den Wänden, die aussehen sollen, als wären sie aus Lehm, hängen gemusterte Teppiche, und irgendwo brennen Räucherstäbchen. Dex und Del Mar sind etwa in meinem Alter, alte Schule. Sie haben die komplette Acid-House-Geschichte mitgemacht und benutzen Ausdrücke wie »phatte Nummer« und »Das geht gut ab«.
Es läuft ohrenbetäubender HipHop, und wenn ich auch nur ansatzweise an irgendwas interessiert wäre, was diese Clowns zu sagen haben, müsste ich mich verdammt anstrengen, es zu verstehen. Gott sei Dank bin ich das nicht. Keiner der A-Listen-DJs, die wir angefragt haben, hatte Zeit. Diese beiden Mongos stehen ganz oben auf der B-Liste, sind verfügbar und – vergleichsweise – günstig. Sie sind im Boot, das Meeting ist rein formeller Natur.
»Fetter Respekt«, sagt Dex.
»So ein Underground-Vibe«, wirft Del Mar ein.
Ich nicke und schlürfe an meinem Wodka-Tonic.
Mittags wartete ich, bis
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