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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Kretins von den Happy Mondays das ganze Label für eine Tüte Crack zugrunde richteten. Daraufhin hat Wilson, gemeinsam mit Tracy Bennett und Roger Arnes von London Records, ein neues Label aus dem Hut gezaubert und es völlig hysterisch Factory 2 genannt, bis es ebenfalls unlängst den Bach runterging, weil es in drei Jahren nicht einen einzigen Hit verbuchen konnte. Ob ich das komisch finde? Ich hätte beinahe eine Runde ausgegeben.
    Wie auch immer, es sieht ganz so aus, als hätte Wilson immer noch nicht genug, denn er entschied vor ein paar Jahren, dass die Musikindustrie nichts nötiger bräuchte als einen weiteren beschissenen Kongress. Hunderte von Bands, die in Dutzenden von Clubs in der ganzen Stadt spielen, Möglichkeiten zum Networking (Hans aus Düsseldorf drückt dir eine »12«-Inch mit krankem Techno in die Hand, die du dir niemals anhören wirst), Diskussionen und Debatten zu Themen wie »Ist der Remix eine gültige Kunstform?«, »Wird das Internet die panglobale Liquidation der Musikindustrie auslösen?« und »Schwarze – Hat man sie jahrelang nur abgezockt, oder was?«
    Deshalb muss man jetzt jedes Jahr aufs Neue diesen Scheiß durchstehen. (Und habt ihr jemals versucht, da oben im Norden eine halbwegs ansehnliche Nutte zu finden? Vor ein paar Jahren habe ich in Manchester völlig verzweifelt eine zahnlose Sau von der Straße in mein Taxi gezerrt. Als sie in meinem Hotelzimmer begann, sich auszuziehen, dachte ich für eine Sekunde, sie würde so ein raffiniertes Designerkorsett tragen. Aber es stellte sich als ein Verband aus fleckigen, siffenden Bandagen heraus. Ich kickte sie, so schnell ich konnte, in den Aufzug und warf ihr einen Zehner hinterher.)
    Die ganze Chose wäre gerade noch auszuhalten, wenn sie in Soho stattfinden würde. Aber nein, jeden September müssen wir allesamt in Manchester auflaufen oder Dublin oder Glasgow.
    Du checkst im Holiday Inn ein oder im Ramada, gondelst für ein paar Tage in einer schmuddeligen nordenglischen Stadt herum – du steigst im Platzregen in und aus Taxis, stehst dir im Nieselregen in Gästelistenschlangen die Beine in den Bauch, lässt dir von stinkenden Amateur- und Teilzeit-Managern und Indie-Label-Bossen durchgeweichte Visitenkarten in die Hand drücken – und siehst dir einen Haufen ungesignter Bands an. Selbstverständlich sind sie aus gutem Grund ohne Vertrag. Denn jede einzelne ist der letzte Dreck. Prost, Tony.
    Leamington drängelt sich durch das Gewimmel auf uns zu. »Oi, oi«, sagt er.
    »Oi, oi«, erwidere ich.
    »Hast du schon das Neueste von deinem Schützling gehört? Okay, deinem ehemaligen Schützling.«
    »Von wem?«
    »Rage. Er hat hier gestern aufgelegt. Hat sich wohl mit ein paar Türstehern angelegt und dann auch noch die Weißt-du-Arschloch-eigentlich-wer-ich-bin-Nummer abgezogen. Sie haben ihm die Scheiße aus dem Leib geprügelt.«
    »Gut gemacht«, sage ich.
    »Nee, Alter. Ich meine, die haben ihm so richtig die Schei ße aus dem Leib geprügelt. Sie reden von einem verdammten Hirnschaden und so was.«
    Wow, denke ich. Woher wissen sie das?
    ***
     
    Als ich in mein Zimmer komme, blinkt die Nachrichtenleuchte an meinem Telefon. Ich drücke auf den Knopf und schalte auf Lautsprecher, während ich mir einen Drink aus der Minibar hole. Als ich zwischen den kalten Einlegeböden herumsuche, höre ich Folgendes:
    »Hi, Steven, hier spricht Alan Woodham. Ich nehme an, Sie sind gerade oben bei In The City.« Woodhams Tonfall ist gesetzt und neutral. »Hören Sie, Sie sagten, Sie würden sich wegen des Verlagsdeals bis Ende August bei mir melden. Inzwischen ist es Mitte September, und ich habe noch nichts von Ihnen gehört. Ich habe bereits mehrfach versucht, Sie zu erreichen. Und ich habe Ihnen wiederholt auf die Mailbox gesprochen. Rufen Sie mich bitte dringend zurück, denn …«
    Ich kann lange Anrufbeantworter-Nachrichten nicht ausstehen. Man möchte auf der Stelle jemanden umbringen, oder? Was ist so falsch an »Ruf mich zurück?«. Warum das ganze Band volllabern? Es ist wie mit Wegbeschreibungen. Sobald jemand das dritte »Und dann am Kreisverkehr links, und dann …« überschritten hat, will man ihnen nur noch die Zunge rausschneiden.
    Zur Woodham-Situation: Nachdem mir alle großen Verlage einen Korb gegeben hatten, habe ich sein miserables Demo an einige der kleineren Independent-Verlage geschickt – Complete, Rondor, Notting Hill Music – und wurde von denen ebenfalls in die Wüste geschickt.
    »… da ist noch etwas,

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