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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Parker-Hall nicht dabei, hätte ich mir wohl kaum die Mühe gemacht, zu diesem Gig zu gehen.
    Er marschiert in die Lobby und klappt mit einer schwungvollen Handbewegung sein Handy zu. Das Hotel und die ganze Stadt sind von Briten überschwemmt. An der Bar erkenne ich ein paar Typen von der Virgin, die lachend ein Bier mit der langen blonden Brillenschlange von den Chemical Brothers trinken. Ich glaube, er heißt Ed. Die Chemicals stehen kurz davor, richtig den Reibach zu machen. Wie Ellie Crush haben sie etwa eine halbe Million Platten verkauft. So ist das mit Amerika. Alles oder nichts. Ein Scheiß oder ein paar Millionen Alben. Mit einem heftigen Kopfschütteln versuche ich, die Vorstellung loszuwerden, dass Parker-Hall hier ebenfalls derartigen Erfolg haben könnte.
    »Sollten wird diese Penner signen?«, fragt Parker-Hall zur Begrüßung, als wir die alberne stählerne Industriedesigntreppe des Hotels hinuntersteigen.
    »Wen?«
    Er zeigt mir die CD irgendeiner Band.
    »Nein, das ist Schrott.«
    »Ich finde es ganz okay. Wie die neue Radiohead, bloß mit Songs. Ich sehe allerdings nicht, dass das für mehr als ein paar Hunderttausend gut ist. Kannst du mal checken, ob sich mit denen ein Meeting arrangieren lässt? Nur zum Spaß, um all den anderen Ärschen eins auszuwischen?«
    »Klar«, sage ich, als der Portier ein Taxi für uns heranwinkt.
    Während wir uns in den Verkehr einfädeln, dreht sich Parker-Hall zu mir um. »Wie läuft’s denn so mit der neuen Songbirds-Single?«
    »Sie bekommt ganz gute Reaktionen in den Clubs«, antworte ich. Was einen Scheißdreck bedeutet. Ohne Radio-Airplay ist das absolut bedeutungslos. Außer, du hast eine monströs fette Club-Platte, die Sorte Single, die auch mit minimaler Radiounterstützung ein Hit werden kann. »Gute Reaktion im Club« gehört zu den Dingen, die man sagt, wenn es sonst nichts Positives zu vermelden gibt. Das weiß Parker-Hall genau so gut wie ich. Aber er entscheidet sich, zu nicken und »Ach, wirklich?« zu sagen.
    »Oh ja, jetzt geht es ja erst richtig los«, sage ich. Scheiße, das tut es in der Tat – ich habe den Veröffentlichungstermin bereits zweimal verschoben.
    »Und das Album?«
    »Ist noch im Songwriting-Prozess. Wir checken gerade verschiedene Komponisten.«
    »Wie hoch war noch mal das Budget?«
    »Hundertzwanzig.«
    »Kommen wir damit hin? Sei bitte realistisch?«
    »Ich denke schon«, sage ich, ohne eine Miene zu verziehen. Ich nehme an, wenn alles im Kasten ist, habe ich das allein für die verfickte Single auf den Kopf gehauen.
    »Coolio«, sagt er in einem absolut nichtssagenden Tonfall. Was soll ich daraus entnehmen? Es ist durchaus möglich, dass er mir in dieser Sache den Rücken stärkt und auf meinen Instinkt bezüglich eines Marktsegments – Pop-Dance – vertraut, in dem er sich nicht so gut auskennt. Es ist aber ebenso gut möglich und sogar wesentlich wahrscheinlicher, eigentlich quasi gesetzt, dass er mir ordentlich Leine – besser: ein dickes, glattes Seil – lässt, um amüsiert dabei zuzusehen, wie ich es mir um den Arm wickle, bevor ich die Stufen zu meinem wackeligen, selbst gezimmerten Galgen besteige.
    Draußen weichen die Ziegelsteine des Village der lauten Geschäftigkeit des Broadway, als wir durch den leichten Regen nach Uptown preschen, und plötzlich befinden wir uns auf der weiten, offenen Fläche des vom Tageslicht entzauberten Times Square. Zu unserer Linken schlängelt sich die 42ste Straße Richtung Chelsea, und mich überkommt eine heftige, anfallartige Gier nach Pornos. Eine fast schon schmerzhafte Sehnsucht nach einem Faustfick, nach grellen Plastikdildos und nach Lustkugeln. Das Verlangen danach, jemand anderen als mich selbst beschmutzt und erniedrigt zu sehen.
    Parker-Halls Handy klingelt und unterbricht meine Tagträume – »Alles klar, Alter!«, ruft er erfreut –, und dann spricht er mit jemandem zu Hause. Seine affektierten, überdehnten Vokale werden Meilen über unseren Köpfen von einem Satelliten weitergeleitet, still durch den kalten, kalten Weltraum geschickt, bis sie irgendwo in London, zur Schlafenszeit, aus einem anderen Stück Plastik herausflattern.
    ***
     
    Nachdem ich bereits während des Gigs kräftig zugelangt habe (vier doppelte Rockschools und ein paar Biere in weniger als einer Stunde), saufe ich in der Bar des Restaurants weiter. Der Laden heißt Balthazar und ist ein frisch eröffnetes, pseudo-französisches Drecksloch, das jedem arschfickenden Virusträger des gesamten

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