Killashandra
mußt du mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen.«
»Würde es dir nicht passen, wenn ich recht habe?«
»Trag, ich wurde einer unterbewußten Konditionierung unterzogen«, sagte Lars, als hätte er ihre winzige Unsicherheit gespürt. Trag richtete seinen durchdringenden Blick wieder auf den Inselbewohner.
»Das Hinterhältige bei der unterbewußten Konditionierung, Lars Dahl, ist, daß das Opfer die Konditionierung überhaupt nicht bemerkt.«
»Nur, wenn sie ihn unvorbereitet trifft, Gildenmann.
Mein Vater, ein Agent des Federated Council, war in der Lage, mich und andere Freunde vor der unterbewußten Beeinflussung elektronisch zu schützen. Die, wie ich hinzufügen möchte, mit Hilfe der emotionalen Ausstrahlung der Sinnesorgel besonders leicht durchzuführen ist.«
»Ein Agent?« Killashandra glaubte zu erkennen, daß Trags Halsstarrigkeit etwas aufweichte.
»Er wurde hier durch die gleiche Beschränkung gefangen, die auch die eingeborenen Optherianer daran hindert, die Galaxis zu bereisen«, erwiderte Lars. »Der Kontakt mit dem Federated Council konnte nach beinahe dreißig Jahren erst vor kurzer Zeit wieder aufgenommen werden.«
Sie und Trag hörten das leise Geräusch im gleichen Augenblick und waren schon wieder über ihre Arbeit gebeugt, als die Tür aufglitt! Mirbethan begleitete den Wächter, der das Essen hereinrollte.
»Lassen Sie's einfach da stehen, Mirbethan!« verlangte Killashandra. Sie winkte mit den Klammern, die sie noch in der Hand hatte. Trag und Lars waren über einen schon eingebauten Kristall gebeugt. »Wir machen gleich eine Pause.«
»Aber kaum die Art von Pause, die sie erwarten«, murmelte Lars, als die Tür wieder verschlossen war.
Trag warf ihm abermals einen durchdringenden Blick zu. Lars erwiderte den Blick gleichmütig und verneigte sich leicht in Richtung des Manuals. »Nach Ihnen, Gildenmann.«
»Warum noch drei Kristalle?« fragte Trag.
»Diese Kammer nimmt nur die halbe Länge der Büh-ne ein«, erklärte Lars. »Wir glauben, daß die Anlage zur unterbewußten Programmierung hinter dieser Wand versteckt ist, die sich mit Hilfe des Manuals durch einen musikalischen Schlüssel öffnen läßt. Wir haben Grund zu der Annahme, daß Comgail, der angeblich den Kristall zerstört hat«, — Trag hob fragend die Augenbrauen —, »getötet wurde, weil er diesen musikalischen Schlüssel entdeckte — und nicht etwa weil er durch Kristallsplitter verletzt wurde, als das Manual zersprang. Denn danach wäre er nur zur Rehabilitation gekommen.«
»Wer ist für die unterbewußte Programmierung verantwortlich?«
Lars grinste böse. »Mein Lieblingskandidat ist Ampris; er hat eine musikalische Ausbildung.«
»Man braucht nicht besonders musikalisch zu sein, um die Töne in der richtigen Reihenfolge anzuschlagen«, sagte Trag.
»Stimmt, aber er weiß mehr über die Orgel als jeder andere Künstler, und er wurde etwa zu der Zeit Leiter des Konservatoriums, als die unterbewußte Konditionierung begann. Das war kurz nach der Ankunft meines Vaters, der gekommen war, um wegen der ersten Meldungen über die Restriktionen auf diesem Planeten zu ermitteln.
Außerdem hat Torkes sich immer für die pro-pagandistische Kontrolle der Bevölkerung eingesetzt.
Und was ein Ältester tut, wird unweigerlich von den anderen gedeckt. Die unterbewußte Konditionierung er-hält ihre Macht.«
»Ich will Ihren Vater kennenlernen, Lars Dahl.«
Lars grinste. »Seine Herkunft ist ebenso fragwürdig wie die meine, Gildenmann. Ich glaube nicht, daß wir ihn jetzt erreichen können. Aber wir sind hier, und wir sind dem Beweis für unsere Vermutungen sehr nahe. Ein Spatz in der Hand ...«
»Spatz?« Killashandra spuckte das Wort förmlich aus, eine Folge ihrer Spannung und ihrer Überraschung und ihrer Achtung vor Lars' unbeeindruckter Haltung gegenüber Trags bohrendem Blick.
»Vielleicht trifft die Analogie nicht ganz«, gab Lars achselzuckend zu. »Nun, Gildenmann? Habe ich das erste Verhör überstanden?«
»Noch drei Kristalle?« Trags Verhalten verriet nicht, was er dachte.
»Wenn wir die Originaltonart spielen, nur noch zwei«, sagte Killashandra.
Trag gab ein kaum hörbares Grunzen von sich, dann hob er den nächsten Kristall und gab Lars zu verstehen, daß dieser die Klammer einsetzen sollte.
Killashandra konnte sich kaum auf ihre Aufgabe konzentrieren, denn plötzlich wurde ihr klar, wieviel von der Wahrheitsliebe der Dissidenten abhing. Sollte Lars nur ihr Urteil trüben? Und hatte der
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