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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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hatte sie diese Farce satt.
    Auf dem Flur waren einige Menschen unterwegs, die zum größten Teil das universelle Grün der Mediziner trugen. Deshalb fiel der junge Mann mit seinem dunklen Umhang und den nackten gebräunten Beinen, die in weichen Halbstiefeln steckten, sofort auf.
    Mochte Lanzecki schwören, daß die Ballybran-Spore parapsychologische Fähigkeiten nicht verstärkte; Killashandra war anderer Meinung. Sie hatte bei Mirbethan, dann bei den Würdenträgern und jetzt bei diesem jungen Mann eindeutig widerstreitende Gefühle aufgefangen —
    eine seltsame Mischung aus Neid, Wut, Neugierde und Furcht, die als zufällige Reaktion auf eine Besucherin viel zu intensiv waren. Es war blitzschnell vorbei, denn nun fielen wieder Thyrol und Pirinio über sie her und ent-schuldigten sich für alle tatsächlichen und eingebildeten Taktlosigkeiten. Mirbethan nahm entschlossen ihren Platz rechts neben Killashandra ein und schob die drei Männer fort. Sie zog ihren Gast den Flur hinunter. Als Killashandra sich zu dem jungen Mann umdrehte, sah sie ihn mit hängenden Schultern, als würde er von einer schweren Last erdrückt, um eine Ecke biegen. Schuld?
    Dann war sie wieder im Aufzug und wurde zur Gä-
    steebene befördert. Sie erhielt das luxuriöseste Quartier, das man ihr je gegeben hatte. Da sie sich bereit erklärt hatte, am Empfang teilzunehmen, sobald sie sich umge-zogen hatte, konnte sie die Suite nur flüchtig untersuchen. Zuerst kam ein großer, elegant eingerichteter Empfangsraum, der offiziellen Anlässen diente. Ein kleinerer Nebenraum war offenbar als Studio oder Büro gedacht.
    Dahinter lagen zwei Schlafzimmer, eins sehr modern eingerichtet, dann kam ein so weitläufiger Hauptraum, daß sie ein Kichern unterdrücken mußte. Mirbethan zeigte ihr die Toilette und den geöffneten Wandschrank, in dem schon ihre Kleidung hing. Dann zog sich die Frau zurück.
    Killashandra zog ihr zerrissenes Hemd aus und streifte den Kaftan aus belugischer Spinnenseide über, der für jede Art von Empfang geeignet war. Und er war ein Anschlag auf die hellen gedämpften Farben, die bei den Optherianern anscheinend in Mode waren. Abgesehen von dem bedrückten jungen Mann auf dem Gang.
    Killashandra dachte kurz über ihn nach, während sie sich hastig wusch. Sie konnte es sich nicht verkneifen, auch die anderen Hygieneräume zu untersuchen. In einem standen mehrere Badewannen, ein Massagetisch und Sportgeräte, im dritten gab es ein Regenerationsbad und einige seltsame Geräte, die Killashandra noch nie gesehen hatte, die sie aber etwas pervers fand.
    Als sie wieder im Schlafzimmer war, hörte sie ein leises Klopfen an der Tür.
    »Ich komme ja schon, ich komme ja schon!« rief sie und verbarg ihre Wut hinter einem säuselnden Tonfall.

05
    DAS PROTOKOLL WAR AUF OPTHERIA eine Kunstform geworden, und diese Tatsache machte Killashandra rasch klar, daß eine ganze Bevölkerung verkalkte, wenn es keine rebellischen Geister gab. Beim Empfang stellten sich die Fakultätsmitglieder, ihre Mitarbeiter und dann die Studenten nach Dienstgraden geordnet in Reih und Glied auf und wanderten im Gänsemarsch an ihr vorbei. Glücklicherweise gehörte Händeschütteln nicht mehr zum Ritual. Ein Nicken, ein Lächeln, eine gemurmelte Wiederholung des genannten Namens. Nach fünfzigmal Nicken spürte Killashandra, wie ihr das Lächeln auf den Lippen gefror und das ganze Gesicht in diesem Zustand erstarrte. Zusammen mit ihrem treuen Quartett stand sie über einer breiten Dop-peltreppe, deren weiße Marmorstufen zu einer ebenfalls mit Marmor verkleideten Halle hinunter führten. Die Decke des weiten Empfangsraumes war so hoch, daß sich das Gemurmel der versammelten Menschen völlig verlor.
    Killashandra hatte einen kurzen Blick auf gedeckte Tische werfen können: kunstvoll dekorierte Teller, auf denen das Essen ebenso akkurat geordnet war wie die Teller selbst, dazu Becher mit bunten Getränken. Die Versammelten erlaubten sich keinen Blick auf die bereitste-henden Erfrischungen. Killashandra vermutete, daß sie den Geschmack und die Beschaffenheit dieser Speisen nur allzugut kannten.
    Der Empfang folgte einem seltsamen Ritual. Fünf Leute kamen die rechte Treppe herauf, die nächsten fünf kamen von der linken Seite. Killashandra fragte sich, ob ein unsichtbarer Steward in einem Nebenraum die Leute nach links und rechts einteilte. Nie warteten mehr als zehn in einer Schlange, und doch kam ein beständiger Strom von Menschen zur Tür herein.
    Plötzlich

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