Killashandra
zwei Manualen schon. Davon haben wir fünf; die anderen haben alle nur ein Manual und relativ primitive Umsetzer und Wandler.«
»Beeindruckend. Wirklich beeindruckend.«
Thyrol nahm das Kompliment mit einem freundlichen Lächeln zur Kenntnis. Dann öffnete sich die Außentür, und die Arbeiter kamen herein. Ihnen folgten drei weitere Männer, die nach Haltung und Kleidung die Wachleute sein mußten. Die Arbeiter bauten sieh an der Wand auf, während die Wachleute vor Thyrol und Killashandra, die gerade vor dem Feedback-Transponder standen, Haltung annahmen.
»Ältester Thyrol, Wachdienstleiter Blaz möchte wissen, welche Verfügungen Sie hinsichtlich des Abfalls getroffen haben.« Er salutierte und übersah Killashandra dabei völlig.
»Tief vergraben. Am besten in dauerhaftes Material eingeschlossen. Noch besser wäre es, den Abfall im Meer zu versenken«, antwortete Killashandra, doch der Wachdienstleiter achtete nicht auf sie und sah Thyrol fragend an. Killashandras Temperament ging mit ihr durch. Sie knallte dem Anführer die Hand auf die Schulter und zog ihn mit Gewalt zu sich herum. »Andererseits können Sie sich das Zeug auch in Ihre Analöffnung schieben«, sagte sie mit freundlicher und liebenswürdiger Stimme.
Sie ließ die verblüfft schnaufenden Männer stehen und ging hinaus.
07
ALS KILLASHANDRA ÜBER die Bühne ging und sich dem Complex näherte, bemerkte sie, daß dieses Gebäude der allerletzte Ort war, an dem sie in ihrer Verfassung sein wollte. Schließlich hatte Trag sie ausgewählt, weil sie diplomatischer sein konnte als Borella. Dabei hätte Borella diesen Trottel von Sicherheitsoffizier keineswegs taktvoller oder eleganter behandelt. Aber sie war mit den Optherianern geschlagen und die Optherianer mit ihr, und sie hatte einfach keine Lust mehr auf scheinheilige, selbst-gerechte, eingebildete optherianische Gesichter.
Sie ging zum Rand der Bühne, blickte zum Boden hinab, der drei Meter unter ihr lag, betrachtete die schweren Türen an beiden Seiten und traf ihre Entscheidung. Sie packte die Kante, rollte sich hinüber, ließ die Beine einen Augenblick lang baumeln und ließ los.
Ihre Knie fingen den Aufprall mühelos ab, und sie lehnte sich gegen die Wand. In diesem Moment kamen die Männer aus dem Orgelraum.
»Sie ist bestimmt zum Complex zurückgegangen«, sagte Thyrol, atemlos vor Zorn. Er eilte über die Bühne, die anderen folgten ihm. »Simcon, wenn du die Gildenfrau beleidigt hast, dann hast du möglicherweise großen Schaden angerichtet...« Die schwere Tür schnitt den Rest seines Tadels ab.
Etwas besänftigt durch Thyrols Worte und erfreut über ihr rechtzeitiges Entkommen, wischte Killashandra sich die Hände ab und ging zum Ausgang am Rand des Amphitheaters. Wegen der ausgezeichneten Akustik waren ihre leichten Schritte gut zu hören. Killashandra verzog das Gesicht und huschte so vorsichtig und leise wie möglich zum Ausgang. Die schwere Tür war von innen mit dem üblichen Riegel gesichert, den sie mit an-gehaltenem Atem zur Seite zog. Sie fürchtete, der Mechanismus würde von einer zentralen Kontrolle überwacht. Doch der Riegel öffnete sich mühelos. Sie zog die Tür gerade weit genug auf, um sich hinauszuschieben, und ließ sie mit einem lauten Knall hinter sich zufallen.
Draußen gab es keine Türklinke und keinen Knopf, und ein Beschlag verhinderte, daß die Tür mit Gewalt geöffnet wurde — falls so etwas auf dem vollkommenen Optheria überhaupt denkbar war.
Killashandra stand nun auf einem breiten Sims, der zu einem jener Pfade führte, die sie gestern gesehen hatte.
Dieser Weg hier lag allerdings hinter dem Complex. Aus dieser Höhe überblickte sie einen weniger ein-drucksvollen Bezirk der Stadt: schmale Straßen und kleine, eng zusammengedrängte einstöckige Gebäude.
Zwischen diesem Vorort und der Anhöhe, auf der sich der Complex befand, lag ein Streifen Ackerland. Die Felder waren mit wuchernden Kletterpflanzen und Zäunen voneinander abgetrennt, und die meisten waren ordentlich bestellt. Einige Arbeiter waren im frühen Morgenlicht mit Wässern und Hacken beschäftigt. Eine ländliche Szene, die Killashandras gereizte Nerven rasch beruhigte.
Sie stieg hinunter.
Als sie den Talboden erreichte, drang ihr der unverkennbare Geruch eines fermentierten Gebräus in die Nase. Killashandra folgte entzückt der Duftfahne, dräng-te sich an einem alten Schuppen vorbei und überquerte einen schmalen Pfad zwischen zwei Parzellen, während sie den
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