Killashandra
konnte —
der Baum gedieh auf allen Inseln, die sie sehen konnte.
Zweitens stellten die größeren Bewohner des Meeres ein echtes Problem dar. Einige von ihnen, die jenseits der Lagune kreisten und sich genauso für die Gelbrük-ken-fische zu interessieren schienen wie Killashandra, wirkten äußerst gefährlich mit ihren zugespitzten zahn-reichen Schnauzen oder den vielen drahtfeinen Tenta-keln. Sie hatte lange genug Ausschau gehalten, um zu wissen, daß die Raubfische meist im Morgengrauen und in der Dämmerung auf Jagd gingen. Wenn sie also am hellen Tag von einer Insel zur nächsten schwamm, würden die Fische wahrscheinlich schlafen, so daß sie eine gute Chance hatte, nicht auf deren Speiseplan aufzutauchen.
Drei Wochen auf der Insel reichten wirklich! Sie hatte noch einige Notrationen übrig, denen das Wasser nichts anhaben konnte.
Sie befolgte die Anweisungen in ihrer nützlichen kleinen Broschüre und machte sich aus den rauhen Fasern des Brotbaumes ein Seil, mit dem sie sich das Beil an den Körper binden konnte. Ihre Kleidung war inzwischen völlig zerfetzt; sie nähte sie mit Fasern zu einem Büstenhalter und einem Lendenschurz zusammen. Inzwischen war sie ebenso gebräunt wie ihr Entführer und mußte, um sich vor der Sonne zu schützen, ihre Haut mit Fischtran schützen.
Sie würde sich vor jedem Sprung zur nächsten Insel ein-reiben.
Nachdem sie sich entschlossen hatte, begab Killashandra sich am nächsten Mittag auf die Reise und erreichte ihr erstes Ziel nach knapp einer Stunde. Sie ruhte aus und überlegte, welche der sieben sichtbaren Inseln sie als nächste ansteuern sollte. Ihre Augen wanderten immer wieder zu der nördlichsten. Nun, wenn sie dort war, konnte sie es sich immer noch anders überlegen, denn die anderen waren nicht weit entfernt.
Sie erreichte die Insel am Spätnachmittag und zog sich erschöpft aufs schmale Ufer. Dann entdeckte sie einen Schwachpunkt in ihren Plänen: Auf dieser Insel gab es nicht viele reife Brotbaumfrüchte, und die Fische wollten nicht anbeißen.
Da sie nicht genug Früchte gefunden hatte, war sie am nächsten Morgen ausgesprochen durstig und entschied sich nur aufgrund des starken Brotbaumbewuchses für die nächste Insel. Der Kanal zwischen den Inseln war mit dun-klem tiefblauen Wasser gefüllt und zweimal erschrak sie, als sie undeutliche riesige Schatten unter sich sah. Beide Male ließ sie sich mit dem Gesicht nach unten treiben, ließ Arme und Beine reglos hängen, bis die Gefahr, die durch die rudernden Arme und Beine angelockt worden war, wieder verschwand.
Auf dieser vierten Insel verbrachte sie den Rest des Tages und den ganzen nächsten Tag. Sie mußte ihrem Körper Flüssigkeit zuführen und versuchen, einen tran-reichen Fisch zu fangen. Leider fing sie nur Gelbrücken.
Doch nach einer Weile hatte sie genug, um die sonnenverbrannte Haut einzureiben. Auf der Reise zur fünften Insel, die recht groß war, erlebte sie den bisher schlimm-sten Schrecken. Obwohl die Sonne zur Mittagszeit hoch am Himmel stand, befand sie sich plötzlich mitten in einer Schule winziger Fische, die von einigen riesigen Meeresbewohnern abgeerntet wurde. Irgendwann prallte sie sogar gegen die Flanke eines Tieres, das plötzlich unter ihr auftauchte. Sie war nicht sicher, ob sie mit aller Kraft zu der noch weit entfernten Insel schwimmen sollte oder ob sie sich reglos treiben lassen sollte, doch bevor sie sich entschieden hatte, hob der riesige Fisch den gewaltigen Schwanz in die Luft und tauchte unter.
Killashandra wurde durch den Sog mitgezogen und schluckte erheblich mehr Wasser, als ihr lieb war, bevor sie wieder auftauchen konnte.
Als sie auf den Strand der fünften Insel kroch, marschierte sie sofort zur nächsten reifen Brotbaumfrucht und entdeckte, daß sie ihr Beil, die letzten Päckchen mit Notrationen und die Angelhaken verloren hatte. Sie löschte ihren Durst mit einer überreifen Brotbaumfrucht und versuchte nicht auf den fauligen Gestank zu achten, denn sie brauchte dringend Flüssigkeit. Nachdem sie dieses Bedürfnis gestillt hatte, sammelte sie trockene Wedel zum Zudecken und legte sich schlafen.
Irgendwann in der Nacht wachte sie auf, denn sie war durstig und wollte sich noch etwas von der überreifen Frucht zu Gemüte führen. Sie tappte im Dunkeln herum und fluchte, als sie über Steine stolperte und ins Gebüsch fiel. Sie taumelte noch eine Weile herum, bis sie erkannte, wie seltsam sie sich benahm. Sie war betrunken! Die unschuldige
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