Killer-Camping
durch den dünnen, feinen Sand. In meiner Kleidung fiel ich auf.
Wer hier lag, trug Badehose oder Bikini oder noch weniger. Es waren tatsächlich viele junge Leute, die das Wetter ausnutzten und einen unbeschwerten Urlaub genossen.
Es verteilten sich mehrere Strandkörbe auf dem Gelände, aber einer nur war umlagert. Ich konnte mir vorstellen, wer da saß und die große Schau abzog.
Aufstöhnend ging ich weiter. Ich hörte bereits ihre Stimme, denn Lady Sarah erzählte den vor ihr im Sand hockenden jungen Leuten die größten Greuelgeschichten. Ich blieb stehen und peilte in den Strandkorb, wo ich von Sarah Goldwyn nicht viel mehr sah als einen großen Strohhut. Auf drei Ketten hatte sie nicht verzichtet. Sie lagen auf dem Stoff eines Leinenkleides, mehr ein weiter, luftiger Hanger. Ihre Zehennägel hatte sie rot lackiert.
»Gibt es hier etwas umsonst?« fragte ich.
»Ja, tolle Geschichten.« Ein Mädchen lachte.
»Kann ich zuhören?«
»Bitte.«
Lady Sarah hob einen Arm und schob ihren Hut zurück. Sie sah mich, sie sah mein knappes Grinsen, runzelte die Stirn und fragte: »Wie sehen Sie denn aus, Mister?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ja, in dem Aufzug wollen Sie ins Wasser. Snob, wie?«
Natürlich erntete sie Gelächter, fuhr auf dieser Schiene nicht weiter und nickte ihren Zuhörern zu. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, Kinder, ich muß mir die Beine vertreten. Am Abend sind mir bestimmt wieder neue Geschichten eingefallen.«
»Da machen wir ein Lagerfeuer!«
»Auch das.«
»Okay, Lady, wir nehmen Sie beim Wort.«
Die Gruppe stürmte gemeinsam den anrollenden Wellen entgegen. Lachend, jauchzend rannten sie in das kühle Naß. Lady Sarah schaute ihnen nach.
»Ich habe es ja immer gesagt, die Jugend ist nicht schlecht, sie wird nur oft schlechtgemacht.«
»Möglich.«
Sie streckte mir die Hand entgegen. »Hilf mir mal aus dem Korb, du Kavalier.«
»Und dann?«
»Gehen wir etwas spazieren? Jane habe ich ja schon gesehen. Toll sieht sie aus, echt stark. Die Männer bekommen glänzende Augen.«
Ich zog sie aus dem Strandkorb. Sie reckte sich und schlüpfte in ihre Sandalen. »So, dann wollen wir mal ein lustiges Bild abgeben, Herr Geisterjäger.«
»Wieso das denn?«
»Schau dich um, wie zahlreich die knackigen Mädchen sind. Und du gehst mit einer alten Frau am Steuer spazieren. Das muß doch ungemein frustrierend für dich sein.«
Ich hob die Schultern. »Weißt du, Sarah, jeder bekommt eigentlich das, was er verdient.«
»Aha, da bist du bei mir genau richtig…«
***
Jane Collins freute sich wie selten, als sie in Richtung Strand schlenderte. Nach ihrer schrecklichen Zeit tat es ihr besonders gut, die Blicke der Menschen zu spüren. Sie brauchte keine Angst mehr davor zu haben, tagsüber mit einem Totenschädel durch die Gegend zu laufen. Durch die Hilfe der Sternprinzessin war dieser Fluch von ihr genommen worden.
Sie hatte Lady Sarah gehört und gesehen, ihr kurz zugewinkt und durch das anschließende Nicken der Horror-Oma erkannt, daß sie auch beachtet worden war.
Jane wollte sich einen günstigen Platz aussuchen, von dem sie es bis zum Wasser nicht zu weit hatte. Sie breitete das große, rote Badetuch auf dem feinen Sand aus und wollte es zurechtzupfen, um es anschließend zu beschweren, als ein dunkelhaariger junger Mann vor ihr auftauchte. Zuerst sah sie seinen langen Schalten. Als sie hochschaute, gerieten seine engen, gestreiften Badeshorts in ihr Blickfeld, dann die nahtlos braune Brust, ein Gesicht wie Kevin Kostner, nur mit schwarzen, kurz geschnittenen Haaren, in den noch Tropfen schimmerten. Der Mann lächelte. »Kann ich dir helfen?«
»Zu spät, ich bin fertig.«
»Oh — schade.«
»Sind Sie als Helfer angestellt?«
»Man sagt hier du. Ich heiße übrigens Ken.« Er reichte ihr die Hand, die sie auch nahm.
»Ich bin Jane. Womit du meine Frage noch nicht beantwortet hättest.«
Er lachte strahlend. »Ich bin so etwas wie ein Helfer, ein Bademeister, wenn du verstehst. Ich halte ein wenig die Augen auf.«
»Und schaust nach Frauen.«
Er hob die Bodybuilding-Schultern. »Was soll man machen? Ich habe das Gefühl, als würden sich die hübschesten Frauen der Insel gerade diesen Ort hier aussuchen. Das sieht man an dir.«
Jane schob die Sonnenbrille nach vorn. Das Gestell sah aus wie die Flügel von Schmetterlingen. »Laß die fadenscheinigen Komplimente, Junge. Wie oft bist du die schon losgeworden?«
»Sehr oft.«
»Du bist wenigstens ehrlich.«
»Immer. Aber im
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