Killer-Camping
Ernst. Du solltest mit deiner Matratze nicht zu weit raus.«
»Das ist ein Schlauchboot.«
Er winkte ab. »Im Prinzip kommt beides auf eins raus. Wir haben hier Strömungen.«
»Und ich ein Paddel. Keine Sorge ich bin kein heuriger Hase mehr. So, jetzt will ich nur noch genießen.«
Er trat einen Schritt zurück und verbeugte sich. »Ich habe nichts dagegen.«
Jane nahm ihre Kosmetiktasche mit, in der sie das Sonnenöl verborgen hatte. Um sie herum tobten und lachten die Camper. Sie bekam die ersten Spritzer mit und mußte feststellen, daß das Wasser Ende Mai noch ziemlich kalt war.
Das machte ihr nichts. Sie schob das Schlauchboot ins Wasser und paddelte gegen die Wellen an. Mit einiger Anstrengung schaffte sie es, diese zu überwinden.
Sehr ruhig fuhr sie die See hinaus. Schon bald brauchte sie das Ruder nicht mehr. Die Wellen trugen sie schaukelnd und hielten das Boot fast auf der Stelle.
Jane schaute sich um. In ihrer Nähe sah sie die Surfer und Segler, nur wenige Schwimmer durchpflügten die Wellen. Die hielten sich mehr in Strandnähe auf.
Jane wollte ins Wasser. Sie öffnete die große Kosmetiktasche, in der auch noch ein Handtuch seinen Platz gefunden hatte und ein zweiter winziger Bikini, den sie zum Sonnen anziehen konnte. Eine Badehaube streifte sie ebenfalls über das Haar, bevor sie sich behutsam in das kalte Wasser gleiten ließ.
Zuerst fror sie. Die Gänsehaut zog hoch bis zur Stirn. Sie atmete noch einmal ein — und verschwand im nächsten Augenblick unter Wasser. Es war noch kälter, als sie es sich vorgestellt hatte. Um die Brust schien ein eiserner Ring zu liegen.
Jane bewegte sich sehr schnell, tauchte auf und spürte sofort die wärmenden Strahlen der Sonne auf ihrem Gesicht, die das Wasser wegzudampfen schienen.
Es war herrlich, sich von den Wellen tragen zu lassen. Da konnte sie auf Schwimmbewegungen fast verzichten. Das Schlauchboot behielt sie stets im Auge.
Zuerst erschrak sie, wenn sie das Rauschen horte, das sich rasch steigerte. Dann hatte sich Jane daran gewöhnt, daß in ihrer unmittelbaren Nähe Surfer vorbeiglitten, und das Rauschen durch die geblähten Segel erzeugt wurden.
Es war nicht ungefährlich, hier zu schwimmen. Glücklicherweise hielten die Surfer einen genügend großen Abstand.
Nach einigen Minuten fror Jane. Sie kraulte zum Schlauchboot zurück, umfaßte den Gummiwulst — und schrak zusammen, als etwas nach ihrem Fuß griff, sich aber nicht festhielt, sondern vorbeiglitt. Jane erstarrte in ihrer Haltung, konzentrierte sich auf die Berührung, die nicht wiederkehrte.
Allmählich löste sich die Starre aus dem Gesicht. Die Lippen legten ein Lächeln auf. Sie war verrückt. Vielleicht waren es vorbei treibende Algen gewesen, die sie berührt hatten, mehr auch nicht. Sie rollte sich in das schwankende Boot, blieb liegen, atmete tief durch, griff nach dem Handtuch, um sich abzutrocknen, und spürte erst jetzt den Schmerz an ihrem rechten Bein.
Jane setzte sich, winkelte das Bein an, da tropfte es schon. Blut rann aus der kleinen Wunde und klatschte in das Boot. Die Tropfen verteilten sich zu einem makabren Muster.
Nicht daß Jane sich jetzt schrecklich gefürchtet hätte, aber sie dachte wieder an die Berührung unter Wasser. Die kleine Wunde mußte von dort stammen, es gab einfach keine andere Möglichkeit. Aber wer hatte sie da erwischt?
Wirklich eine Alge?
Nein, das zu glauben, wäre Unsinn gewesen. Jedenfalls wollte sie die Wunde bepflastern. Die Strips fand sie auf dem Boden ihrer übergroßen Kosmetiktasche, riß einen Streifen ab und klebte ihn auf die Stelle, bevor sie sich abtrocknete. Die Lust, wieder ins Wasser zu steigen, war ihr zunächst vergangen.
Statt dessen setzte sie die Brille auf. Jane schaute sich um. Es hatte sich nicht verändert. Die Menschen waren guter Laune, sie hatten ihren Spaß.
Das war auch in dem Film ›Der weiße Hai‹ so gewesen, bis dann das Grauen über die Küste hereingebrochen war. Komisch, daß sie daran gerade jetzt denken mußte. Von einem Hai stammte die kleine Wunde bestimmt nicht.
Heiß brannte die Sonne auf ihre Haut. Um den Brenneffekt nicht zu erhöhen, wischte sie auch die letzten kleinen Tropfen ab, um sich anschließend einzucremen. Sie wählte ein Sonnenöl mit hohem Lichtschutzfaktor. Eine Haut, die noch fast weiß war, brauchte so etwas. Gelassen und auch irgendwie nachdenklich rieb sich Jane ein. Von der Stirn bis zu den Zehenspitzen, nur am Rücken hatte sie etwas Schwierigkeiten.
Dort
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