Killer-Camping
lachte und nickte. »Das wüßte ich aber. Nein, nein, Kenny, so ist da nicht, ich… Ken?« flüsterte sie. »Was hast du?« Jane wunderte sich über das verzerrte Grinsen auf seinem Gesicht. Anstrengung zeichnete Adern unter der Stirnhaut nach. Ihr fiel auf, daß er sich fester an das Boot klammerte.
»Was ist denn?«
»Füße?« keuchte er plötzlich. »Verdammt noch mal, da ist was an meinen Füßen.«
»Wieso?«
»Ja, ich spüre es. Da hält mich was fest. O Gott, das brennt, ich werde verrückt!« Plötzlich zeichnete Panik sein Gesicht. Erriß den Mund weit auf, um zu schreien.
Jane packte zu und ergriff Kens Handgelenke. Sie konnte ihn nicht mehr halten. Eine Welle, verursacht durch einen Surfer, rollte heran. Sie machte die Flaut glatt.
Ken konnte sich nicht mehr halten. Jane schaffte es auch nicht. Die Gelenke des Mannes rutschten aus ihrem Griff. Was immer da unten in der Tiefe lauerte, es war einfach furchtbar und grauenvoll. Dann schrie er doch.
Niemand außer Jane hörte ihn. Sie fiel zurück, während seine Gelenke aus ihrem Griff rutschten. Kenny war weg!
Jane setzte sich hin. Sie starrte dort über die Bordwand, wo Ken verschwunden war. Ihr Herz klopfte hoch bis zum Hals. Die Furcht hatte einen Schauer auf ihrem Körper gelegt. Keiner hatte etwas von diesem Ereignis mitbekommen. Die Stimmen hörte sie wie aus weiter Ferne. Sie selbst kam sich vor wie auf einer Insel des Schreckens. Unablässig starrte sie dorthin, wo Ken verschwunden war.
Es war nichts zu sehen? Oder bewegten sich nicht Schatten unterhalb der Fläche?
Sie konnte es nicht erkennen. Wellen verzerrten ihren Blickwinkel. Wie lange befand sich Ken schon unter Wasser, und wer oder welche Kraft hatte ihn in die gläsern wirkende, aber auch tödliche Tiefe gezogen?
Auf die Uhr hatte Jane nicht geschaut, sie ging jedoch davon aus, daß zuviel Zeit verstrichen war. Kenny tauchte einfach nicht mehr auf. Sicherheitshalber suchte sie auch an der anderen Seite des Bootes, auch dort war er nicht zu sehen.
Hatte ihn das Meer verschluckt? Jane spürte den harten Druck. Die Urlaubsstimmung war wie fortgeblasen. Jetzt wußte sie, weshalb sie auf dem Wasser dümpelte. Sie und John suchten einen Killer, ein Monstrum, ein…
Sie drehte sehr langsam den Kopf, weil sie es nicht glauben wollte, was sie da sah.
Aus der Tiefe war etwas hochgestiegen. Ein Schatten, wolkig und dabei langgezogen, der sich ausbreitete, als er die Oberfläche erreicht hatte. Zuerst hatte sie angenommen, daß es sich um einen dunklen Schatten handelte. Irrtum, er war rot wie Blut.
Jane wußte Bescheid. Was da an die Oberfläche trieb, war eine Blutwolke, und sie wußte nun, daß Ken sie niemals mehr würde ansprechen können.
Etwas Unheimliches, Unerklärliches hatte ihn geholt und getötet, und das fast vor ihren Augen.
Kalt war ihr geworden. Sie saß da und starrte auf die Blutwolke, die sich allmählich im Wasser verteilte. Ein Körper trieb nicht in die Höhe, auch Minuten später war er nicht mehr zu sehen. Das Meer hatte ihn verschluckt, das Meer würde ihn nur hergeben, wenn es das wollte. Jane atmete tief durch. Hierbleiben konnte sie nicht. Sie wollte es nicht. John mußte Bescheid wissen.
Mit zitternden Fingern griff sie zum Paddel. Als sie das Blatt eintauchte und durchzog, hatte sie das Gefühl, allmählich in eine dünne Wand aus Eis hineinzufahren, so kalt war ihr plötzlich geworden…
***
Lady Sarah hatte sich bei mir eingehängt und wunderte sich über meinen Blick, den ich ständig über das Wasser schweifen ließ. »Was hast du, John? Bist du wegen Jane besorgt?«
»Ja.«
»Ah — gönn ihr doch das Vergnügen. Sie hat sich sehr auf diese Tage gefreut.«
»Du auch?«
»Klar.«
»Ist denn etwas passiert?«
Sarah Goldwyn blieb stehen, um ihre Sonnenbrille zu richten. »Nein, mein Junge, es ist nichts passiert, obwohl ich in der vergangenen Nacht aufgepaßt habe.«
»Dann hast du nicht geschlafen?«
»Ein wenig nur, da wurde es bereits hell. Eine Frau in meinem Alter kommt mit wenig Schlaf aus.«
»Kann sein.«
»Das ist so, mein Junge. Also, ich habe die Augen offengehalten und habe leider nichts entdecken können.«
»Schade.«
»Meine ich auch, zum Glück. Obwohl ich, das muß ich dir sagen, bereits mit vielen Leuten gesprochen habe, auch über diese Taten, die hier geschehen sind.«
»Wie sind Meinung und Stimmung?«
Die Horror-Oma räusperte sich und hob die Schultern. »Wenn ich ehrlich sein soll, nicht besonders.«
»Aber man
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