Killer-Camping
zertrat ihn mit einer gewissen Genugtuung.
Da sie sich bereits nahe des Fensters aufhielt, schaute sie auch hinaus. Nicht nur der große Schwenkgrill war vor dem Restaurant aufgebaut worden. Fleißige Hände waren dabei, lange Tische aufzustellen, und bauten auch die entsprechenden rückenlehnenlosen Sitzbänke zusammen.
Die Horror-Oma beobachtete die Menschen. Sie gaben sich gelassen, nicht übereifrig. Manchmal kam es ihr vor, als würden sie sich langsamer bewegen als sonst.
Hatte sie eine gewisse Lethargie erfaßt, oder lag es an der Luft, die Lady Sarah schnupperte?
Sie hatte sich im Gegensatz zum Nachmittag verändert. Besser war sie nicht geworden, nur anders, vielleicht schwüler und irgendwie auch dicker.
Die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten. Schräg schien sie gegen die Bäume und zauberte Lichtreflexe in den Blätterwald. Lady Sarah fiel ein, daß es keinen Sinn hatte, länger am Fenster stehenzubleiben. John Sinclair und Jane mußten über den Vorfall mit den Käfern informiert werden. Sie ging davon aus, daß die beiden ihr glaubten.
Die Horror-Oma nahm ihre Handtasche mit und verließ das Zimmer. Sie drehte sich doch noch um, weil sie ihren Stock vergessen hatte. Ihn zierte seit kurzem ein prachtvoller Silberknauf, den sie sich auch hatte weihen lassen.
Mit diesem Stock konnte sie gut umgehen und hatte ihn schon einige Male als Lanze eingesetzt.
In der oberen Ftage wares ruhig. Von unten herhörte sie das Klappern der Gläser und Bestecke. Die Mädchen von Art Cromwell sorgten für die Bedienung. Sie vernahm auch die Stimme des Wirts, der rief: »Ich werde mich jetzt um das Grillen kümmern und schon die Kohle anheizen. Liegt das Fleisch bereit?«
»Ja, Chef!«
»Gut.«
Mit schweren Schritten verließ er das Haus, während Lady Sarah auf die Treppe zuschritt.
Das Geländer sah dunkel aus. Zudem stand die Sonne ungünstig. Durch die schmalen Fenster fiel nur wenig Licht. Lady Sarah hatte das Gefühl, als würden auch über den Handlauf des Geländers zahlreiche Käfer hinwegkrabbeln.
Wieder mußte sie an den Wirt denken. Der Bärtige hatte sie ausgelacht, aber war das Lachen echt gewesen? Hatte es nicht auch eine Spur gekünstelt geklungen?
Sie sah sich selbst nicht als Pessimistin an, doch ein Grillfest unter diesen Bedingungen fand sie nicht gerade segensreich. Sie schritt vorsichtig die Stufen hinab.
Den Stock hielt sie unter den Arm geklemmt, sie brauchte ihn jetzt nicht einzusetzen.
Am Fuße der Treppe wollte sich Sarah Goldwyn nach rechts wenden. Das unterließ sie, denn sie hatte genau gegenüber, an der linken Seite, eine offene Für gesehen.
Alseinen neugierigen Menschen sah Lady Sarah sich nicht gerade an, allerdings als eine Person, die gewissen Dingen gern auf den Grund ging. Offene Türen hatte sie schon immer gereizt, besonders dann, wenn aus der Öffnung ein Geruch strömte, der ihr überhaupt nicht gefiel. Es roch nicht nach Rssen oder Gegrilltem, sondern muliig, als würden aus einem tiefen Kellerloch irgendwelche alten Moderdüfte strömen. Sie schaute nach rechts.
Weder der Wirt noch seine Bedienungen waren zu sehen. Sie hatte also freie Bahn, um einen Blick hinter die Für werfen zu können. Wenn sie wollte, konnte sie sich auch schnell bewegen. Das tat sie mit raschen Schritten, zog die Tür noch weiter auf und schaute in eine Abstellkammer hinein, in der zusammengeklappte Gartenmöbel an den Wänden lehnten und Tischdecken aus Plastik lagen. Davor aber befand sich der Einstieg. Ein Loch im Boden, sonst vor einer Klappe verborgen, die allerdings hochgestellt war und an der Wand lehnte.
Vor dem Loch blieb Sarah stehen.
Der widerliche Geruch drang ihr aus der Tiefe entgegen. Sie ging davon aus, daß der Weg in den Keller führte oder noch tiefer. In gewissen Situationen steigerte sich die Neugierde der Horror-Oma. Und die alte Treppe sah ihr trotzdem ziemlich stabil aus. Sarah Goldwyn überlegte keine Sekunde länger. Sie wagte es und machte sich auf den Weg in den Keller…
***
Plötzlich bekam Jane Collins Angst. Hände hatten ihre Füße gepackt, um den Sprung zu bremsen oder sogar zu stoppen. Die Hecke grinste sie an. Sie stieß im Sprung einen Schrei aus und gab sich gleichzeitig noch mehr Schwung.
Der Körper streckte sich. Sie war einigermaßen fit, und sie hätte jubeln können, daß sie es trotz allem noch schaffte, die Hecke zu erreichen. Mit ihrem vollen Gewicht prallte sie hinein. Dabei schloß sie die Augen, sie wollte keine gefährlichen
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