Killer-Camping
Verletzungen riskieren. Die Hecke fing sie auf. Zu vergleichen war sie mit einer federnden nachgiebigen Unterlage, die den Aufprall bremste, so daß Jane nicht bis zum Boden durchfiel.
Ruhe gönnte sie sich nicht. Sie robbte weiter, wobei sie Hände und Füße einsetzte. Die Angst vor der Nachbarparzelle verschwand, denn diese war völlig normal. Es gab keinen Sumpfboden wie auf der ihren, wo das Wohnmobil stand.
Heftig atmend richtete sie sich auf. Der Schweiß rann in Strömen über ihr Gesicht. Die letzte Aktion hatte Nerven gekostet. Das Zittern in den Knien kam ebenfalls nicht von ungefähr.
Beobachtet worden war sie nicht. Die Camper hatten sich verteilt. Nur wenige waren unter den warmen Zeltdächern oder in ihren Wohnwagen verschwunden. Sie teilten sich praktisch auf. Einige duschten, die meisten beschäftigten sich mit dem Aufbau der Sitzbänke und der Tische vor dem Restaurant. Sie wollten, daß das große Grillfest pünktlich über die Bühne lief.
Die Kohle war ebenfalls angeheizt worden. Jane nahm den typischen Geruch wahr, der sich über dem Gelände ausbreitete. Den Diskussionen und dem Klang der Stimmen entnahm sie, mit welch einer Begeisterung die Camper am Werk waren.
Dem konnte sie sich nicht anschließen. Sie hatte Schlimmes erleben müssen, nur sah sie davon keinerlei Spuren mehr. Als sie an der Einfahrt zur Parzelle stehenblieb, hatte sich der Boden abermals verändert. Er zeigte den gleichen festen Untergrund wie bei ihrer Ankunft. Keine Spur mehr von einem Morast oder Sumpf. Alles war wieder völlig normal geworden.
Sie fragte nicht, ob sie einem Irrtum erlegen war, sie hatte es erlebt. Jetzt war es vorbei, die andere, hier existierende Kraft hatte alles wieder geradegerückt.
Nicht einmal Schlammreste waren zurückgeblieben. Selbst die Reifen sahen normal aus.
Dennoch wollte Jane das Risiko nicht eingehen und wieder den Wagen betreten. Ein zweites Mal kam sie bestimmt nicht so glimpflich davon, außerdem wollte sie mit John noch ein paar Takte darüber sprechen. Sie wunderte sich sowieso darüber, daß er noch nicht zurückgekehrt war. Irgend etwas mußte ihn festgehalten haben. Vielleicht hielt er sich auch beim Restaurant auf. Wenn nicht, wollte sie sich mit Lady Sarah in Verbindung setzen. Auf dem Weg hörte sie, daß sich einige Camper über Kens Fehlen unterhielten. Die Leute konnten nicht verstehen, daß er sich verdünnisiert hatte.
Wenn ihr wüßtest, dachte Jane und ging weiter. Die Tische und Bänke waren bereits aufgebaut worden. Sie standen nicht zu weit von dem großen Schwenkgrill entfernt. Die runde Pfanne über dem Kohlebecken erinnerte sie an eine fliegende Untertasse. Zwei Männer waren noch dabei, mit bunten Birnen dekorierte Girlanden in die Bäume zu hängen. Sosehr Jane die Augen auch offenhielt, von John Sinclair und auch von Judd sah sie nichts.
Sie sprach einen jungen Mann, der soeben von einer Leiter kletterte.
»Hast du Judd gesehen?«
Die Antwort erfolgte spontan und klang ärgerlich. »Das möchte ich auch gern wissen, wir suchen ihn ebenfalls.« Er winkte ab. »Wenn man ihn mal braucht, ist er nicht da.«
»Was soll er denn?«
»Er kennt sich aus. Wir brauchen Strom für unsere Musik. Wie gesagt, es wird ein heißes Fest werden. Hast du schon mal Grillfeste hier mitgemacht?«
»Nein, ich bin zum erstenmal hier.«
»Sei versichert, das wird eine Schau.« Er lachte. »Beim letztenmal sind alle noch ins Wasser gelaufen.« Er ließ seine Blicke über Janes Figur laufen. »Die meisten nackt. Könnte ich mir bei dir auch gut vorstellen.«
»Sicher, du Wiesen-Playboy. Mal was anderes. Kommt dir hier etwas verändert vor?«
Er runzelte die Stirn. Sein Haar war kurz geschnitten. Es roch nach einem Gel. »Nein, wieso?«
»Hätte ja sein können.«
»Es ist alles normal. So waren die Feten immer.«
»Danke.« Jane ging weiter. Sie sorgte sich um John und Judd. Der Wirt half kräftig mit. Er versorgte den Grill und kümmerte sich auch um die Fressalien. Mit einem Messer schlitzte er die Plastikhülle auf, die sich eng um die Würste gelegt hatte. Als er Jane erkannte, grinste er zu ihr rüber.
Sie nickte zurück.
Wo steckte Lady Sarah? Ausgerechnet die Horror-Oma gehörte zu den Personen, die auf derartigen Festen nie fehlten, wenn sie schon mal in der Nähe war. Denn wo Action geboten wurde, war auch sie zu finden. Befand sie sich auf ihrem Zimmer? Jane schaute an der Front hoch. Ein Fenster im ersten Stock stand weit offen. Sie konnte sich
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