killer country: thriller (German Edition)
Schuss mitten ins Herz, das unter einem blutgetränkten Tarn-T-Shirt verborgen war. Als Nächstes war der Mann mit dem Bauchschuss dran. Auch ins Herz.
Er stöhnte. Spürte einen Druck auf seiner Hand und lächelte. Flüsterte den Namen seiner Tochter.
Es war hell, als der Schmerz Mace erneut weckte und auch wach hielt. Er sagte: »Christa, Christa.« Presste ihren Namen durch das stechende und leidvolle Atmen hindurch heraus.
Ihr Gesicht tauchte verschwommen vor ihm auf. Hing über ihm, körperlos. Langsam konnte er klarer sehen. Ihre Wangen tränenüberströmt, eine Blutschliere auf ihrer Stirn.
Er schaffte es, »Bist du okay?« herauszubekommen.
Sie nickte.
»Du musst mir helfen«, sagte er. »Mich aufsetzen.«
Sie versuchte, ihn hochzuzerren. Aber er war zu schwer. Die Bewegung ließ ihn erneut gequält aufstöhnen. Sie weinte über die Schmerzen ihres Vaters. Zähflüssiges Blut trat aus einer Wunde.
Mace wartete mit geschlossenen Augen, bis der Schmerz wieder regelmäßiger wurde.
»Der Farmer«, murmelte er. »Tot? Seine Frau?«
Hörte ihr Flüstern: »Ja.«
Er öffnete die Augen und entdeckte die Leiche von Mr Neun-Millimeter auf dem Boden.
»Der andere hat ihn erschossen«, erklärte Christa.
»Hat er dir was getan?«
Sie schüttelte den Kopf.
Mace dämmerte wieder weg. Das Pochen in seinem Arm und seiner Brust sog den Raum um ihn in sich auf. Ein perfekter weißer Schmerz hielt ihn gefangen.
Langsam kehrte die Farbe zurück. Er sah seine Tochter. Hörte Geräusche: das Gackern von Perlhühnern. Sind nur Schussverletzungen, sagte er sich, du kannst aufstehen. Dem Blut nach zu urteilen, das sein Hemd durchtränkte und den Boden schmierig machte, hatte er viel verloren. Aber er hatte fast ganz zu bluten aufgehört. Die Wunden hatten Krusten. Doch der Schmerz ließ nicht nach. Hinderte ihn daran, sich zu bewegen. Hinderte ihn zu begreifen, dass er sich nicht bewegen konnte.
»Uhr?«, fragte er.
Christa sagte zehn.
»Okay«, erwiderte Mace heiser. Er schmeckte Blut in seinem Mund. »Such nach einem Telefon. Im Schlafzimmer. In der Küche.«
Wahrscheinlich hatten sie die Leitung durchtrennt. Aber vielleicht hatten sie sich auch gar nicht erst die Mühe gemacht.
»Hab ich schon«, erklärte sie.
»Pylon?«
Sah ihr Nicken. Wollte »Mein Mädchen« sagen, brachte es aber nicht heraus.
50
Spitz hatte alle fünf Kilometer angehalten, sobald er das Tor zur Farm hinter sich gelassen hatte. War ausgestiegen, zum Zaun gelaufen und hatte die Waffen nacheinander aufs Veld geworfen. Mal links, mal rechts. Zuerst Mangas Neun-Millimeter, dann die Ruger ohne Schalldämpfer, als Nächstes den Schalldämpfer, danach das Gewehr, das Manga mitgebracht hatte. Schließlich die Schrotflinte in einen Fluss. Die meisten Sachen würde man irgendwann finden. Eine oder zwei der Waffen landeten vielleicht bei der Polizei, aber das war eher unwahrscheinlich.
Auf der Autobahn verband er seinen iPod mit der Stereoanlage. Ließ die Stimmen der Killer-Country-Musik seine Seele umfangen.
Die richtige Art und Weise, einen Auftrag sauber zu beenden. Er zündete sich eine Menthol an. Blies eine lange Rauchfahne gegen die Windschutzscheibe. Das Blau tönte die dunkle Landschaft, die er durchquerte.
Sechs Stunden später bog Spitz auf ein altes Minengrundstück am Rand von Johannesburg ein. An den Zäunen und Toren hingen Schilder mit dem Hinweis auf Privatbesitz. Die Tore schief in den Angeln. Er fuhr an der alten Förderanlage vorbei und an den verlassenen Gebäuden um den Schacht bis zu einer Plantage mit Blauem Eukalyptus. Dort ließ er den Wagen stehen. Auch dieser würde irgendwann gefunden werden. Vorher aber hätte ihn wahrscheinlich jemand ausgeschlachtet.
Spitz ging mit seiner und Mangas Tasche davon. Schlenderte durch die Plantage bis zu einem Streifen Schilf, wo ein Bach floss, auf dessen Oberfläche ein regenbogenfarbener Ölfilm schwamm. Plastik, Blechbüchsen und zerbrochene Flaschen überall. Alte Feuerstellen, von Kreisen aus Steinen umgeben.
Er warf Mangas Kleidung am Ufer weg. Die Tasche schleuderte er ins Schilf. Dann folgte er einem Trampelpfad, der ihn durch das alte Bergbaugelände bis zu einer Teerstraße brachte. Dort wartete er auf ein Taxi. Rauchte seine Zigaretten, hörte seine Musik und fragte sich, ob er die Kratzer von seinen Budapestern wegpolieren konnte.
PROBLEME
51
Der Chirurg sagte: »Sie haben Glück, am Leben zu sein. Und Sie haben Glück, hier herauslaufen zu können. Danken Sie
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