killer country: thriller (German Edition)
dann?«
Mace zog die Augenbrauen hoch. Seine Miene: Na klar, träum weiter.
»Nein, warte. Das meine ich ernst.« Pylon schlenderte zur Couch und setzte sich Mace gegenüber. »Hör zu.« Er beugte sich vor, damit Mace ihn ansehen musste. »Es gibt einen Ausweg, langfristig betrachtet. Mach bei meinem Vorhaben an der Westküste mit. Golfanwesen bringen richtig viel Kohle.« Die Sache an der Westküste gehörte zu Pylons Risikofinanzierungen, an denen sich Mace ohnehin beteiligen wollte.
»Und wie?« Er nahm noch einen Schluck. »Womit? Woher sollen Oumou und ich das Geld dafür kriegen?«
»Von mir.« Pylon starrte ihn bedeutungsvoll an. »Das ist die Lösung für uns, Brother. Wenn du es so dringend willst, dann halt dich an der Rettungsleine fest, die ich dir gerade hinwerfe. Falls das klappt, dann können wir über einen Verkauf der Firma nachdenken. Dann können wir uns absetzen und müssen nicht mehr diesen ganzen Mist hier machen. Wir können die Cayman-Konten auflösen und richtig aus dem Vollen schöpfen. Wenn wir vorsichtig sind, erwischt uns das Finanzamt nie.«
»Und der Prozess?«
»Vergiss den Prozess. Denk positiv.«
Mace warf einen Blick aus dem Fenster auf den Berg hinaus. Das letzte Sonnenlicht des Tages erhellte die Felswände und brachte das Rot im Sandstein zum Glühen. »Wir hocken hier und kommen einfach nicht an dieses ganze verdammte Geld auf den Caymans heran. Unsere Kohle. Unsere hart verdiente Kohle.«
»Wenn das mit dem Golfanwesen klappt, lässt es sich darüber waschen, zumindest ein Teil. Dann können wir machen, was wir wollen.«
»Es frisst mich auf«, sagte Mace.
Pylon lehnte sich zurück. »Das ist eine Möglichkeit, endlich alles in Ordnung zu bringen.«
»Falls ich ins Kittchen wandere.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, du sollst den Prozess vergessen. Der Sache stellen wir uns, wenn und falls es nötig ist.«
Mace sah seinen Partner an. Unerschütterliche Überzeugung in Pylons Augen.
»Glaub mir«, sagte Pylon. »Vielleicht kommt es gar nicht so weit. Also …« Er lehnte sich wieder nach vorn. »Lass uns das erst mal beiseiteschieben, und klären wir diese andere Sache. Die mit dem Verkauf. Ich habe schon früher von dir gehört, dass du rauswillst. Vielleicht zwei- oder dreimal bisher.«
»Stimmt.« Mace nickte. »Als Christa angeschossen wurde. Nachdem dieses Arschloch diese Entführungsnummer durchgezogen hatte. Und nachdem Isabella ermordet wurde. Ich weiß, ich hab’s jedes Mal gesagt. Aber jetzt mal ehrlich: wieso nicht? Ich habe das Geld gebraucht. Ich brauche es immer noch. Ohne die Kohle stecken Oumou und ich fest.« Mace griff nach seinem Bier. »Mit dem Prozess gerate ich in verdammt große Schwierigkeiten. Das war’s dann. Für mich. Und für meine Familie.«
Sie tranken schweigend. Mace dachte: Wenn ich abhaue, wo zum Teufel sollen wir leben? In Malitia? In Oumous Wüstenheimat, wo sie sich kennengelernt hatten? Mittelalterliche Tuaregs und Ziegen. Nichts außer Saharasand und in der Ferne diesige Berge. Er würde wahnsinnig werden. Nichts zu tun. Niemand, mit dem man reden konnte. Kein Wasser, nirgendwo zu schwimmen. Und Christa war ein Mädchen aus der Stadt. Sie würde das nicht ertragen. Außerdem hatte Pylon recht. Und Pylon selbst würde auch nie von hier weggehen. Das war sein Leben. Er musste die Firma behalten, bis er die Schwarzgeldkonten waschen konnte. Nach und nach, damit niemand etwas merkte.
Mace fragte: »Was ist mit Obed Chocho? Wird er dir die Westküste vor der Nase wegschnappen?«
»Das ist echt großer Bockmist«, erwiderte Pylon. »Bereitet mir ziemliches Kopfzerbrechen. Selbst aus dem Gefängnis heraus schafft es dieser Kerl, sein Netzwerk am Laufen zu halten. Er könnte uns alles versauen.«
Maces Handy klingelte. Er zog es aus seiner Hosentasche. Hob ab.
Eine Stimme fragte in sein Ohr: »Spreche ich mit Mr Mace Bishop?«
Mace merkte, wie es ihm die Brust zusammenschnürte. Er wollte nur noch weg. Fragte: »Wer ist da?« Sah, dass Pylon aufstand und ihm zuflüsterte: »Wir reden morgen weiter.«
Mace hielt eine Hand hoch; warte. Pylon schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern quer über den Hals: »Treasure.«
Mace winkte ihn lächelnd fort und hörte die Stimme sagen: »Mein Name ist Telman Visser, Mr Bishop. Richter Telman Visser.«
Der Name sagte ihm nichts. Kein Afrikaans im Akzent. Klang nach teurer Kapstädter Privatschule, ruhig, entschlossen. Visser mit »r« und nicht dem üblichen
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