Killeralgen
leuchtete ihm ins Gesicht und machte es ihm unmöglich, durch die gesprungene Windschutzscheibe etwas zu erkennen. Austin trat erneut aufs Gaspedal, glaubte, in Richtung Ausfahrt zu rollen, doch sein Orientierungssinn war durcheinander geraten. Der Rolls verließ den festen Boden am Rand des Grabens, segelte durch die Luft und tauchte ins Wasser. Der Airbag wurde ausgelöst, und während er sich abmühte, ihn zur Seite zu schieben, konnte er spüren, wie Wasser durchs Seitenfenster strömte und über seine Beine rann. Kugeln prasselten auf das Dach des untergehenden Wagens, aber das Wasser dämpfte ihre Wirkung. Austin kauerte sich hinter das Armaturenbrett und füllte seine Lungen mit Luft. Eine Sekunde später soff der Wagen vollständig ab.
23
Der Rolls-Royce tauchte mit seiner langen Motorhaube ins Wasser wie ein U-Boot beim Schnelltauchen, und Sekunden später landete er im Morast, angesammelt im Laufe der Jahrhunderte. Austin kroch nach hinten auf den geräumigen Rücksitz, wobei er die Hände blind ausstreckte. Seine tastenden Finger trafen auf weiches Fleisch. Skye packte sein Handgelenk und zog ihn hoch in eine flache Luftblase. Er konnte ihr hektisches Atmen hören.
Er spuckte einen Mund voll fauligen Wassers aus.
»Kannst du mich hören?«
Die gegurgelte Antwort konnte nur ein Ja gewesen sein.
Das Wasser reichte bis zu seinem Kinn. Er streckte den Hals, um Mund und Nase über Wasser zu halten, und stieß schnelle Instruktionen hervor.
»Keine Panik. Bleibe bei mir. Drücke meine Hand, wenn du Luft brauchst. Verstanden?«
Ein weiteres Gurgeln.
»Jetzt nimm mal drei tiefe Atemzüge und halte beim letzten die Luft an.«
Indem sie gemeinsam hyperventilierten, füllten sie ihre Lungen bis zum Limit, als plötzlich die Luftblase verschwand.
Austin zog Skye zur Tür und stieß sie mit der Schulter auf. Er schlängelte sich hinaus und zog Skye mit sich. Das Wasser leuchtete grün von den Lichtkegeln der Taschenlampen, die über die Wasseroberfläche glitten. Er und Skye wären tot, kaum dass sie ihre Köpfe über Wasser zeigten. Er ergriff Skyes Hand und zog sie von den tanzenden Lichtkreisen weg.
Sie waren nur ein paar Yards vorangekommen, ehe Skye seine Hand drückte. Austin erwiderte den Druck und schwamm weiter.
Skye quetschte seine Finger abermals. Sie hatte keine Luft mehr.
Austin stieg nach oben und steuerte auf einen dunklen Fleck zu.
Er legte den Kopf schief, als er aus dem Wasser auftauchte, achtete darauf, dass nur ein Ohr und ein Auge über die Oberfläche ragten. Marcel und seine Männer feuerten auf die Luftblasen, die von dem untergegangenen Fahrzeug hochstiegen.
Er zerrte Skye neben sich, und sie pfiff wie eine defekte Lenzpumpe. Austin ließ ihr einen kurzen Moment Zeit, um ihre Lungen zu füllen, und zog sie wieder nach unten.
Indem sie abwechselnd schwammen und auftauchten, hatten sie einige Entfernung zwischen sich und die Verfolger gebracht, doch Marcel und seine Männer begannen die Suche auszuweiten.
Lichter wanderten am Rand des Grabens entlang, und Licht-strahlen tasteten das Wasser ab. Austin schwamm näher an die Schlossmauer heran. Sein linker Arm war ausgestreckt, und er nutzte die glitschigen Steine des Fundaments als Orientierungshilfen. Sie umkreisten schwimmend einen der Stützpfeiler, der aus den Befestigungen des Schlosses herausragte und sich im Schatten eines riesigen Steinknies verbarg.
»Wie viel länger?«, fragte Skye, die kaum fähig war, die Worte hervorzubringen.
»Noch ein einziger Tauchgang. Wir müssen aus dem Graben raus.«
Skye fluchte auf Französisch. Dann tauchten sie abermals, schwammen rüber zur anderen Seite und kamen unter einem Gebüsch hoch, das über das Ufer herabhing.
Austin ließ Skyes Handgelenk los, griff nach oben und packte mehrere Äste. Indem er seine Zehen in die Fugen zwischen den Steinblöcken schob, die den Graben säumten, zog er sich hoch wie ein Kletterer, der eine Felswand überwindet. Dann schob er sich im Schildkrötengang auf dem Bauch zum Rand und streckte die Arme nach unten. Während er Skye auf festen, trockenen Grund zog, erstrahlte das Gebüsch in grellem Licht.
Sie rollten sich in den Schatten, aber es war zu spät. Ein Chor lauter Rufe ertönte, während Marcels Männer sich in einer Zangenbewegung von beiden Seiten näherten. Aus Angst, sich gegenseitig durch Kugeln zu verletzen, hatten sie ihr Feuer eingestellt. Der einzige Fluchtweg führte in die Wälder, die das Schloss umgaben.
Austin steuerte auf
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