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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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fünfzehn Meilen Tunnel suchen.«
    »Das kann Stunden dauern, und wenn wir uns verirren, sogar noch länger.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Austin, als ihm etwas einfiel, das Lessard über Dr. LeBlanc gesagt hatte.
    Er ließ sich das Schema ausdrucken und warf einen letzten traurigen Blick auf Lessards sterbliche Hülle, dann verließen er und Zavala den Kontrollraum. Sekunden später standen sie auf der Aussichtsplattform, wo Lessard Austin die Kraft des Schmelzwassers demonstriert hatte, das vom Gletscher abfloss.
    Der schäumende Strom, der Austin lebhaft an die Stromschnellen des Colorado erinnert hatte, war im Augenblick nicht mehr als ein harmloser Bach, kaum zwei Meter breit und höchstens einen halben Meter tief.
    Zufrieden, dass der Tunnel so gut wie trocken war, kehrten er und Zavala in die Halle zurück und verließen das Elektrizitätswerk. Sie gingen ungefähr zweihundert Meter vom Eingang des Kraftwerks zu einer Garage aus Stahlblechplatten, die dicht an der Felswand aufgestellt worden war. Die Garage beherbergte zwei Fahrzeuge: den Lieferwagen, der Austin bei seinem ersten Besuch im Elektrizitätswerk abgeholt hatte, und, unter einer Plastikplane, Dr. LeBlancs geliebten Citroën 2CV.
    Austin zog die Plane herunter. »Das ist Fifi«, stellte er vor.
    »Fifi?«
    »Der Wagen gehört einem der Gletscherexperten. Er liebt die Nuckelpinne.«
    »Ich habe schon schönere Frauen gesehen«, sagte Zavala, »aber ich habe auch schon immer darauf bestanden, dass eigentlich nur die Persönlichkeit zählt.«
    Mit seinem steilen Heck und der gewölbten Motorhaube war der zähe kleine Citroën 2CV eines der originellsten Automobile, die je produziert wurden. Der Designer des Fahrzeugs hatte erklärt, er wolle einen Wagen konstruieren, der einen gepflügten Acker überqueren kann, ohne dass rohe Eier in einem Korb auf dem Sitz dabei zu Bruch gehen. Fifi hatte schon einige Meilen auf dem Buckel. Die hinteren halbmondförmigen Radkästen waren verbeult, und der verblichene rote Lack war fast rosa und von Sand und Geröll zerkratzt. Dennoch umgab das Fahrzeug die kapriziöse Aura einer Frau, die niemals eine Schönheit gewesen war, sich jedoch ihrer überdurchschnittlichen Fähigkeiten bewusst war, das Leben mit all seinen Wechselfällen bestens zu meistern.
    Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Sie stiegen ein und starteten problemlos. Dann fuhren er und Zavala über eine Schotterstraße, die am Fuß der Felswand entlangführte, bis sie zu einem hohen doppelflügeligen Tor gelangten. Austin zog den Lageplan zu Rate und sah, dass sie sich an einer Stelle befanden, die mit
Porte de Sillon
bezeichnet war. Er war sich der genauen Übersetzung dieses Namens nicht ganz sicher, doch ihm leuchtete ein, dass die mächtigen Gesteinsbohrmaschinen, die das Tunnelsystem aus dem Fels geschnitten hatten, irgendwo in den Berg hatten hinein- und wieder hinausgelangen müssen.
    Die Torflügel waren aus massivem Stahl gefertigt, doch sie waren perfekt ausbalanciert und ließen sich mit einem Minimalaufwand an Kraft öffnen. Austin lenkte Fifi durch die Öffnung in den Tunnel, wo das Winseln des kleinen Automotors von den Wänden und der Decke widerhallte. Der Tunnel führte am Turbinensaal vorbei und ermöglichte den Zugang zum Hauptsystem. Hätten sie die Karte nicht gehabt, wären sie in dem Gewirr von miteinander verbundenen und sich kreuzenden Tunnels hoffnungslos in die Irre geraten. Zavala spielte auf dem Beifahrersitz den Navigator, während Austin mit Bleifuß und gewagten Lenkmanövern den Felskorridoren folgte. Etwa eine Viertelstunde nachdem sie ins Tunnelsystem eingedrungen waren, wies Zavala seinen Freund an, an der nächsten Kreuzung nach links abzubiegen.
    »Wir befinden uns dicht vor dem Observationstunnel«, sagte er.
    »Wie weit ist es noch?«
    »Ungefähr eine halbe Meile.«
    »Ich glaube, wir sollten Fifi lieber hier stehen lassen und zu Fuß weitergehen.«
    Wie im gesamten System verfügte auch dieser Tunnel über eine Kette von Lampen an der Decke. Zahlreiche Glühbirnen waren längst durchgebrannt und nicht ersetzt worden. Die unvollständige Beleuchtung intensivierte die Schwärze der nicht beleuchteten Abschnitte zwischen den fahlen Lichtkegeln.
    Hinzu kam, dass die nassen Felswände eine feuchte Kälte verströmten, die in ihren ungeschützten Gesichtern ein taubes Gefühl erzeugte. Gleichzeitig versuchte die Kälte durch den Halsausschnitt der Daunenjacken, die sie im Mannschaftsquartier gefunden hatten,

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