Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
Vom Netzwerk:
Glock rattert los wie ein ganzes Presswerk. Ich habe den Sicherungshebel noch auf dem Boden auf Automatik gestellt. Genau für solche Gelegenheiten sind diese Breitseiten gedacht: Meine Garbe lässt hinter dem Mann Glasscheiben zersplittern, dann wird er herumgerissen. Ob er selbst noch geschossen hat oder nicht, kann ich nicht erkennen. Getroffen hat er jedenfalls nicht. Ich spurte los.
    Das ganze »Fisketorvet« vibriert vor blanker Hysterie. Wie eine kopflose Herde Schafe strömen halb weggetretene Shopper und Gäste in Richtung Haupteingang. Ich verberge die Pistole unter meiner Schürze und renne mit, schließe mich an.
    Vorbei an einem jungen Mann, der sich stöhnend am Boden krümmt und eine blutverschmierte Hand um den Oberarm gekrallt hat. Weiter hinten sitzt ein Opa auf einer Bank, starrt mit geweiteten Augen geradeaus und schnappt nach Luft. Ich hoffe, sein Herz hält das alles aus. Eine dicke Frau rennt mit vollem Tempo gegen eine Glasscheibe und schlägt zu Boden wie ein Boxer nach einem wuchtigen Kinnhaken. Kinder kreischen, ein Hund bellt heiser, eine unverständliche Lautsprecherdurchsage wabert durch die Luft.
    Tut mir echt leid, Leute!, denke ich seltsam heiter. War keine Absicht, ehrlich! Ich schicke euch allen eine Genesungskarte, in Ordnung?
    Das Gewicht der zusätzlichen Schuld, die ich gerade auf mich lade, gesellt sich zu den bereits vorhandenen Tonnen.
    Die linke Doppeltür ist blockiert. Irgendjemand ist gestolpert und hingefallen, das Knäuel aus buntbekleideten Körpern zwingt alle anderen zu wilden Sprüngen oder weiten Ausweichbögen. Ich werfe mich ungebremst gegen die Traube im rechten Ausgang. Ein Augenblick der qualvollen Enge, ein Ellenbogen in meiner rechten Brust – glücklicherweise gepolstert – dann bin ich durch. Die Sommersonne begrüßt mich, blass hinter hohen Wolkenschleiern.
    Menschen rennen auch hier in alle Richtungen, rufen, schauen sich suchend um, winken. Vor dem Kaufhaus warten einige Taxis, die Inhaber stehen aufgereiht wie die Zinnsoldaten neben ihren offenen Fahrertüren und glotzen auf die Stampede, die ihnen aus dem Gebäude entgegenkommt. Ich bezweifle, dass einer davon ein Taxi nehmen wird.
    Ich dagegen schon.
    Das vorderste ist ein Ford Mondeo. Warum kann es kein Mercedes sein?, denke ich und hetze in seine Richtung. Gerade als ich ihn erreicht habe und meine leergeschossene Pistole ziehe, um den Fahrer von einem Neuarrangement der Besitzverhältnisse zu überzeugen, da schlägt etwas Kleines und sehr Schnelles mit einem hohlen »Plonk« neben mir in den Kotflügel.
    Das kam von links! Ich schlage einen Haken und husche zwischen den Taxis durch, versuche meinen Gegner zu erspähen. Links ist die Kaimauer und das Wasser. Wo zum Teufel ...?
    Autoscheiben zerbersten hinter mir. Runter, weiter! Ausgerechnet jetzt beginnen die Glassplitter in meiner Seite höllisch wehzutun. Ich keuche trocken, versuche in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen und muss mir eingestehen, dass mein Armageddon-Modus abgelaufen ist. Ab jetzt ist alles blinde Improvisation.
    Ein Reisebus. Knallige orangerote Aufschrift auf weißem Lack. Ich will an seiner Front vorbei und mich auf der anderen Seite in seinem Schutz über die Straße mogeln. Da taucht dort ein dunkelblaues Fahrzeug auf. Reflexhaft schlage ich die andere Richtung ein, an seiner Seite entlang nach hinten.
    Fehler!, kreischt der Tausendfüßler und beißt mich von innen in den Magen. Ich renne weiter.
    Ein Ruf hinter mir. Der Blick über die Schulter zeigt zwei Gestalten, die über ein Taxi flanken, keine fünf Meter vom Bus entfernt. Ich werde nie das Heck erreichen, bevor sie auf mich angelegt haben.
    Ein roter Lieferwagen schießt rückwärts hinter dem Bus hervor und bremst hart, die Seitentür fliegt auf, genau vor mir. Dahinter ein Umriss. Ich sehe die Waffe nicht, die auf mich zeigt, aber ich weiß, wie eine Kampfhaltung aussieht. Ich weiß auch, dass es hoffnungslos ist, wenn ich mich nach vorn werfe, dass ich es niemals schaffe, mich unter den Bus zu rollen, dass ich damit viel zu lange wie auf dem Präsentierteller vor dem Schützen liege.
    Ich tue es dennoch. Mir fällt nichts anderes mehr ein.
    Weiße Blitze erhellen das Innere des Lieferwagens. Die Blitze fahren nicht herab zu mir. Sie deuten streng horizontal dorthin, wo ich gerade herkomme. Alarmierte Schreie aus dieser Richtung.
    »Komm schon!«, schreit jemand. Ich rapple mich auf und werde hart am Arm gepackt und mit so viel Kraft in den Wagen gezerrt,

Weitere Kostenlose Bücher