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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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mich wirklich mag oder ob ich einfach eine nützliche Mitarbeiterin bin und das ihre Form der Personalführung ist. Jedenfalls habe ich ihr einiges zu verdanken, und ich spüre echte Zuneigung für sie.
    Es gibt nicht viele Frauen in meinem Leben, für die das zutrifft. Klar, ich habe meine Mutter geliebt, als ich klein war, so wie jedes Kind empfindet. Aber sie hat es geschafft, mir das sehr gründlich auszutreiben. Übrig geblieben sind nur Wut, Verachtung und ein wenig Trauer. Für ihr kurzes, verpfuschtes Leben, dem missglückten Absprung aus der großbürgerlichen Familie, hinein in ein Späthippie-Leben ohne Ziele, ohne Verantwortung und ohne Zukunft, dafür mit einem prügelnden Junkie als Mann, zwei Bälgern von anderen Vätern und einem Ozean von Likör und Drogen.
    Später, im Heim, da habe ich zu einer Lehrerin aufgeblickt. Mrs Graham war gütig, gerecht und hat sich wirklich um uns verlorene Seelen gekümmert. Aber sie hat immer nur voll Kummer den Kopf geschüttelt, wenn sie wieder einmal von meinen Eskapaden und meinem nächsten Rutscher auf der abschüssigen Ebene erfahren hatte, auf der ich mich da schon befand. Sie hatte nicht die Kraft, mich zurückzuhalten.
    Dann kam Antonia. Meine Ziehmutter als Killerin. Ich bin ihr Geschöpf, und ich bin dankbar für das Leben, das sie mir gab.
    Und jetzt muss ich sie töten.
    Kapitel 16
    Freitag, 29.08.08, 11:59 Uhr
    »Guten Morgen, Madam. Was hätten Sie gern?«
    Antonia, deren Blick bisher auf den Eingang gerichtet war, sieht zu mir auf, als ich plötzlich neben ihr stehe. Natürlich erkennt sie mich sofort. Erstarrt.
    Das liegt zum einen an der Überraschung. Ich bin einfach durch ihr Sicherheitsnetz spaziert. Sie kennt mich noch von früher und weiß, dass ich gut bin. Aber das hat sie sicher nicht erwartet.
    Und das liegt zum anderen an der Glock in meiner Hand. Sie ist verdeckt von einem lässig geschwungenen weißen Serviertuch und von einem kleinen Tablett. Niemand sieht etwas davon, nur Antonia die Mündung. Sie ist geradewegs auf ihr Herz gerichtet.
    »Jana!« Sie nickt mir neutral zu. Auch in ihrem Ohr steckt ein unauffälliger Stöpsel »Schön, dich wiederzusehen.« Sie spricht Englisch, nur der harte Akzent verrät ihre Herkunft.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass ihre zwei Gorillas herumfahren, ihre Hände verschwinden im Jackett. Ebenso bei einem dritten Typ weiter hinten, der einen unauffälligen Trenchcoat anhat. Aha! Eine zweite Sicherung, die mir bislang entgangen war. Ich unterdrücke den Gedanken, was passiert wäre, wenn er sich nicht verraten hätte, für Zweifel habe ich jetzt keine Zeit! Bei Bren habe ich mit einem Tiger gespielt. Das hier ist ein Nest von Klapperschlangen.
    »Bitte schalt es aus«, sage ich zu ihr. »Wir müssen reden, und das geht niemand sonst etwas an.«
    Sie rührt sich nicht. Sieht mich nur an. Testet mich.
    »Bitte!«
    Keine Reaktion. Ich seufze.
    »Gut, dann sage ich es eben allen. Ihr seid aufgeflogen. Ihr habt einen Verräter in der Organisation. Und ich weiß sogar, wer es ist.«
    Zum ersten Mal lese ich leichte Verunsicherung in Antonias hellbraunen Augen. Dann greift sie ganz langsam an ihr Ohr und stößt einen Schwall Russisch aus. Ihre Guards werden später etwas zu hören bekommen, hat sie ihnen wohl angekündigt.
    Sie fummelt ein wenig herum und wirft den Stöpsel dann achtlos zu Boden. Ihre drei Leute versuchen vergebens, ihre Verärgerung zu verbergen und wieder mit dem Hintergrund zu verschwimmen.
    Antonia blickt kurz auf die kleine Handtasche, die genau vor ihr auf dem Tisch liegt, keine zwanzig Zentimeter von ihrer Hand entfernt. Ich weiß, dass darin eine kleine Pistole ist, eine Spezialanfertigung von Tokarow. Sie weiß, dass ich es weiß. Ihre Hand wird sich nicht rühren.
    »Wer ist es?«, will sie wissen.
    »Ich.«
    Damit lege ich mit der freien Hand die Matrjoschka vor sie hin. Das fröhliche Grünrot der stilisierten Bauerntracht hebt sich scharf vom weißen Tischtuch ab. Antonia blickt darauf, rührt sie aber nicht an. Sieht mich wieder an.
    »Das ist dein Geschenk an mich, damals nach der Ausbildung. Ich muss es dir leider zurückgeben«, sage ich mit ernster Stimme. Ich balanciere über ein dünnes Seil. Unter mir hundert Meter freier Fall und ein Betonboden. Alles hängt jetzt von Antonias Reaktion ab.
    Eine leichte Veränderung in den Fältchen ihrer Augenwinkel. Sie weiß noch, dass sie mir nach der Ausbildung keine Puppe, sondern ein Kätzchen geschenkt hat. Das Kätzchen ist

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