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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Quälende Fragen, die aufwühlen und die Leidtragenden ratlos machen. Und deshalb stecken die Eltern auch Jahre später nicht auf, sie wollen Antworten und endlich mit dem Tod des Sohnes abschließen.
    »Natürlich hat mich die Sache nicht losgelassen. Manchmal war ich so in Gedanken, dass ich um mich herum nichts mehr mitbekommen habe. Es gab in dieser Zeit aber auch Phasen, in denen es mir gelungen ist, mich total auszuklinken; wo ich keinen Ermittlungsansatz mehr gesehen habe, wo ich mir sagen musste: Jetzt musst du dich damit abfinden, dass die Sache nicht aufgeklärt wird.«
    Bei ihren weiteren Untersuchungen stellen die Fallanalytiker eine bemerkenswerte Veränderung im Tatverhalten des Serienmörders fest. Denn ab dem Jahr 1994 tat er etwas, das er zuvor nicht getan hatte: Er drang jetzt sogar in Wohnungen ein, um sich der Opfer dort zu bemächtigen.
    »Es war so, dass mein Vater im Bett war und schlief«, schilderte ein 12-Jähriger den Ablauf eines solchen Falls der Kripo. »Ich lag in meinem Bett, meine Mutter hatte Nachtdienst. Es muss so gegen 1 Uhr gewesen sein, da bin ich aufgewacht, weil ich zwischen den Beinen gestreichelt wurde. Als ich mich bewegt habe, wurde mir sofort eine Hand auf den Mund gelegt und eine Pistole vor die Augen gehalten, und der Mann hat gefragt, ob ich weiß, was das ist. Ich hab das natürlich erkannt.
    Dann hat er gesagt, ich soll mich gefälligst nicht bewegen. Und mir erklärt, was er machen würde. Dann hat er mir die Schlafanzughose ausgezogen und angefangen, mich wieder zu streicheln. Das ging dann weiter mit Glied-in-den-Mund-Nehmen, Finger-in-den-Mund-Stecken, auch Finger in den Po. Das ging etwa eine Viertelstunde lang so. Nach einiger Zeit hat er mich gefragt, weil ich keinen Steifen bekam, ob mit mir alles in Ordnung ist. Da hab ich zum Glück gesagt: ›Nein, ist es nicht.‹ Und darauf hat er gesagt: ›Okay, leg dich auf den Bauch und zähl bis hundert. Du brauchst keine Angst zu haben, ich komme nicht wieder. Wenn du bis hundert gezählt hast, kannst du zu deinen Eltern gehen.‹ Und dann ist er gegangen.«
    Dass man es mit einem Pädophilen zu tun hat, dessen pathologische Phantasien einen bestimmten Tatablauf vorgeben, ergibt sich auch aus der Aussage eines 8-jährigen Jungen, der in der elterlichen Wohnung missbraucht wurde. Der Junge berichtete den Ermittlern, er habe sich erst nackt ausziehen, vor einer Treppe posieren und ein Führgeschirr für Kleinkinder anlegen müssen, das an der Wand gehangen habe – daraufhin sei er fotografiert worden. Bevor er gegangen sei, habe der Täter ihm noch mit dem Tod gedroht, sollte er die Sache seinen Eltern erzählen.
    Obwohl alle kriminalistischen Register gezogen worden sind, ist es bisher nicht gelungen, den Autor des anonymen Briefs zu identifizieren, der vor sieben Monaten in Lübeck aufgegeben und der Soko zugestellt wurde. Deshalb gehen die Ermittler nun an die Öffentlichkeit und stellen am 5. April 2002 in »Aktenzeichen XY ungelöst« neben den Mordfällen auch das Schreiben vor. Zehn Mitglieder der Soko »Kevin« sitzen währenddessen im Hauptquartier in Garlstedt an Telefonen, nehmen Hinweise auf und stehen für Soforteinsätze zur Verfügung. Notfalls kann die gesamte vierzigköpfige Kommission alarmiert werden.
    Am Abend der Sendung und in den Tagen danach gehen etwa fünfzig Hinweise ein, die Hälfte zu dem anonymen Brief. Die übrigen Anrufe beziehen sich auf den noch fehlenden Schlafanzug des Jungen und Personen, die verdächtig erscheinen. Der Gesamtspurenbestand der Soko erhöht sich somit auf mehr als 1800. Doch auch in den folgenden Monaten enden die europaweit geführten Ermittlungen stets in einer Sackgasse.
    Mitte April 2004. Auf dem Hof der Schule Jaques-Ganne in Orval, einer kleinen französischen Gemeinde in der Region Basse-Normandie, gehen die Schülerinnen und Schüler lärmend ihren Pausenspielen nach. Alles scheint so zu sein wie immer. Doch der Schein trügt. Denn seit dem 7. April fehlt ein Junge: Adrien Mouton. Den Namen des 11-Jährigen und sein Gesicht kennt mittlerweile ganz Frankreich.
    Adrien verschwand am 6. April aus einem Schullandheim in Saint-Brevin-les-Pins, einer kleinen Gemeinde an der Mündung der Loire in den Atlantik. Der Junge teilte sich mit fünf anderen Schulkameraden ein Zimmer. Nach einer Party, die seine Betreuer initiiert hatten, legte Adrien sich wie die anderen Jungen gegen 23 Uhr schlafen, doch am nächsten Morgen war sein Bett leer, nur seine Kleidung und

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