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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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komisch, so ein Verlangen. Im Gegensatz zu einem guten Essen oder sogar Sex– bei beiden war man für eine gewisse Zeit zufriedengestellt– war ein guter, ausgedehnter Mord eher so etwas wie eine Droge. Obwohl man es eben gerade erst gehabt hatte, wollte man mehr, mehr, mehr. Einen kräftigeren Rausch, einen länger anhaltenden Kick. Die Party sollte einfach nie aufhören.
    Die Sonne spiegelte sich auf den Chromteilen und der Windschutzscheibe des sich nähernden Autos, das noch immer knapp einen Kilometer entfernt war.
    Er warf erneut einen Blick in den Spiegel– ein paar Kratzer im Gesicht vom Gast der vergangenen Nacht, aber nichts, was zu…
    Scheiße.
    Er senkte den Blick.
    Er hatte vergessen, sich umzuziehen, und sein T-Shirt stank bestialisch und war voller altem Blut. Der Geruch war nicht der von normalem Schweiß.
    Das Hemd stank nach Tod.
    Der süße, verwesende Gestank von Blut, das einen ganzen Tag lang einer Hitze von über vierzig Grad ausgesetzt war.
    Die fünf Kilometer von der Hütte bis hierher hatte er bereits hinter sich. Jetzt überlegte er allerdings, ob er doch noch zurückfahren sollte, um sich frische Kleider zu holen. Was er gerade nicht brauchen konnte, war, sich derart zu offenbaren, derart nach Verwesung zu stinken. Mann, das konnte er im Augenblick so gut gebrauchen wie einen Tritt in die Eier…
    Aber der Fahrer musste ihn bereits gesehen haben– oder zumindest die Staubwolke seines Wagens.
    Vielleicht würde er ihm zur Hütte folgen, und das wäre eine Katastrophe.
    Verdammt.
    Er zog sein T-Shirt über den Kopf und warf es auf die Rückbank.
    Er stank noch immer, aber das war nur noch guter, alter Schweiß.
    Und das war noch lange kein Verbrechen.
    Als Donaldson das sich nähernde Auto sah, nahm er den Fuß vom Gas und hielt an, um zu überlegen.
    Wenn es eine Frau ist, werde ich sie mir vielleicht schnappen.
    In Wahrheit müsste er sie sich aber gar nicht schnappen und irgendwohin schleppen. Er könnte es hier vor Ort tun, hier draußen im Freien, unter dem blauen Himmelszelt– genau wie in dem neuen Song von Tom Petty. Niemand würde ihre Schreie hören, bis auf ihn selbst– und vielleicht die Kakteen.
    Donaldson dachte über die Werkzeugkiste im Kofferraum nach. Und die Polaroidkamera. Man sagte doch, dass die letzten Tagesstunden das beste Licht fürs Fotografieren bieten.
    Donaldson hatte Blut noch nie in der Abenddämmerung abgelichtet.
    Okay, wenn es eine Frau ist, gehört sie mir.
    Oder ein Mann– wenn er gut aussieht.
    Donaldson zappelte im Fahrersitz hin und her und beobachtete das immer näher kommende Auto.
    Scheiße, solange es menschlich ist und einen Puls hat, werde ich es drauf ankommen lassen.
    Er stellte den Motor ab, stieg aus dem Wagen in die sengende Hitze der Wüste und tastete mit der Hand nach seiner Hosentasche. Er wollte sichergehen, dass er sein Messer dabeihatte.
    Ein rostiger brauner Buick raste auf ihn zu und federte auf dem Schotterweg auf und ab.
    Der Wagen kam immer näher und näher, und für einen Augenblick glaubte Donaldson, dass er nicht anhalten würde, aber dann hörte er, wie die Reifen blockierten.
    Der Buick kam keine fünf Meter vor der Stoßstange von Donaldsons Auto schlitternd zum Stehen.
    Der Motor wurde ausgeschaltet, und eine Staubwolke fegte über den Wagen hinweg.
    Donaldson musste husten, seine Augen brannten, und für eine Weile war er wie geblendet.
    Eine Tür wurde geöffnet und dann wieder ins Schloss geworfen.
    Schritte auf dem Schotter.
    Das Erste, was Donaldson zu Augen bekam, waren staubige Schlangenlederstiefel, gefolgt von abgetragenen Jeans.
    Der Kunde trat ihm mit freiem Oberkörper entgegen. Er war braun gebrannt.
    Ende zwanzig.
    Muskulös und schlank.
    Ein wohlproportioniertes Gesicht, gekrönt von einer kurzen, braunen Haarpracht mit Stirnfransen, die ihm in die Augen hingen.
    Lecker, dachte Donaldson.
    Aber gleichzeitig hatte dieser Typ etwas, das ihm gar nicht gefiel.
    Er sah etwas in den durchdringenden blauen Augen, das ihm wohlvertraut war. Sie schnellten von hier nach da, fokussierten erst Donaldson, dann etwas in der Ferne, dann das Auto, die Straße, zurück zu ihm. Diesmal nahm er Donaldsons ganze Erscheinung in sich auf, von Kopf bis Fuß. Donaldson verspürte, dass alles scharf abgewägt wurde – sowohl er als auch die gesamte Situation. Er erkannte es, weil er selbst das Gleiche tat. Der Mann war allein, sein Auto leer. Keine weiteren Staubwolken auf der Straße hinter ihm. Er trug keine Waffe oder

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