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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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Typ war jung– er konnte kaum einen Tag über dreißig sein–, kleidete sich aber wie ein alter Kauz in einem beigen Wollanzug mit roter Fliege und grünen Hosenträgern. Parker hatte in seinem ganzen Leben wahrscheinlich noch keinen Spaß gehabt.
    » Mr. Kite? Oho! Sind Sie überhaupt anwesend? Es tut mir aufrichtig leid, Sie aus Ihrem Schönheitsschlaf gerissen zu haben, aber es scheint ganz so, als ob hier gerade eine Vorlesung stattfindet.«
    Luther räusperte sich, setzte sich auf und spürte, wie er rot anlief.
    » Verzeihung.«
    » Würde es Ihnen etwas ausmachen, meine Frage zu beantworten?«
    » Könnten Sie sie vielleicht wiederholen?«
    Professor Parker lächelte. » Aber selbstverständlich. Nichts lieber als das. Können Sie mir bitte den Zweck oder das Ziel, wenn Ihnen das lieber ist, der Inquisition erläutern?«
    Luther hatte kein Wort von dem gelesen, was auf der Liste für diese Vorlesung stand. Verdammt, er hatte das Buch, für das er beziehungsweise seine Eltern hundertzwanzig Dollar im Uni-Buchladen gelöhnt hatten, noch nicht einmal ausgepackt. Eigentlich wollte er nie auf dieses dämliche College in Vermont gehen, aber sein Vater hatte darauf bestanden, und jetzt, nach nur einem halben Semester, rasselte er bereits durch jedes einzelne Fach.
    » Zweck?«, wiederholte Luther.
    Parker lächelte. » Genau, den Zweck.«
    » Äh…«
    » Haben Sie die Lektüre genossen?«
    » Nicht wirklich.«
    » Nicht wirklich. Fantastisch. Würden Sie es vielleicht vorziehen, wenn ich die Frage für Sie beantworte?«
    » Aber sicher doch, das wäre sehr nett.«
    Gelächter machte sich im Vorlesungsraum breit. War er so witzig gewesen? Er hatte nicht versucht, lustig zu sein. Er war sich so gut wie sicher, noch nie jemanden zum Lachen gebracht zu haben– in seinem ganzen Leben noch nicht. Er wollte einfach, dass das hier vorbei war, und zwar je schneller, desto besser.
    Er mochte es gar nicht, wie Parker ihn vom anderen Ende des Raums anstarrte. Luther hatte jeden einzelnen Professor während seiner nicht gerade überzeugenden zwei Monate am Woodside College enttäuscht. Er wusste, dass sie ihn hassten, ihn aus ihren Vorlesungen haben wollten, aber noch nie hatte man ihn so angestarrt. Vielleicht ging es bloß auf seine blühende Fantasie zurück, aber ihm war, als ob Parker ihm etwas anhaben wollte.
    » Das Ziel der Inquisition war, Mr. Kite«, ergoss sich Parker und stellte sich wieder hinter dem Rednerpult auf, ehe er seine randlose Brille zurechtrückte, » Ketzerei zu bekämpfen, und als solches konnte die Kirche lediglich über diejenigen Recht sprechen, die getaufte Kirchenmitglieder waren. Vielleicht könnte man Mr. Kite jetzt eine Steilvorlage zutrauen– Mr. Kite?«
    » Ja?«
    » Wie hat die Inquisition Ketzer untersucht, vernommen und bestraft?«
    » Äh… Folter?«
    » Sehr gut, Mr. Kite. Wirklich beeindruckend. Genau, die Inquisition ist wahrscheinlich vor allem für ihren Sadismus und ihre unnachgiebige Brutalität berühmt. Nicht umsonst haben wir ihr die Mundbirne, die Garotte, die Spanische Spinne, das Rädern, den Spanischen Stiefel, die sogenannte Ketzergabel, die Beinschraube, den Eisenkäfig, den Kopfbrecher, die Judaswiege und auch die Eiserne Jungfrau zu verdanken. Und natürlich darf man das feinst ausgeklügelte Werkzeug nicht vergessen, mit dem man durch Schmerzzufügung aufschlussreiche, falsche Geständnisse zur sogenannten Wahrheitsfindung erfolterte: die Streckbank.«
    Luther saß weiterhin gerade auf seinem Stuhl.
    Ein Schwachkopf, der einige Reihen vor Luther saß, hob seinen muskulösen Arm.
    Parker wendete sich ihm zu.
    » Ist die Streckbank das Ding, an dem man draußen aufgehängt und den Krähen überlassen wird?«
    » Nein, nicht einmal annähernd.«
    Parker nahm seine Brille ab und lächelte die Studenten an.
    » Die Streckbank…« Er hielt inne. » Ist irgendjemand vielleicht schreckhaft hier?«
    Luther blickte sich um. Niemand hob den Arm, aber er glaubte gesehen zu haben, dass einige Mädchen leicht unruhig auf ihren Stühlen hin und her rutschten.
    » Niemand?«, fragte Parker. » Sehr gut. Nun, die Streckbank… Sie bestand aus einem hölzernen Rahmen mit Walzen an den Enden, einem Balken, an den die Füße, und einem anderen, an den die Hände gebunden wurden. Die Körperglieder des Ketzers wurden nach und nach gestreckt, indem man an den Walzen drehte, welche die an Ketten angebrachten Balken auseinanderzogen. Der durch Auskugelung der Gelenke verursachte Schmerz

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