Killers: Roman (German Edition)
Zufall.«
» In der Tat«, erwiderte Mr.K. » Hoffe, Sie gehen sämtlichen Schwierigkeiten aus dem Weg?«
» Quatsch, ich doch nicht.«
Mr.K zuckte mit den Achseln. Er erinnerte sich an Donaldson, hatte ihn vor einigen Jahren mal als Tramper mitgenommen. Schon damals hatte er ihn nicht leiden können und war auch jetzt nicht in der Laune, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
» Sind das alles Messer?« Mr.K und Donaldson drehten sich um und blickten auf eine junge Frau, klein und dünn mit einem wunderschönen Gesicht. Mr.K schätzte sie um die zwanzig, aber ihre blonden Zöpfe ließen sie jünger erscheinen– wie ihre pinken Schuhe, die scheinbar aus Schaum gemacht waren.
» Ja, Kleine. Das hier ist ein Verkaufsstand für Messer«, gab Mr.K zum Besten. » Das sind lustige Schuhe, die du da trägst.«
» Die heißen Crocs. Brandneu. Ich habe mir gleich eines der ersten Paare geschnappt.« Sie lächelte ihn an, ein bezauberndes Lächeln. » Haben Sie ein Auto? Ich muss nach Chicago und suche jemanden, der mich mitnehmen kann.«
» Tut mir leid«, bedauerte Mr.K. Das Mädchen hatte irgendwas Unergründbares, Merkwürdiges an sich. Aber seit er damals vor vielen Jahren Donaldson mitgenommen hatte, hatte er es sich zur Regel gemacht, niemanden mehr in sein Auto zu lassen.
» Ich habe ein Auto«, offerierte Donaldson.
Die junge Frau warf ihm einen abschätzigen Blick zu und schnitt eine Grimasse. » Toll«, spottete sie und verschwand dann mit ihrem Gitarrenkoffer in der Hand in der Menge.
Mr.K verkniff sich ein Lächeln. Plötzlich erschien Morrell wieder und hielt ein Polierleder in den Händen, das er auf den Tisch legte, um den Inhalt dann vorsichtig auszuwickeln.
Auf den ersten Blick sah man lediglich einen Griff ohne Klinge. Aber wenn man genauer hinschaute, glich das Ganze eher einem Eispickel.
Aber das war kein gewöhnlicher Eispickel, denn er besaß eine messerscharfe Klinge, die nicht dicker war als ein Blatt Papier.
» Darf ich?«, fragte Mr.K.
» Ich bitte darum.«
Er nahm die Sonderanfertigung in die Hände und bewunderte die Kunstfertigkeit. Wenn man das Messer ein wenig drehte, glänzte die Klinge unter den Lampen des Verkaufsstands; wenn man es aber gerade hielt, wurde sie so gut wie unsichtbar.
» Das ist die schärfste Klinge, die ich je gearbeitet habe«, erklärte Morrell, und man konnte den Stolz in seiner Stimme hören. » Damit könnte man die Flügel einer heranfliegenden Mücke abschneiden.«
» Sie leisten wirklich hervorragende Arbeit«, hauchte Mr.K.
» Seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie es schärfen. Ziehen Sie die Klinge an dem feinkörnigsten Streichriemen ab, den Sie kriegen. Wenn Sie darauf achten, wird das Messer Ihnen über viele Jahre hinweg Freude bringen.«
» Genau das ist meine Absicht.«
» Darf ich auch mal sehen?«, mischte Donaldson sich ein.
» Tut mir leid, aber ich muss los.« Mr.K legte das Messer wieder auf das Polierleder und wickelte es ein, ehe er es in der Innentasche seines Jacketts verschwinden ließ. » Schön, Sie wieder einmal getroffen zu haben, Donaldson.«
Er verließ den Stand, ohne eine Antwort zu erhalten. Stattdessen begann der dicke Mann Morrell darauf zu drängen, ihm jetzt ein ebensolches Messer anzufertigen.
Mr.K hatte nicht gelogen. Er hatte einen Termin.
Porter’s Guns and Ammo.
Einer der äußerst bösartigen Arbeitgeber von Mr.K hatte ihn gebeten, Mr. Porter einen Besuch abzustatten und ihm darzulegen, dass eine Vorauszahlung eine weise Sache wäre. Die war zwar nicht vor morgen fällig, aber Mr.K hatte gehört, dass sein Arbeitgeber einen zweiten Mann um den gleichen Gefallen gebeten hatte, und er wollte der erste sein, der bei Porter aufschlug.
Der Grund dafür war einfach: Wer auch immer das Notwendige tat, erhielt das Geld.
Normalerweise nahm Mr.K keine Aufträge an, an denen andere beteiligt waren, denn er verabscheute Rivalitäten. Aber er hatte so oder so zur Messe fahren wollen, um das Messer von Morrell zu holen, und so bot sich die Chance, es gewissermaßen umsonst zu bekommen.
Er schlüpfte durch die Menschenmenge, summte eine tonlose Melodie vor sich hin und sinnierte über Mr. Dovolannis genauen Wortlaut nach.
» Keinen permanenten Schaden zufügen. Wir wollen nur, dass er zahlt.«
Mr.K lächelte. Ein dünnes Lächeln. Ob das Filetieren von Porters Penis wohl als permanent klassifiziert werden kön nt e?
Javier
Der Mann neben ihm am StandNummer 137 reichte dem Verkäufer sechs Einhundertdollarnoten. Der
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