Killers: Roman (German Edition)
du kannst beurteilen, ob ich schneller bin?«
» Glaub schon.«
Der schwarze Mann warf Javier einen Blick zu. » Zuschauen und lernen, Jungchen, zuschauen und lernen. Spandex-Mann, zähl bis fünf.«
Javier bemerkte, dass der Verkäufer zögerte. Die Tatsache, dass ein junger Schwarzer ihm etwas befahl, ging ihm offenbar gehörig gegen seinen rassistischen Strich.
Aber schließlich begann er doch zu zählen.
» Eins… zwei… drei…«
Der Mann streckte sich und legte die Hände auf die Theke.
» Vier… fünf.«
Javier hatte schon schnelle Hände während seiner Zeit bei der Special Air Mobile Force Group gesehen, aber nichts, was mit diesem Typen mithalten konnte. Seine Bewegung floss dahin, ganz ohne Ecken und Kanten. Es war eine perfekte Choreografie. Nun lag sie da, die Waffe, alle vier Teile– Schlitten, Schließfeder, Trommel und Griff.
Javier konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. » Verdammt!«
» Drei Sekunden vielleicht?«, schätzte der Verkäufer.
» Beeindruckend«, gab Javier zu. » Militär?«
» Force Recon. Isaiah im Übrigen.« Der Mann streckte Jav die Hand entgegen, und er nahm sie in die seine.
» Javier.«
Isaiah baute die Waffe wieder zusammen. » Vielleicht laufen wir uns ja bei der Schießanlage wieder über den Weg. Könnten einen kleinen Wettkampf austragen.«
» Etwa ehrgeizig?«, stichelte Javier.
» Ich bin ein Marine, was zum Teufel glaubst du?«
Isaiah klopfte ihm auf die Schulter, und als er in der Menschenmenge verschwunden war, wandte Javier sich wieder dem Verkäufer zu. » Wie teuer?«
» Sechshundertfünfzig.«
» Das ist mehr als der Einzelhandelspreis, wenn ich mich nicht irre.«
» Ich brauche die Waffe nicht zu verkaufen, sie verkauft sich von selbst. Der Preis steht.«
Jav fuhr mit dem Finger über den Schlitten. » Haben Sie einen passenden Schalldämpfer?«
» Schalldämpfer sind in achtunddreißig Staaten nicht erlaubt. Aus welchem Staat kommen Sie?«
» Das habe ich Sie verfickt noch mal nicht gefragt.«
» Wissen Sie, es ist sehr einfach, selber einen zu bauen«, ertönte eine tiefe Stimme.
Jav drehte sich um und musterte den Mann, der hinter ihm erschienen war, und er wunderte sich insgeheim, was es mit Waffenmessen auf sich hatte, dass Wildfremde sich auf einmal wie die besten Kumpel aufführen. Dieser Fremde war weiß und groß. Am schlimmsten aber war, dass er eine Polizeiuniform trug.
Javier hasste Bullen. Sie gehörten in die gleiche Kategorie wie Kakerlaken und Ratten und verdienten es, ausgerottet zu werden. Aber Jav wusste, dass er mitspielen, sich nett und freundlich geben musste. Meistens reichte es, sie zu bezahlen, damit sie zur rechten Zeit wegschauten.
Aber das hieß noch lange nicht, dass er sich in der Öffentlichkeit mit ihnen abzugeben hatte.
» Ich kann mich nicht erinnern, Sie zu unserem Kaffeeklatsch eingeladen zu haben, Officer.«
Der große Mann lächelte ihn an. Jav sah das Namensschild an seiner Uniform– FULLER .
» Ach, wollte nur meinen Senf dazugeben. Eine Plastikflasche und etwas Panzerband haben eine erstaunliche Wirkung, wenn es darum geht, den Schall zu dämmen. Natürlich nicht so gut wie ein speziell für die Waffe konstruierter Schalldämpfer, funktioniert aber einwandfrei.«
» Sehr aufmerksam, danke.«
Javier drehte dem Bullen wieder den Rücken zu, aber Officer Fuller verstand den Wink mit dem Zaunpfahl offenbar nicht. Stattdessen räusperte er sich und flüsterte Javier ins Ohr: » Mir geht es gerade nicht so gut, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich habe einen Kater, der droht, zum Löwen zu mutieren. Können Sie mir nicht etwas verkaufen?«
Jav starrte ihn an, das Gesicht vor Verwunderung zu einer Grimasse verzerrt. » Wollen Sie mich verarschen?«
» Ich habe Geld«, beteuerte Fuller. » Ich brauche nur ein kleines Etwas, damit es nicht mehr ganz so schlimm ist.«
Javier wollte dem Bullen gleich auf der Stelle den Bauch aufschlitzen und hielt dann nach Kameras Ausschau, um zu sehen, ob er hier nicht gerade Opfer irgendeines Fernsehsenders würde. Versteckte Kamera war gerade der Hit, und Ableger davon gab es wie Sand am Meer. » Ich weiß nicht, was mich mehr verletzt: Dass Sie glauben, ich wäre dumm genug, Drogen an einen Polizisten zu verticken, oder dass Sie mich anmachen, weil ich lateinamerikanischen Ursprungs bin und deshalb etwas mit Drogen am Hut haben muss.«
Javier starrte den Bullen unentwegt an, sah aber nichts weiter als Belustigung in seinen Augen– sonst
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