Killers: Roman (German Edition)
während der letzten Wochen unablässig Werbung im Radio gemacht worden war.
Er kaufte sich gerade zwei Spyderco Harpys von einem Messerhändler aus Montana– nicht, dass er sie gebraucht hätte, aber es war ein netter Zeitvertreib–, als ihm StandNummer 81 ins Auge fiel.
Luther machte sich sofort auf den Weg.
Der Verkäufer brachte mindestens vier Zentner auf die Waage und trug eine Glatze und einen Kaiser-Joseph-Bart. Er musterte Luther, machte aber keine Anstalten, sich von seinem Allerwertesten zu erheben. Seine lederne Harley-Davidson-Weste sah aus, als ob sie wochen-, nein, monatelang prallster Mittagssonne ausgesetzt worden war. Luther überlegte, ob es tatsächlich Motorräder gab, die ein solches Gewicht aushalten konnten.
» Ist das ein gutes System?«, wollte Luther wissen.
»Das Beste, das es gibt.«
Luther nahm eine der Überwachungskameras in die Hand.
» Und mit was genau habe ich es hier zu tun?«
Der Verkäufer grunzte, als er sich von seinem Stuhl erhob und zur Verkaufstheke watschelte.
» Dieses 4 CSBN 160-System besteht aus vier CANTEK - CA - IR 420-Nachtsichtkameras, einem NUVICO EVL -405N 4-Kanal 500 GB DVR , vier Dreißig-Meter-Kabelrollen für Stromversorgung und Videoübertragung und sämtlichem Schnickschnack, den man so braucht, um das Ganze zum Laufen zu bringen.«
Luther betrachtete die Kamera ausgiebig von allen Seiten. Elektronik war noch nie sein Ding gewesen, und er hatte kein Wort von dem Geschwafel verstanden, das ihm der Verkäufer an den Kopf geworfen hatte. Aber der IT -Typ, den er letzte Woche aufgelesen hatte, würde ihm sicherlich dabei behilflich sein.
» Ich brauche zwölf Kameras«, sagte Luther, nachdem er die Kamera wieder abgelegt hatte.
Der Verkäufer lächelte. » Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie kaufen drei Komplettsysteme, und ich gebe Ihnen einen PRO 700E Minuteman dazu.«
» Und was ist das?«
» Ein Überspannungsschutz samt Backup-System. Schier unverzichtbar.«
Luther musste nicht einmal darüber nachdenken. » Ist gekauft. Packen Sie alles ein?«
» Klar doch. Geben Sie mir eine Dreiviertelstunde.«
Als Luther sich abwandte, hätte er schwören können, dass jemand seinen Namen gerufen hatte.
Er ignorierte es und machte sich auf und davon.
» Luther!«
Er hielt inne, überlegte, ob er einfach weitergehen, sich durch die Menschenmenge kämpfen sollte, einfach weg von hier. Hatten Andy oder Violet oder sonst ein Gesetzeshüter ihn vielleicht ausfindig gemacht?
» Luther!«
Aber seine Neugier gewann die Oberhand. Er blieb stehen– noch immer dazu bereit, jeden Augenblick von der Bildfläche zu verschwinden–, um einen Blick über die Schulter zu werfen.
Nein.
Unmöglich.
Luther hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie gefreut, jemanden zu treffen, aber in diesem Augenblick verspürte er keinerlei Abscheu, als seine Augen auf einen Mann trafen, den er seit über acht Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Also drehte er sich um und bahnte sich einen Weg durch die Unmenge von Landeiern. Es huschte ihm sogar ein Lächeln über das Gesicht. Es war ein harter Monat gewesen, und es tat ihm gut, einen Freund zu treffen.
» Wie geht es dir, Charles?«
Charles Kork hatte sich kaum verändert, sah noch immer beinahe genauso aus wie damals– dünn, dunkel und gefährlich. Neben ihm stand eine blonde Frau, die so wunderschön war, dass Luther es nicht einmal wagte, sie anzuschauen.
Die Männer schüttelten sich die Hände, und Charles stellte die Frau mit einem Grinsen vor: » Luther, meine Schwester Alex. Ich habe ihr alles über dich erzählt. Alex, kannst du dich noch an die Geschichte mit den Krähen erinnern?«
Luther kam sich völlig entblößt vor. Nicht nur stand er direkt vor einer atemberaubenden Frau– wenn Charles ihr alles über ihn erzählt hatte, wusste sie außerdem von seinen… Vorlieben.
Er streckte ihr die Hand entgegen und zwang sich dazu, ihr in die Augen zu schauen. Sie nahm sie in die ihre und drückte zu wie ein Mann.
» Mein Bruder hat von dem künstlichen Blutegel geschwärmt«, begann sie. » Das ist sooooo scharf.«
Luther errötete bis in die Ohrspitzen.
» Ach, das muss dir nicht peinlich sein. Ich mag böse Jungs.« Sie legte den Arm um Charles’ Hüfte, aber die Geste hatte absolut nichts mit Geschwisterliebe gemein.
» Ich besitze eine ganze Sammlung antiker Medizininstrumente«, meinte Luther. » Natürlich habe ich sie nicht dabei, aber vielleicht kann ich sie Ihnen einmal zeigen.«
» Allein der
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