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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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die Stirn. » Dr. Lanz hat Ihnen die Nervenblockade vor weniger als zwei Stunden verabreicht– Sie sollten eigentlich gar nichts spüren.«
    » Was ist eine Nervenblockade?«
    » Eine Mischung aus Lidocain, Corticosteroiden und Adrenalin. Sie kriegen eine Dosis alle zwölf Stunden. Ohne würden Sie es vor Schmerzen nicht aushalten können.«
    » Ich dachte, dafür habe ich das Morphium.«
    » Ach, das nimmt der Sache nur den Stachel. Der Nervenblock hält Sie davon ab, wie am Spieß zu schreien.«
    » Können Sie ihn rausnehmen?«, wollte Lucy wissen.
    » Was rausnehmen?«
    » Den Katheter, damit ich aufs Klo gehen kann.«
    » Sie können nirgendwo hingehen, zumindest nicht mit den Beinen.«
    » Ich bin mir sicher, dass ich es schaffe«, versicherte Lucy der Schwester.
    Winslow strich sich die Haare aus dem Gesicht. » Lucy, Sie haben noch nicht gesehen, in welchem Zustand Ihre Beine sich befinden, oder?«
    » Nein, warum?«
    Die Schwester biss sich auf die Unterlippe.
    » Warum?«, wiederholte Lucy.
    » Ich muss die Bandagen so oder so wechseln. Ich zeige es Ihnen.«
    Die Schwester schaltete die Vakuumpumpe aus und ging zu der Maschine, die am Fuß des Bettes stand. Sie nahm eine Schere von dem Tablett und machte sich an den Bandagen um Lucys rechtes Bein zu schaffen.
    Lucy beobachtete Schwester Winslow, wie sie ihr Bein befreite und die Schere dann wieder auf das Tablett legte.
    » Ich würde Ihnen raten, ein- oder zweimal auf die Morphiumpumpe zu drücken«, riet die Schwester ihr.
    Lucy tat, wie ihr geheißen.
    Winslow begann an der Hüfte und pellte den schwarzen Schaumstoff ab, ehe sie vorsichtig die Bandagen um Lucys Bein abnahm.
    » Sagen Sie Bescheid, falls Ihnen schlecht werden sollte«, meinte die Schwester.
    » Ich kann einiges vertragen… Ist das Schorf?«, wollte Lucy wissen.
    » Nein«, erwiderte die Schwester. » Man braucht Haut, damit sich Schorf bilden kann.«
    Ihr Fuß war weitgehend intakt geblieben, aber als sie versuchte, die Zehen zu beugen, konnte sie ihre fünf Mittelfußknochen sehen.
    Aber die richtig schwerwiegenden Verletzungen begannen erst oberhalb der Ferse.
    Teile des Schienbeins und die halbe Kniescheibe waren entblößt.
    Es war nicht das erste Mal, dass sie rohes Fleisch sah, aber normalerweise hatte es immer jemand anderem gehört, nachdem sie ihn mit hundertzwanzig Sachen acht Kilometer über die Straße geschleift hatte– und dann war kaum noch etwas davon übrig geblieben.
    Ihr vorderer Schienbein- und der zweiköpfige Wadenmuskel schienen weitgehend unversehrt. Sie konnte sie sogar bewegen.
    » So weit alles gut?«, erkundigte sich Schwester Winslow.
    » Weiß nicht.«
    » Das sieht ganz schön schlimm aus, aber Hauttransplantate können Wunder wirken.«
    Lucy starrte darauf, wie Winslow sich jetzt an das linke Bein machte.
    Das war noch schlimmer.
    Weniger Haut, und es schien, als ob Teile des Oberschenkelmuskels in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Als sie versuchte, ihn anzuspannen, verhielt er sich anders als der des rechten Beins. Sie schaffte es kaum, dass er sich bewegte.
    Das war schlimm– nicht, weil sie eitel war, sondern weil ihr Aussehen zu den Grundvoraussetzungen ihrer Arbeit, ihrer Camouflage gehörte. Es hielt immer jemand für sie an, wenn sie im Sommer mit einem Rock, der keine fünf Zentimeter über ihrem Schritt endete, am Straßenrand stand.
    Selbst wenn sie sich von diesen Verletzungen erholte, würden ihre Beine nie wieder so wie früher aussehen.
    Schrecklich würden sie aussehen.
    Und das war Donaldsons Schuld.
    Ganz allein seine.
    Lucy hatte noch nie jemandem aus Wut Schmerzen zugefügt. Bis zu diesem Zeitpunkt war es stets aus Gründen der Neugier und der Lust und noch etwas anderem gewesen, das sie nicht mit Worten ausdrücken konnte.
    Das sollte sich jetzt ändern.
    In dieser Nacht.
    Sie überlegte, wie spät es wohl sein konnte. Die Vorhänge in ihrem Zimmer waren die ganze Zeit lang zugezogen gewesen, aber das Licht, das durch sie schien, nahm zusehends ab und besaß jetzt die blasse, orangefarbene Qualität der untergehenden Sonne.
    » Wissen Sie zufällig, wie spät es ist?«, erkundigte sich Lucy.
    Winslow tupfte ihr rechtes Bein mit einer grässlich stinkenden Tinktur ab, und Lucy wunderte sich insgeheim, wie weh es wohl tun würde, wenn sie sich nicht die Extradosis Morphium in die Venen geschossen hätte.
    Winslow blickte auf die Uhr um ihr Handgelenk. » Viertel nach sechs.«
    » Das brennt total«, meinte Lucy.
    » Die Tinktur?

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